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AsylFlüchtling mit Tuberkulose lebt monatelang in Kölner Turnhalle

Lesezeit 2 Minuten

Blick in eine zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionierte Turnhalle.

  1. Ein junger Flüchtling, der an offener Tuberkulose erkrankt ist, war ein halbes Jahr lang in einer Turnhalle in Widdersdorf untergebracht.
  2. Er kam in die Massenunterkunft, obwohl die Krankheit bei einer Untersuchung entdeckt wurde.

Widdersdorf – Ein an offener Tuberkulose leidender Flüchtling hat ein halbes Jahr lang in einer Turnhalle in Widdersdorf gewohnt, ohne dass die ansteckende Krankheit entdeckt worden wäre.

Der Jugendliche aus Afghanistan war nach Angaben des Gesundheitsamtes im November 2015 mit seiner Familie in einer Landeseinrichtung in Düsseldorf angekommen. Im Rahmen der Erstuntersuchung war er auch auf Tuberkulose getestet worden – mit positivem Befund. Der jedoch ging auf dem Weg zwischen Düsseldorf und Köln offenbar verloren, so dass die Familie trotz der alarmierenden Diagnose in einer Turnhalle untergebracht wurde.

Einer Ehrenamtlerin der Willkommensinitiative „Widdersdorf hilft“ ist es zu verdanken, dass die Krankheit doch entdeckt wurde. Die Flüchtlingspatin brachte den stark hustenden Jugendlichen im Mai zu einem Facharzt, der ihn ins Krankenhaus überwies.

„Der Flüchtling hätte angesichts seines Gesundheitszustands niemals in eine Gemeinschaftsunterkunft kommen dürfen“, sagt Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig. Dass es trotzdem dazu kam, erklärt Anne Bunte, Leiterin des Gesundheitsamtes, mit Mängeln bei der Kommunikation zwischen Land und Stadt. „Wir haben immer wieder erhebliche Probleme, Informationen über die uns zugewiesenen Flüchtlinge zu bekommen.“

Im konkreten Fall sei zudem der Begleitzettel zur Erstuntersuchung falsch ausgefüllt worden. Dieser habe keinen Hinweis auf eine Erkrankung enthalten. Nach Bekanntwerden des Falls wurden Anfang Juli alle Kontaktpersonen zu einer Untersuchung geladen.

Neben den Turnhallen-Bewohnern mussten sich auch Ehrenamtler und die Schulklasse eines Gymnasiums in Brauweiler, das der Jugendliche besuchte, testen lassen. „Unseres Wissens hat sich niemand angesteckt“, so Bunte.

Die Verunsicherung in Widdersdorf ist dennoch groß: Viele Flüchtlingshelfer haben ihr Engagement aus Angst vor Ansteckung eingestellt. Bunte warnt dagegen vor Panik. „Der Großteil der Asylbewerber ist gesund.“ Seit Anfang des Jahres seien nur 15 Tuberkulose-Fälle bei Flüchtlinge zu verzeichnen.