Bullshit-SlamHohle Phrasen ohne Logik
Köln – Was haben ein Manager, ein Heilpraktiker und ein Verschwörungstheoretiker gemeinsam? Alle drei reden ziemlich viel Unsinn, reihen endlos Fachbegriffe oder Anglizismen aneinander und verstricken sich in hohlen, nichtssagenden Phrasen. Dieser Ansicht sind zumindest die acht Teilnehmer des Bullshit-Slams am Donnerstagabend im Luxor.
Rund 200 Zuschauer sind gekommen, um sich den lustig vorgetragenen Blödsinn anzuhören. Der Wettbewerb ist eine abgewandelte Form des Science-Slam, bei dem Wissenschaftler unterhaltsam ihre Forschungsergebnisse vorstellen. Beim Bullshit-Slam hat jeder der Teilnehmer neun Minuten Zeit, um das Publikum mit seiner amüsanten, absurden oder ausgedachten Geschichte zu unterhalten – dabei dürfen Hilfsmittel wie Laptop und Beamer für Präsentationen benutzt werden. Die Zuschauer vergeben nach jedem Vortrag auf zehn Tafeln Punkte, so dass am Ende ein Sieger gekürt werden kann.
Max Rauner, hauptberuflich Redakteur beim Magazin Zeit Wissen, steht beispielsweise als ominöser Heilpraktiker Xam auf der Bühne. „Im Gegensatz zu den anderen erzähle ich keinen Bullshit“, behauptet er gleich zu Anfang. Wenig später wird aber schnell klar, dass Rauner genau wie seine Kontrahenten nur Unsinn vorträgt. Er versucht die Zuschauer von einer neuen Methode namens „Neutrino-Healing“ zu überzeugen, eine sanfte Form der Medizin, mit der per Fernheilung akute Schmerzen gelindert werden können. Auch wenn gar keine Schmerzen vorliegen, sei seine Therapie sehr zu empfehlen und mit einem Preis von mehreren hundert Euro ein absolutes Schnäppchen.
Moderator Benjamin Weiß, der tagsüber Lehrer ist und normalerweise den Kölner Poetryslam „Reim in Flammen“ moderiert, leitet die Veranstaltung und steuert so gut er kann ebenfalls sinnlose Kurzbeiträge bei. „Ich hoffe, ihr vertragt so viel Bullshit. Aber müsst ihr eigentlich – ihr guckt ja auch alle Fernsehen“, sagt Weiß.
Und er hat Recht: Die Zuschauer schauen sich geduldig an, wie etwa Thomas Ramge als Berater Dr. Jan-Phillip Wendenschloss auftritt und demonstriert, wie ein Unternehmen eine „rock solid status quo Analyse durchführen und anschließend den Change Prozess optimieren kann“, oder wie Mai-Thi Nguyen-Kim zum Thema Klimawandel referiert. Dazu vergleicht sie wissenschaftliche Publikationen und Recherchemethoden mit populären Internetseiten und kommt schlussendlich – fern jeder bekannten Logik – zum Ergebnis, es gebe den Klimawandel gar nicht, den Eisbären gehe es gut.
Mit ihrer charmanten Art schafft die junge Frau es, das Publikum schnell um den Finger zu wickeln. Unter tosendem Applaus und viel Gelächter bekommt sie die höchste Punktzahl des Abends und gewinnt den Hauptpreis. Passend zur Veranstaltung ist auch der nicht ganz ernst gemeint: Es ist eine Flasche Wasser, die bei Mondschein abgefüllt wurde.