Autofreie EhrenstraßeWas Passanten und Geschäftsleute von der Veränderung halten
Köln – So schnell geht es selten in Köln. Am Freitag wurde verkündet, dass die Ehrenstraße nun tatsächlich Fußgängerzone wird. An diesem Montag waren Arbeiter bereits dabei, die vielen Poller entlang der Straße abzubauen, damit Fußgänger bald ohne Hindernisse hier flanieren können. Wir haben uns bei Geschäftsleuten und Passanten umgehört, wie sie es finden, dass die Ehrenstraße autofrei wird.
Vor dem neuen Zimtschneckenladen Cinnamood hat sich eine lange Schlange gebildet – und hier zeigt sich exemplarisch, mit welchen Schwierigkeiten die Fußgänger auf der Ehrenstraße bisher zu kämpfen haben. Der Bürgersteig ist so eng, dass neben den Wartenden kaum ein Durchkommen ist und so mancher Fußgänger dann eben auf die Straße ausweicht – mitten in den Verkehr.
Vera und Tanja sind aus dem Kölner Umland zum Shoppen gekommen. „Die Umwandlung ist gut, hier ist so wenig Platz. Und es gibt so viele Fast-Unfälle, weil die Fahrradfahrer hier wie die Irren rasen.“ Sie sind auch oft abends hier und da sähe man die dicken Autos fünfmal um den Block fahren. „Das braucht kein Mensch.“
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Bürgersteig der Ehrenstraße ist zu eng
Jannike und Kim aus Nippes sind mit ihren Babys unterwegs – zwei Kinderwagen nebeneinander, das ist eine große Herausforderung, gemütliches Schlendern ist etwas anderes. Die Fußgängerzone begrüßen sie sehr. „Das sollte man viel öfter machen in Köln, zum Beispiel auf der Neusser Straße am Wochenende.“ Dass die Fahrradfahrer auch weiterhin freie Durchfahrt haben, stört sie nicht. „Die haben dann ja auch mehr Platz und man kann besser aufeinander Rücksicht nehmen.“
Judith Schellhammer ist da etwas skeptischer, was die Fahrradfahrer angeht. „Die sind bisher extrem schnell, dann müssen die aber auch ordentlich fahren, wenn es Fußgängerzone wird.“
Bei den Geschäftsleuten sind die Reaktionen auf die Verbannung der Autos gemischt. René Safak, Chef des alteingesessen Leder-Shops, ist begeistert. „Darauf haben wir 20 Jahre lang gewartet.“ Bei der hohen Passantenfrequenz und dem regelmäßigen Verkehrschaos auf der Straße gebe es gar keine andere Wahl. Während der Pandemie war die Ehrenstraße einige Male am Wochenende gesperrt und da habe man gesehen, wie gut das funktioniere. Und auch das „Showfahren“ der großen Autos höre dann endlich auf.
Berüchtigte Monaco-Kurve an der Ehrenstraße
Der Bereich rund um das Café de Paris an der Ecke Benesisstraße wird nicht umsonst „Monaco-Kurve“ genannt. Dort kurven die Luxusautos – oft aus dem Umland – am liebsten herum. Safak hofft allerdings, dass die Stadt auch daran gedacht hat, Bürgersteig und Fahrbahn auf eine Höhe zu bringen. Sonst sei Stolpern vorprogrammiert.
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Taiza Rulfs bietet im „Motel a Miio“ portugiesische Keramik an. Sie findet die Fußgängerzone gut. „Aber wir verkaufen Geschirr. Da können die Pakete schon mal schwer sein. Deshalb wäre es gut, wenn Kunden weiterhin zumindest kurz vorfahren können. Eine kleine Ladezone würde schon reichen.“
Ansonsten wird sie wie ihre Kundin Renate Bosbach-Eisele den Verkehr nicht vermissen. Denn die meisten, die hier durchfahren, seien eh keine Käufer. „Die wollen nur ihre Autos zeigen.“
Franz König von der Buchhandlung Walther König hat eine etwas andere Sicht auf die Dinge. „Aus dem Bauch heraus finde ich es schade, weil damit ein Stück Normalität wegfällt.“ Die Autos gehörten nun einmal zur Ehrenstraße. Und die Enge bringe ja auch eine gewisse Geschäftigkeit und Belebtheit. Eine ganz eigene Stimmung, die man immer mit der Ehrenstraße verbunden habe.
Fußgängerzone zwischen Ring und Nord-Süd-Fahrt
Außerdem entstünde nun eine sehr lange Fußgängerzonen-Strecke, die vielleicht als nicht mehr so attraktiv wahrgenommen würde und die Stadt durchtrenne. Tatsächlich wird die Fußgängerzone am Ende vom Ring bis zur Nord-Süd-Fahrt gehen, denn auch das jetzt noch befahrene Stück der Breite Straße wird gesperrt. Wie sich die Autofreiheit auf die Geschäfte auswirken wird? „Da muss man abwarten“, sagt Franz König.
Nun also werden schon einmal sämtliche Poller abgebaut, die in der Pandemie aufgestellt wurden, um das Parken am Straßenrand zu unterbinden. Auf den Flächen sollen später Sitzgelegenheiten entstehen und Bäume gepflanzt werden. Fußgängerzone wird die Ehrenstraße offiziell am 18. April. Dann müssen nur noch Fußgänger und Radfahrer miteinander auskommen.