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„Bosporus“ im MuseumEs soll bald ein neues türkisches Restaurant geben

Lesezeit 4 Minuten

Ali und Yasemin Balaban an einem Tisch ihres Restaurants „Bosporus“ im Depot des Stadtmuseums in Hürth

  1. Das „Bosporus“ ist nun ein Teil des Stadtmuseums - als Zeugnis der Kölner Stadt- sowie türkischer Migrationsgeschichte.
  2. Derweil sucht Ali Balaban nach einem neuen Lokal in der Südstadt oder in Rodenkirchen.

Köln – Das „Bosporus“ ist museumsreif: Ein Restaurant als Institution, als Zeugnis der Kölner Stadt- sowie türkischer Migrationsgeschichte. So würdigt der Chef des Kölnischen Stadtmuseums, Mario Kramp, die Bedeutung des Lokals, das Ali Balaban über 30 Jahre in der Weidengasse führte. Ehefrau Yasemin Balaban spricht von „der großen Ehre“, Teil der Kölner Geschichte zu sein. „Überrascht, glücklich und gerührt“ sei man gewesen, als das Stadtmuseum angefragt habe, ob man Teile der Restauranteinrichtung in die Sammlung übernehmen könne.

Ali Balaban lässt die anderen reden. Er wirkt ein bisschen wie man ihn immer wieder in seinem Restaurant erlebt hat: nachdenklich, ruhig und zurückhaltend. Er freut sich über die Ehrung und die vielen Interessierten, die ins Depot des Stadtmuseums in Hürth-Hermülheimein gekommen sind, nur weil das Museum ein paar Möbelstücke, Dekorationsartikel und den Reklame-Schriftzug aus dem „Bosporus“ übernimmt. Der Medienrummel zeigt, dass er etwas besonderes geschaffen hat. Aber man sieht auch: Für den deutsch-türkischen Brückenbauer, der stets durch kultiviertes Essen den Rahmen für gute Gespräche und Begegnungen schaffen wollte, ist es auch ein trauriger Tag der Wehmut. Sein Lebenswerk, von der Feinschmecker-Gilde „Chaine des Rotisseurs“ aufgenommen und noch vor wenigen Jahren vom Schlemmer-Atlas als „bestes ausländisches Restaurant“ ausgezeichnet, ist Geschichte. Freiwillig hat er nicht aufgegeben.

Opfer der Veedelsentwicklung

Es mag verschiedene Gründe für die Schließung des Lokals gegeben haben – am Ende dürften die naheliegendsten den Ausschlag gegeben haben. Der studierte Architekt, der sich zusammen mit seiner Frau immer für eine kluge Stadtentwicklungspolitik im Eigelstein-Viertel einsetzte, wurde ein Opfer der Veedelsentwicklung. Ein typisches Bahnhofsviertel sei es immer gewesen, sagt Balaban. Aber in den vergangenen Jahren habe sich die Umgebung doch deutlich verschlechtert, gerade für ein Feinschmecker-Restaurant wurde das Umfeld immer schwieriger: Müll, Kriminalität und fehlende Parkplätze – da sei die Kundschaft ausgeblieben, die früher die vielen Tische auf zwei Etagen bevölkerte. Politiker, Künstler, türkische Geschäftsleute und Diplomaten haben sich im Gästebuch verewigt, das nun zur grafischen Sammlung des Stadtmuseums gehört.

„Sie haben geholfen, Kontakte zwischen Staat, Gesellschaft und Anwohnern zu knüpfen und viel für die Integration getan“, sagt der türkische Generalkonsul Emre Engin. Auch die Anwesenheit des türkischen Chefdiplomaten dokumentiert, dass es im Museumsdepot um mehr als ein paar Mokkatässchen geht. Alt-Oberbürgermeister Fritz Schramma erinnert an den viel zitierten Satz „Integration ist keine Einbahnstraße“: „Ihr habt den Satz gelebt und damit andere herausgefordert.“

Für den Gastronom mit Ehrenmitgliedschaft bei der Nippeser Bürgerwehr war immer klar, dass zu einer Integration, die gelingen soll, das Bewahren der eigenen kulturellen Wurzeln gehörte. Das spiegelte sich im gastronomischen Konzept des „Bosporus“: In der Küche wurde manches ausprobiert, aber das, was auf den Tisch kam, war immer türkisch. Es lief türkische Musik und gelegentlich forderte schon mal eine gute Bauchtänzerin Gäste zum Mittanzen auf, womit nicht jede deutsche Gruppe, die zu Gast war, immer umzugehen wusste. Yasemin und Ali Balaban organisierten Kulturveranstaltungen, luden zu Informationen über das Ehrenfelder Moscheebauprojekt ein, organisierten Treffen mit der Nachbarschaft, aber auch mit dem NRW-Integrationsminister, Vertretern der Stadtverwaltung oder dem türkischen Konsulat. Nur gutes Essen zu verkaufen, war zu wenig.

Einer der beiden Söhne von Yasemin und Ali Balaban könnte sich vorstellen, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, der einst zum Studium aus Istanbul nach Köln gekommen war. Doch für solch eine Stabübergabe an die nächste Generation ist der 58-Jährige noch zu jung. Nach einigen, nicht ganz einfachen Monaten, die er zum Ausruhen brauchte, ist Balaban er wieder voller Tatendrang.

Neues Lokal in der Südstadt?

Er suche nach einem neuen Lokal, verrät er am Rande der Pressekonferenz. Nicht mehr ganz so groß wie im „Bosporus“ sollen die neuen Räume sein, in denen wieder gehobene, aber bezahlbare türkische Küche angeboten werden soll. Die Südstadt oder Rodenkirchen reizen ihn.

Weniger aussichtsreich werden die Bemühungen derer sein, die nun die Zeugnisse aus dem „Bosporus“ im Stadtmuseum noch einmal anschauen wollen. Die Schenkung der Balabans bleibt erst mal im Depot, weil im Museum zu wenig Platz ist. Direktor Kramp nutzte die Gelegenheit, um noch einmal für die Umsetzung des Projekts „Historische Mitte“ mit einem Museumsneubau zu werben. Man besitze mittlerweile rund 300.000 Exponate, könne aber nicht mehr als 5.000 ausstellen.