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Bühnen-Sanierung am OffenbachplatzWird die Kölner Oper wieder teurer?

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Das Opernhaus in der Kölner Innenstadt

Köln – Der Verantwortliche für die Kölner Bühnen-Sanierung am Offenbachplatz, Bernd Streitberger, hat für Ende dieses Jahres eine neue Prognose zu den Gesamtkosten angekündigt. Drohen also höhere Kosten als die Summen, die Streitberger vor anderthalb Jahren angegeben hatte? Damals nannte er einen Korridor von rund 618 bis 643 Millionen Euro für die Dauerbaustelle in der Innenstadt, je nachdem, wie viele Risiken bis zum Ende der Baustelle im Jahr 2024 tatsächlich eintreten.

Streitberger sagte am Donnerstag: „Die im Dezember 2020 prognostizierten Baukosten in Höhe von 618 Millionen Euro noch zu erreichen, wird allerdings immer schwieriger. Andererseits bin ich zuversichtlich, dass wir das Projekt im bewilligten Rahmen von 642,7 Millionen Euro abschließen werden.“ Es wird also zumindest wahrscheinlicher, was viele Beobachter von Anfang an dachten: Der Puffer für Risiken wird ohnehin aufgebraucht – wenn er überhaupt ausreicht.

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Die möglicherweise höheren Kosten liegen laut Streitberger unter anderem an damals nicht eingeplanten Änderungen im laufenden Bau sowie zusätzlichen Maßnahmen, beispielsweise dem Umrüsten auf LED-Lampen, die im Betrieb später günstiger seien. Hinzu komme die steigende Inflation.

Streitberger sagte: „Zum Ende des Jahres werden wir mit dem Baubetrieb ein ordentliches Stück weiter sein, so dass wir die restlichen anfallenden Kosten nochmal präziser fassen können.“

Nächster Termin der Wahrheit

Das heißt aber auch: Ende des Jahres steht der nächste Termin an, an dem die Bühnen-Verantwortlichen und ihre vergangenen Aussagen zu Kosten und Zeitplan überprüft werden können. In den vergangenen Jahren mussten sie häufig ihre Aussagen einkassieren.

Stand jetzt könnten es ohnehin mehr als die 643 Millionen Euro werden, im aktuellen Monatsbericht ist die Rede von 625 bis 646 Millionen Euro als Gesamtbudget statt von 618 bis 643 Millionen Euro. Die Differenz erklärt sich dadurch, dass nun eineinhalb Jahre vergangenen sind seit der grundsätzlichen Prognose Streitbergers. In den Monatsberichten aktualisiert sein Team diese Angaben alle vier Wochen.

Von den weltweiten Lieferkettenproblemen sind die Bühnen bislang noch nicht betroffen, der Baubetrieb am Offenbachplatz sei intensiv.

Insolvenz einer Baufirma

Neben den finanziellen Unsicherheiten haben die Bühnen Probleme mit den Baufirmen, unter anderem ist das Unternehmen für die Klinkerfassade im Juni in die Insolvenz gegangen. Im Monatsbericht heißt es: „Die Firma, die mit der Herstellung der Klinkerfassade beauftragt war, an der noch erhebliche Restarbeiten durchzuführen sind, hat im Juni Insolvenz angemeldet. Die Bühnen prüfen aktuell die Folgen für Kosten und Termine.“

Die Insolvenz einer beteiligten Firma in dem städtischen Großprojekt passiert schon mal, unter anderem ging im vergangenen Herbst eine Schlosserfirma ebenfalls insolvent. Angesichts der Historie des Projekts sorgt es aber stets für Skepsis.

Zwölf Jahre für die Sanierung der Kölner Bühnen

Seit 2012 versucht die Stadt Köln ja bislang vergeblich, die Bühnen zu sanieren. Es handelt sich um Oper, Schauspielhaus, Kleines Haus und Kinderoper. Eigentlich sollte das Projekt drei Jahre später abgeschlossen sein, die erste Kostenschätzung lag bei 253 Millionen Euro.

Das ist längt vorbei. Mittlerweile sollen die vier Bühnen am 22. März 2024 schlüsselfertig sein, das Datum bezeichnete Streitberger am Donnerstag weiter als „Ziellinie“. Der Spielbetrieb soll möglichst zur Spielzeit 2024/2025 folgen. Zu den Baukosten kommen rund 130 Millionen Euro für die Ausweichspielstätten im rechtsrheinischen Staatenhaus und Depot sowie rund 240 Millionen Euro für die Finanzierung der Kredite.

Ein mögliches Kölner Milliarden-Projekt

Die Kölner Bühnen-Sanierung könnte sich also zum Milliarden-Euro-Projekt entwickeln. Das liegt vor allem an der abgesagten Eröffnung 2015, weil das Projekt mehr oder weniger neu geplant werden musste, vor allem die Haustechnik wie Heizung- oder Lüftungsschächte.

Zur Insolvenz gesellen sich weitere, wenn auch nicht untypische Sorgen für eine Großbaustelle. Bei der Vergabe der Bodenbelagsarbeiten rügte eine Firma das Verfahren, die Vergabekammer beschäftigt sich im August damit. Ein solcher Termin fehlt noch für die Baulogistik, bei der zwei Firmen sich beschweren. Und bei der Grünbedachung konnte das einzige Angebot nicht gewertet werden, es braucht eine neue Ausschreibung.