Im Interview spricht er über die Bedrohung, der er durch den Abou-Chaker-Clan ausgesetzt ist, und über seine Pläne für die Zukunft.
Letzte Tour des RappersBushido kommt nach Köln: „Ich möchte nicht enden wie Roland Kaiser“
Bushido, bürgerlich Anis Ferchichi, zählt zu den erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Rappern. Ferchichi befindet sich seit August 2020 im Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Manager und guten Freund, Arafat Abou-Chaker. Abou-Chaker gilt als einer der Köpfe eines kriminellen Clans. Die Staatsanwaltschaft wirft Abou-Chaker unter anderem Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung vor.
Herr Ferchichi, Sie sind nach Dubai ausgewandert, um der Gefahr von Arafat Abou-Chaker und dem Polizeischutz, unter dem Sie in Deutschland stehen, zu entgehen. Warum kommen Sie jetzt für die Tour zurück?
Ferchichi: Es hat viele Gründe, warum wir als Familie ausgewandert sind. Der Personenschutz und die Gefahr durch Abou-Chaker sind ein Punkt davon. Es gibt aber noch ganz viele andere Geschichten, weswegen wir weggezogen sind. Ich bin jetzt seit acht Jahren nicht mehr auf Tour gewesen. Ich hatte das erstmal nicht vor, habe aber Musik rausgebracht, die exorbitant erfolgreich war. Ich spiele gerne Konzerte – und da hat es plötzlich Sinn ergeben. Aufgrund der Begebenheiten war es mir in den letzten acht Jahren nicht möglich, dem nachzugehen. Aber das können wir zum Glück jetzt nachholen.
Es heißt, diese Tour würde Ihre letzte werden.
Es ist für mich das letzte große Projekt. Wir spielen das jetzt und eigentlich ist es für mich dann auch gegessen. Ich bin 45 Jahre alt, werde dieses Jahr – hoffentlich – 46, bin verheiratet, habe acht Kinder. Die Drillinge sind jetzt zwei Jahre alt und da ist auch von mir viel gefordert. Andererseits, wenn ich jetzt eine Tour ausverkaufe, und es sind schon mehr als 100.000 Tickets verkauft, wird es danach natürlich schwer zu sagen, ich spiele nie wieder. Ich möchte aber nicht enden wie Roland Kaiser, der jetzt ungefähr die sechste Comeback-Tour spielt.
Haben Sie keine Befürchtungen, dass etwas auf der Tour passieren könnte?
Alle Menschen, die beteiligt sind, werden ihr Bestes geben, damit alles im wahrsten Sinne des Wortes sicher über die Bühne gehen kann. Deswegen fühle ich mich in guten Händen.
Arafat Abou-Chaker geht nach einem Urteil, nach dem er Ihnen 1,8 Millionen Euro plus Zinsen erstatten müsste, in Berufung. Der Prozess geht also weiter. Wie sehr belastet Sie das Verfahren noch?
Das ist jetzt seit vielen Jahren auf einer juristischen Ebene. Da kann es gerne bleiben. Mich belasten so einige Dinge nicht mehr, die wahrscheinlich viele Leute als sehr belastend empfinden würden.
Sie wurden und werden für mutmaßlich frauenfeindliche oder homophobe Textzeilen kritisiert. Machen Sie alles noch wie früher und würden Sie heute noch die gleichen Texte schreiben?
Ich weiß, dass viele Menschen mich als frauen- oder schwulenfeindlich und was-auch-immer einstufen. Ich bin nichts davon. Wenn man meine Musik als Gradmesser dafür verwenden möchte, dann steht das jedem frei. Wenn man sich nicht die Mühe machen will, mich als Mensch im normalen Leben zu betrachten, dann ist das so. Natürlich ändere ich auch meinen Blick auf die Welt. Und vieles würde ich als Ehemann und Vater so nicht mehr machen.
Sie haben an psychischen Problemen gelitten. Wie hat sich das geäußert?
Ich habe jahrelang an Panikattacken, Depressionen und Angstzuständen gelitten. Irgendwann ist es Normalität geworden. Man verliert den Blick dafür, dass das Leben viele tolle Facetten haben kann. Ich habe eine tolle Frau gefunden, die mich in diesen Zeiten unterstützt hat, und habe mir therapeutische Hilfe gesucht. Meine geistige Verfassung hat sich extrem verbessert.
Wird es auch ein neues Album geben?
Seit dieser ganzen „Dark Knight“-Geschichte habe ich wieder extrem Lust und bin dran, ein neues Album zu machen. Ich werde das wahrscheinlich während oder zum Ende der Tour hin veröffentlichen. Aber: Ich bin in einer Lebensphase, in der ich jederzeit mit der Musik aufhören könnte. Irgendwann hat sie keinen Platz mehr in meinem Leben.
Bushido spielt am 26. März 2024 in der Kölner Lanxess-Arena. Tickets gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen ab knapp 60 Euro.