Nicolas Barreau hatte mit „Das Lächeln der Frauen“ internationalen Erfolg, nun öffnet die Autorin das Pseudonym.
Neuer Roman „Die Freundin der Braut“Der Bestseller-Autor Nicolas Barreau ist eine Frau und kommt aus Köln
Mit „Das Lächeln der Frauen“ ist Nicolas Barreau bekannt geworden. Der 2010 erschienene Spiegel-Bestseller wurde in 36 Ländern veröffentlicht und später auch verfilmt.
Barreau neuester Roman „Die Freundin der Braut“ kommt am Dienstag in die Buchhandlungen, dabei stellt sich der Autor seinen Leserinnen und Lesern erstmals persönlich vor – bei einigen davon dürfte das für eine Überraschung sorgen: Hinter dem Pseudonym steckt nämlich gar kein französischer Mann, sondern die Verlegerin Daniela Thiele aus Köln.
Verlegerin hat Romane selbst geschrieben
Ihren ersten Roman hat Thiele damals nicht etwa geschrieben, weil sie immer Autorin werden wollte. Die gebürtige Düsseldorferin hatte als Journalistin und Lektorin gearbeitet, vor 17 Jahren gründete sie mit ihrem Mann einen eigenen Verlag – und die Gründung des Thiele-Verlags führte dann auch zum ersten Roman von Nicolas Barreau.
Für ihr erstes Programm brauchten sie Bücher, die nicht nur gut sind und zum Konzept passen, sondern eben auch zum Budget eines neu gegründeten Verlags. Thiele wollte unbedingt einen witzigen Paris-Roman – und schrieb ihn dann kurzerhand einfach selbst. Die Entscheidung sollte sich auszahlen: „Barreau hat unseren Verlag später in einer schwierigen Lage gerettet. Da brannte die Hütte, der Erfolg kam genau zum richtigen Zeitpunkt.“
Warum das Pseudonym? „Wenn man einen Roman schreibt, gibt man immer auch etwas von sich preis. Es ist sehr persönlich.“ Das Pseudonym war also eine Möglichkeit, sich ein wenig zu verstecken, erklärt Thiele. Der Hauptgrund war jedoch, dass sie nicht gleichzeitig als Verlegerin und Autorin ihrer eigenen Bücher auftreten wollte.
Mittlerweile erscheinen die Barreau-Romane im Rowohlt-Verlag. Als der Erfolg kam, erreichten Thiele als Verlegerin zunehmend E-Mails und Briefe von Leserinnen, die den hübschen Autoren (es gibt auch ein Foto zu Nicolas Barreau, das natürlich nicht Nicolas Barreau zeigt) kennenlernen – ihn in Extremfällen gar heiraten – wollten, wie Thiele erzählt. Da wurde ihr Wunsch nach einer Trennung zwischen Verlag und Autorenschaft größer.
Gerüchte um Pseudonym
Es gab schon deutlich früher Gerüchte, dass Thiele selbst hinter Barreau steckt, der Journalist Elmar Krekeler hatte darüber bereits 2012 in einem Artikel der „Welt“ spekuliert. Als Gründe für seine Vermutung führte er etwa an: „In Frankreich gibt es Barreaus Bücher nur auf Deutsch. Und wer Bilder der ‚Übersetzerin‘ Sophie Scherrer sucht, findet Bilder von Daniela Thiele.“
Darum geht es im neuen Barreau-Roman
Nun gibt Thiele erstmals offen zu, dass die Spekulationen der Wahrheit entsprechen. Wer im Internet nach Barreau sucht, findet jetzt auch sein neues Autorenprofil mit dem Hinweis, wer hinter dem Pseudonym steckt.
In Italien, wo „Die Freundin der Braut“ anlässlich der Buchmesse in Turin bereits erschienen ist, trat sie schon als Barreau auf: „Ich war da sehr aufgeregt. Ich habe mich gefragt: Was passiert, wenn die Leute einen jungen Mann aus Paris erwarten, und dann kommt eine mittelalte Verlegerin aus Deutschland? Aber die Reaktionen waren ganz toll.“
Auch in Deutschland gibt sie jetzt am Dienstag im Feinkostladen Gharavis in Neuehrenfeld ihre erste Lesung, eine Sache, die sie als anonyme Autorin vorher sehr vermisst habe. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft, weitere Termine in Kölner Buchhandlungen sind jedoch in Planung.
„Die Freundin der Braut“ entführt die Leserinnen und Leser von Paris – in die Stadt habe Thiele sich schon bei ihrem ersten Besuch als Studentin verliebt – nach Aquitanien. Die Geschichte begleitet Jean-Pierre Morel, der überraschend von seinem ehemals besten Freund Paul zu seiner Hochzeit auf ein Chateau eingeladen wurde.
Doch am Tag des Festes geht für Jean-Pierre alles schief, als er endlich auf dem Anwesen eintrifft, kann er das Brautpaar nicht finden und kennt auch sonst niemanden außer der rothaarigen Frau, die ihm zuvor an der Tankstelle noch waghalsig die Vorfahrt genommen hat. „Ich möchte meine Leser stets dazu ermutigen, dass sie auch in schwierigen Phasen den Mut nicht verlieren“, sagt Thiele. Mit ihren Romanen wolle sie ihren Leserinnen und Lesern eine Flucht aus dem Alltag ermöglichen und sie zum Lächeln bringen.