40 Jahre BAPWas aus den ehemaligen Mitgliedern der Kölner Band wurde
Köln – Beim Jubiläumskonzert zum 40-jährigen Bestehen wird BAP am Mittwochabend in der Lanxess-Arena auf die Bandgeschichte zurückblicken. Eine erfolgreiche Vergangenheit, zu der viele Musiker beigetragen haben. Wir zeigen, wer wann dazu gehörte und wie es nach dem Ausstieg weiterging.
Der Immobilieninvestor
Bernd Odenthal spielte 1978 bis 1980 Keyboard – eher als Hobby, wie er selber sagt. Seine berufliche Perspektive war schon damals eine andere: Aus dem Kaufmann wurde ein erfolgreicher Immobilienmanager. Zuletzt spielte er keine unwichtige Rolle in der Debatte um die Zukunft der Kölner Oper. Odenthal bot der Stadt die Veranstaltungshalle Palladium zum Kauf an, als Preis waren 10 bis 12 Millionen im Gespräch. Der Kauf von alten Industriegebäuden, die saniert und umfunktioniert werden, ist sein Fachgebiet. Das erste Erfolgsprojekt, das er mit BAP-Manager „Ballou“ Temme stemmte, war das E-Werk in der Schanzenstraße, aus dem die beiden 1991 eine Top-Location für Konzerte und Partys machten. Fast alle damaligen BAP-Mitglieder wurden beim E-Werk zu Investoren. Beteiligt ist Odenthal auch an anderen Projekten auf dem einstigen Felten & Guillaume-Areal, etwa am ehemaligen Verwaltungsgebäude des Industriebetriebs, in dem unter anderem die TV-Produktionsfirma Brainpool sitzt. In einer Band hat er nach dem BAP-Ausstieg nie wieder gespielt.
Der Musikproduzent
Manfred „Schmal“ Boecker (64) stieg 1995 zusammen mit Stefan Kriegeskorte nach einer halben Ewigkeit an der Seite von Wolfgang Niedecken aus, nachdem es heftig gekracht hatte. Die Verbindung zwischen Ex-Percussionist und Ex-Bassist hat bis heute Bestand. Boecker ist heute Mieter bei Kriegeskorte und betreibt mit dem Musiker Dieter Krauthausen in Raderberg ein äußerst erfolgreiches Tonstudio, in dem Marius Müller-Westernhagen, Herbert Knebel und Arno Steffen aufgenommen haben. Das Studio hat auch einen glänzenden Ruf, wenn es um die Produktion von Konzert-, Image- und Schulungsfilmen geht. Ab und zu trommelt Boecker noch mal, zum Beispiel um Produktionen mit Kindern wie der „Mondbande“ zu unterstützen. Auch als Maler ist Boecker weiterhin aktiv.
Der Kiesfabrikant
Hans „Honce“ Heres machte 1980 Platz für Klaus „Major“ Heuser und wurde zum Chef eines Werks für Rheinkies und Sand in Bornheim. Im elterlichen Betrieb hatte BAP zuvor auf einer großen Waage geprobt. Der Kaufmann versuchte es auch noch einmal mit Musik, doch die Kölsch-Rock-Band „Hätz“ blieb den meisten unbekannt.
Der Urschlagzeuger
Wolfgang „Wolli“ Boecker (58) gab 1983 die Schlagstöcke ab. Wie es heißt, ist er ins Versicherungsgeschäft eingestiegen.
Der Bassspieler
Wolfgang „Gröön“ Klever zupfte die Bassgitarre auf der Langspielplatte „Wolfgang Niedecken’s BAP rockt andere kölsche Lieder“. Er ging 1980.
Der ewige Major
Ohne Klaus Heuser (59) hätte es BAP wohl niemals an die Spitze der Charts geschafft. Der „Major“, wie der in Leverkusen-Wiesdorf aufgewachsene Gitarrist in Anspielung auf den „Major Healy“ in der TV-Serie „Bezaubernde Jeannie“ genannt wurde, machte aus Musikanten eine Rockband. Er sorgte für professionellen Schliff, von ihm stammt die Musik von Hits wie Verdamp lang her und Kristallnaach. BAP ohne den Major, wie soll das gehen? Das fragten sich viele Fans, als Heuser 1999 nach 19 Jahren seine Paul-Reed-Smith-Gitarre in den Koffer packte und die Band verließ. „Es ist zwar kein Geheimnis, dass Wolfgang und ich uns am Ende auch nicht mehr so gut verstanden. Aber es ging vor allem darum, dass ich nach 20 Jahren etwas Neues machen wollte“, sagte Heuser später. Seither arbeitet er als Produzent, Komponist und Solokünstler. Bereits 1997 hatte Heuser, der einst in die gleiche Schulklasse ging wie Henning Krautmacher von den Höhnern, das Brings-Album „5“ produziert. Seine Liebe zum Blues lebte er etwa in der Zusammenarbeit mit Richard Bargel aus. In diesem Jahr stehen noch 26 Auftritte der Klaus Major Heuser Band an, mal im Downtown Blues Club in Hamburg, mal im Textilmuseum im bayrischen Helmbrechts. Der Major lebt in Rodenkirchen, seine Jeannie heißt Marion und sitzt für die Grünen im Kölner Stadtrat.
Der Ein-Album-Pianist
Matthias Keul spielte bei der Studio-Aufnahme von „Affjetaut“ das Keyboard; keiner war kürzer dabei als er. Auf das Tourneeleben eines Rockmusikers hatte er keine Lust. Der ausgebildete Pianist, Komponist und Produzent war einer der prägenden Köpfe und Mitgründer von „The Piano Has Been Drinking“. Er spielte bei „Dunkelziffer“ und der „Damo Suzuki Band“. Außerdem sind zahlreiche Solo- und Bandprojekte mit seinem Namen verbunden, und er produziert Filmmusik.
Der Mitinhaber des Hallmackenreuter
Stefan Kriegeskorte (65) ist den BAP-Fans besser als „Steve Borg“ bekannt. Zurückhaltend und öffentlichkeitsscheu war er schon als Bassist und Cellist in der Band, daran hat sich bis heute nichts geändert. Kriegeskorte hat in Raderberg ein wunderbares altes Fabrikgebäude gekauft. Er wohnt im alten Pförtnerhaus. Im Haupthaus, über dessen Rampen früher einmal Särge verladen wurden, gehört Ex-Kollege Schmal Boecker zu seinen Mietern. Dort soll Kriegeskorte auch einem ungewöhnlichen Hobby nachgehen: Der Hausverwalter und Musikverleger soll Apothekeneinrichtungen sammeln, wird berichtet. Er ist Chef der Plattenfirma „The Record Company“, bei der Künstler wie Jürgen Becker, Ingo Appelt, Basta und die Wise Guys CDs veröffentlicht haben. Sie ist auch Partner von Ex-BAP-Kollege Klaus Heuser. Schon vor seinem Ausstieg bei BAP 1995 schaffte er sich als Gastronom ein weiteres Standbein. Er ist Mitbesitzer des Kultlokals „Hallmackenreuther“ am Brüsseler Platz.
Der Ex-Wirt der Kaschämm
Christian „Kalau“ Keul war in den 80er Jahren nicht nur der bekannteste Kölner Bandroadie, er war auch Gastmusiker, der nahezu alle Musiker auf der Bühne hätte ersetzen können. Das Multitalent spielte nach dem Ende der Zusammenarbeit mit BAP noch in mehreren anderen Konstellationen und sang im Background zum Beispiel für Wolf Maahn und Gerd Köster. 1997 machte er in Nippes die Kneipe „Kaschämm“ auf, musste aber sieben Jahre später als Wirt wieder aufgeben.
Der Macher
Roland „Balou“ Temme war von 1982 bis 1999 Manager von BAP. Und da man sich damals als Kollektiv verstand, war er ein Bandmitglied ohne Instrument – und mit einigen Nebenjobs: Er kümmerte sich um weitere Bands wie Brings, und stieg mit dem Kauf und Umbau des E-Werks erfolgreich ins Kölner Immobiliengeschäft ein. Noch erfolgreicher wurde seine Karriere als Konzertveranstalter: Er organisiert Tourneen für Udo Lindenberg, André Rieu und Peter Maffays „Tabaluga“. Auch Marius Müller-Westernhagen gehörte bis 2008 zu den von ihm betreuten Künstlern. Seit 2010 betreibt das Multi-Organisationstalent zudem den Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz. Seine Büros befinden sich im so genannten „Hochhaus“, an der Schanzenstraße 60, das ihm gehört. Vor zwei Jahren brachte er seine Kontakte, Geld und sein Können in die Organisation von „Birlikte“ ein, damit die große Kundgebung mit Bundespräsident und viel musikalischer Prominenz gestemmt werden konnte.
Zu früh gestorben
Pete King hatte mit der britischen Band „After the Fire“ erste Erfolge. Deren Instrumentalsong „80-f“ ist vielen Kölnern noch heute bekannt – als von „Köbes Underground“ gespieltes Intro der Stunksitzung. Pete King wurde 1986 Nachfolger von Jan Dix und trommelte zwei Jahre bei BAP, bevor er im Juli 1987 an Hodenkrebs starb. 1988 setzten ihm BAP auf ihrem Album „Da Capo“ mit dem Song „Flüchtig“ ein musikalisches Denkmal.
Der Frührentner
Jan-Christoph Dix (59), der während der „Vun drinne noh drusse“- Tour auf den Stuhl des Schlagzeugers gesetzt wurde, schmiss während der Studioaufnahmen für „Ahl Männer, aalglatt“ 1986 hin. Er verließ BAP in Richtung Hamburg, ließ nicht nur die Band, sondern zahlreiche weitere Verbindungen mit bekannten Musikern der Stadt zurück. Er versuchte, weiter als Schlagzeuger sein Geld zu verdienen, trommelte unter anderem in einem Varieté-Ensemble. Weil das auf Dauer nicht funktionierte, arbeitete er in handwerklichen Bereichen. Nebenher spielte er in Tanzkapellen und der Reggae-Gruppe Oneness um den Zweitligafußballer Farai Mbidzo. Wegen gesundheitlicher Probleme ist er nach eigenen Angaben heute Frührentner.
Der Gelegenheitstourer
Schlagzeuger Jürgen Zöller (68) spielte länger als jeder andere bei BAP, mit Ausnahme des Chefs natürlich. Er setzte sich 1987 zum ersten Mal hinter die Trommeln, gab 27 Jahre lang den Takt an und hielt bis zum Erreichen des Rentenalters durch. „Die Gründe sind rein privater Natur“, wandte sich Zöller nach seinem Ausstieg im September 2014 an die Fans. „Bestenfalls habe ich jetzt das letzte Drittel vor mir. Und das möchte ich nicht mehr mit langen Tourneen und der Trennung von meiner Familie verbringen.“ So ganz ohne Musik geht es allerdings nicht für den heute in Karlsruhe lebenden Drummer, der früher unter anderem bei Supermax, Wolf Maahns Deserteuren und mit Rainhard Fendrich spielte. Im kommenden September wird das Album „Flucht nach Vorn“ seiner Band Zöller & Konsorten erscheinen. Mit dabei: Steffi Stephan (Panikorchester), Christoph Stein-Schneider (Fury in the Slaughterhouse) und Lyle Närvänen (ehemals Leningrad Cowboys).
Der Begleiter von Gerd Köster und Inga Rumpf
Helmut Krumminga (54) war von 1999 bis 2014 Leadgitarrist und hat eine Reihe von Songs komponiert. Es begann mit einem Anruf Wolfgang Niedeckens am Silvestervorabend 1998, der einen Nachfolger für den zum Ausstieg entschlossenen Major suchte. Auf Empfehlung Jürgen Zöllers und Werner Kopals, die ihn von ihrer früheren Zusammenarbeit schätzten, wurde Krumminga zu einer zweiwöchigen Testsession nach Kronenburg eingeladen. Es funktionierte – bis zur Trennung nach 15 Jahren. Krumminga äußerte sich nicht öffentlich zu den Gründen. „Es hat sich auseinanderentwickelt“, hieß es von Niedecken damals nur. Die Zeit der festen Bandbesetzungen sei ohnehin vorbei. Einen festen Platz hat Krumminga mittlerweile an der Seite von Gerd Köster und Frank Hocker. Zuweilen tritt der gefragte Studiomusiker mit der Sängerin Inga Rumpf auf; als Duo Inga und Krumminga oder mit den Ex-BAP-Kollegen Kopal und Michael Nass als Band.
Der Höhnerfreund
Jens Streifling (50) beherrscht mehrere Instrumente, bei BAP spielte er von 1996 bis 2002 Saxophon und Gitarre. Niedecken war erstmals bei dem Arsch huh-Konzert auf den in der Nähe von Leipzig geborenen Musiker aufmerksam geworden, der seine erste Erfahrungen im Jugendorchester des VEB Braunkohleveredlung Espenhain gesammelt hatte. 2003 ereilte ihn der Lockruf der Höhner. Seitdem verdient er sein Geld auch im Karneval. Der Inhaber eines Musikverlags arbeitet viel mit jüngeren Bands zusammen. Unter anderem war er an den ersten Produktionen von Hanak beteiligt.
Die karibische Sängerin
Die aus Barbados stammende Sheryl Hackett war als Sängerin und Percussionistin von 1998 bis 2003 dabei. Sie starb 2005 im Alter von 45 Jahren.
Der Dauertrommler
Der in Chile geborene Percussionist Mario Ardangona (65), ein international gefragter Musiker und Arrangeur, gehörte 1996 und 1997 zu BAP. Heute leitet er bundesweit Trommel-Workshops, Fortbildungsseminare, Unterrichts- und Mitmach-Konzerte mit Kindern und Erwachsenen.