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„Hoffentlich versaue ich den nächsten Song nicht“Großes Gefühls-Kino mit Beth Hart in Kölner Arena

Lesezeit 2 Minuten
Beth Hart singt auf der Bühne ins Mikrophon

Beth Hart, hier bei einem Auftritt in Dänemark, begeisterte ihre Fans in Köln.

Beth Hart lieferte in der Kölner Lanxess-Arena eine emotionsgeladene Performance.

Am Anfang war der Blues. Er wurde zum Wegbereiter für Soul, Rock und mehr. Was nach Jahrzehnten musikalischer Evolution dabei herauskommen kann, erlebten 4000 Zuschauer in der Lanxess-Arena: Beth Hart verkörpert vieles von dem, was Janis Joplin, Aretha Franklin und Amy Winehouse einst so erfolgreich gemacht hat. Und dennoch hinkt jeder Vergleich, denn in Sachen Vielseitigkeit, Bühnenpräsenz und Authentizität setzt die Kalifornierin neue Maßstäbe.

Walter Trout spielt Gitarre

Walter Trout, hier bei einem Konzert Boca Raton in den USA.

Vorher lässt sie einen alten Bekannten ran: Walter Trout, der schon für Blues-Legende John Lee Hooker spielte, begeistert mit seinem energiegeladenen Gitarren-Spiel die Zuschauer, von denen viele auch noch Jimi Hendrix leibhaftig hätten erleben können. Seinen Song „Say good bye to the blues“ widmet er dem im Juli verstorbenen John Mayall, den er als musikalische Vaterfigur bezeichnet: „Als ich jung war, hatte ich die Ehre, mit ihm zu touren. Ich vermisse ihn sehr“, sagt Trout. Mehr Emotionen samt heulendem Gitarren-Solo kann ein Musiker nicht in einem Song unterbringen.

Beth Hart und Walter Trout in der Lanxess-Arena Köln

Dem schließt sich Beth Hart an, die von hinten aus dem Innenraum durchs Publikum Richtung Bühne spaziert. Mit Gitarrist Jon Nichols, Drummer Bill Ransom und Bassmann Tom Lilly startet sie eine zweistündige, aufwühlende Performance. Beth Hart singt, schreit, flüstert – auch ihre Songs zeigen, wie sehr das Leben voller Emotionen ist und Licht und Schatten nah beieinander liegen. „Hoffentlich versaue ich den nächsten Song nicht“, murmelt sie einmal. Macht sie aber nicht.

Beth Hart umarmt ihre Musiker immer wieder, wirkt wieder glücklich nach Suchtproblemen und anderen Tiefschlägen. „Drunk on Valentine“ widmet sie ihrem Ehemann, der neben der Bühne weilt. Sie sei immer „sehr intensiv und extrem“, viele Musiker würden es nicht lange mit ihr aushalten, auch deshalb wirft sie ihrer Band immer wieder Küsschen zu. „Aber jetzt im Alter versuche ich es etwas ruhiger anzugehen“, sagt die 52-Jährige. Dass ihr das nicht gelingt, ist eine weitere wohltuende Erkenntnis des Abends.