Eine sonnenverwöhnte Haut hat der Mann, der mit Vergnügungsparkfotos Millionen machte, schlank wie mit 18 ist er und tiefenentspannt, ein bisschen wie der Beckenbauer. Und was Bernd Kollmann angefasst hat, ist ja auch zu Gold geworden.
Vor allem die Sache mit den Familienfotos auf der Wildwasserbahn, den Western- und Prominentenfotos im Brühler Phantasialand, über die er nicht so gern redet wie über seine Zeit als Pressefotograf, aber trotzdem noch ganz gern. „Es war ja nicht meine Berufung, Kamera und Lichtschranke an einer Wildwasserbahn aufzustellen und jedes Jahr ein paar Hunderttausend Bilder zu machen, aber Umsatz und Gewinne haben mich entschädigt“, sagt er lachend.
Bernd Kollmann sitzt auf der Terrasse seiner Villa im Hahnwald, der Pool plätschert vor sich hin, auf dem Tisch stapeln sich die Ruhmesbilder: Peter Alexander und Michael Jackson in der Wildwasserbahn, Heino vor Pappfiguren von Lady Di und Prinz Charles, Kollmann selbst mit Siegfried und Roy. Als er mit 16 Adenauer und Kennedy beim Staatsempfang in Godesberg fotografierte und beschloss, Zeitungsfotograf zu werden, hatte der gebürtige Bonner Bernd Kollmann sich noch geschworen: „Nie will ich Pass- oder Familienfotos machen.“
Böse Zungen sagen, Kollmann habe 1979 des Geldes wegen seine Liebe verlassen. Er selbst sagt das auch. Seine Liebe war die Zeitung, das Geld lockte im Vergnügungspark. Kollmann verließ den „Express“, um im Phantasialand reich zu werden. Er verließ die Liebe nie ganz, er betrog sie gewissermaßen 16 Jahre lang, „abgerissen ist der Kontakt zur Zeitung ja nie. Wenn das Phantasialand zuhatte, zwischen November und April, habe ich für Zeitungen fotografiert“.
Die goldene Zeit des Boulevardjournalismus
Der 65-Jährige kann sich verlieren in den Geschichten von damals: Wie er den „Stern“-Chefs Bilder von der Schleyer-Entführung verkaufte – für viele Tausend Mark. Wie er ein Treffen von Willy Brandt und SED-Politiker Willi Stoph fotografieren sollte, als einziger zwei Jugendliche sah, die eine DDR-Fahne zerrissen und sich vom „Stern“ mit 1000 Mark abspeisen ließ. Man muss Zeit mitbringen, um seine Geschichten aus der goldenen Zeit des Boulevardjournalismus zu hören. „Uns wurden damals rote Teppiche ausgerollt“, sagt Kollmann.
Im Brühler Park vergnügten sich die anderen. Kollmann verwandelte sich vom Starreporter, der früh einen begehrten Journalistenpreis erhielt, zum perfektionistischen Dienstleister. Er ließ für viel Geld ein Zählwerk entwickeln, mit dem die Negative den rund 2000 Fahrgästen der Wildwasserbahn zugeordnet werden konnten, die er dort täglich ablichtete. Ausgelöst wurden die Kameras per Lichtschranke. Um die Bilder besser sichten zu können, ließ er sie auf eine spezielle Filmrolle ziehen und an die Wand projizieren – so konnten seine Mitarbeiterinnen Bilder und Besucher schneller vergleichen. „In wenigen Monaten hatte ich die Umsätze meines Vorgängers verzehnfacht.“
Im Westernstudio, in dem sich Besucher in Cowboytracht fotografieren lassen können, entfernte er alle Spiegel, um keine Modenschauen aufkommen zu lassen. Schülerinnen zogen die Besucher in Windeseile um – „wer Geld verdienen will, muss schnell sein“. Die Rahmen für die Westernfotos importierte er aus China, um neun Mark pro Rahmen zu sparen. Aus den USA brachte Kollmann die Idee mit, Besucher zwischen Pappmaché-Figuren von Prominenten zu stellen und zu fotografieren: „Funktionierte blendend, funktioniert immer noch.“ Wenn er von seinen erfolgreichen Geschäften erzählt, ist der 65-Jährige so selig wie Dagobert Duck.
30 000 Mark für ein Foto von Michael Jackson
Kollmann wurde zum Massenfotografen, der Goldene Kameras und Filme für die meisten Fotos und Filme pro Jahr erhielt, seine vernachlässigte Liebe ließ ihn nie los. Auch 1992 nicht, als er mit einem Wildwasserbahn-Foto so viel Geld verdiente wie mit keinem Zeitungsfoto. Er hatte Michael Jackson und zwei Jungen auf der Wildwasserbahn abgelichtet – eines der Kinder soll Jackson damals sexuell missbraucht haben. Der „Stern“ bot 3000 Mark, Kollmann handelte 50 000 aus. „Am nächsten Tag musste ich leider auf 30 000 runtergehen, weil ich das Bild auch meinen Freunden von der Rundschau gegeben hatte.“
1996 brauchte man ihn im Phantasialand nicht mehr. Es gab jetzt Digitalkameras, das Handwerk des gelernten Fotolaboranten und Fotografen Kollmann war nicht mehr gefragt. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, Kollmann widmete sich wieder seiner großen Liebe. Seiner Zeit als Zeitungsmensch verdankt er auch eine Rente, die er seit kurzem bezieht. „501 Euro, ein nettes Zubrot.“ Das er wegen seiner Wildwasserbahnfotos nicht bräuchte.
Was noch kommt? Der Vergnügungsparkfotograf möchte seine Bilder gern „in Kunst verwandeln“, wie er sagt. Von Boulevard und Massendienstleistung zu intellektuellen Höhen. Verhandlungen mit Züricher Galeristen liefen bereits. Schmarrn? Kollmann lacht lässig, ein bisschen wie der Beckenbauer. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass es klappt.“