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AusstellungDas Buch als sinnliche Erfahrung

Lesezeit 2 Minuten

Gernot Cepl und Elisabeth Broel sind auf kreative Unikat-Buchgestaltungen spezialisiert.

  1. Rückblick auf die Geschichte der Künstlerbuch-Messe Editionale

Lindenthal – Nirgends könnte eine Ausstellung über die unendlichen Verwandlungsmöglichkeiten von Büchern besser platziert sein als in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, wo ganz praktisch die grundsätzliche Kraft des Buches und seine kulturelle Bedeutung entfaltet wird. "Editionale Köln 2000 bis 2016" heißt die umfangreiche Präsentation, die zum Ausdruck bringt, was sich mit Büchern in künstlerischer Gestaltung alles machen lässt.

Die Editionale ist eine Messe für Künstlerbücher, Editionen und Buchobjekte, die von den Künstlern Elisabeth Broel und Gernot Cepl im Jahr 2000 erstmals auf die Beine gestellt wurde und seitdem neun Mal in Köln stattfand. Einzigartige, sinnlich erfahrbare Bücher wollen sie der Massenware Buch entgegen stellen. Und zugleich das seit dem Mittelalter bezaubernde Medium des Buch-Unikats aus seinem Nischendasein heraus holen. Viele Künstler und Kleinverlage waren an den bisherigen Ausgaben der Messe beteiligt, deren Standzahl bewusst auf 20 beschränkt ist. "Die Messe muss dem kleinen, feinen Charakter des Künstlerbuches entsprechen," erklärt Elisabeth Broel.

Das vermittelt auch die Ausstellung. Sie fasst die Geschichte der außergewöhnlichen Kunstveranstaltung in einer Text- und Pressedokumentation und in anschaulichen Kunstobjekten zusammen. Broel und Cepl selbst zeigen mit eigenen Werken, wie sich mit gewitzten Kunstgriffen aus Massendruckwerken einzigartige Bücher machen lassen.

Das Zerknäulen von Seiten ist dabei ebenso eine Möglichkeit wie das Hineincollagieren unerwarteter Elemente in vorhandene Buchseiten. Objekte von Eusebius Wirdeier zeigen, wie sich mit Fundstücken Zauber und Irritation stiften lassen. Setsuko Fukushima demonstriert, wie sich mittels Ausschnitten in vorhandenen Büchern neue Bücher machen lassen. John Gerard und Daniel Hees bringen die Bedeutung von handgeschöpften Papier als Faktor der Wahrnehmung und Imagination zum Ausdruck. Ingo Caesaro und Karl Georg Hirsch verändern das klassische Buchformat zum Dreieck und spielen mit den Möglichkeiten von Faltung und Textverschiebung.

Die Ausstellung macht die grundsätzliche Beziehung von Text und Bild, Literatur und bildender Kunst, sinnlichem und geistigem Bucherleben bewusst. Sie regtdazu an, die vielfach gewohnte Nüchternheit im Umgang mit Büchern nicht für die einzig mögliche zu halten. Und jenseits der digitalen Technik bietet sie darüber hinaus unzählige Anregungen für eigene Kreativprozesse beim Schreiben und Textgestalten.

Ausstellung: Universitäts- und stadtbibliothek Köln, Universitätsstraße 33, geöffnet Mo-Fr 9-24 Uhr, Sa,So 9-21 Uhr, bis 13.5.