Detlev Geiß war jahrzehntelang der Kinderarzt in Chorweiler und hatte den Verein Kindernöte im Jahr 1996 mitgegründet. Jetzt benannte dieser seine neuen Räume nach ihm.
ErinnerungVerein Kindernöte nennt neue Räume in Chorweiler nach Kölner Kinderarzt

Die Familie von Detlev Geiß freut sich über die Wertschätzung für ihren verstorbenen Vater, Großvater und Ehemann.
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Ein gutes Jahr lang hatte der Verein Kindernöte, der sich mit Beratungs- und Betreuungsangeboten für Kinder und Familien in Chorweiler einsetzt, mit einem Provisorium zurechtkommen und seine Aktivitäten auf zwei verschiedene Standorte verteilen müssen. Ende Januar aber konnte endlich das neue Domizil bezogen werden: Nun ist der Verein in der Florenzer Straße 82 zu finden, wo zuvor das Quartierszentrum der GAG untergebracht war. „Hier haben wir jetzt alles an einem Ort: Gruppen- und Beratungsräume, unsere Büros und sogar eine gut nutzbare Küche, die hatten wir bisher nicht“, sagt Ingrid Hack, Geschäftsführerin des Vereins.
Jetzt erwies der Verein einem seiner Mitgründer eine besondere Ehre: In Gedenken an Detlev Geiß, der im vergangenen Jahr unerwartet verstorben war, wurde die neue Unterkunft offiziell auf den Namen „Detlev-Geiß-Haus“ getauft. Enthüllt wurde das Namensschild an seinem Geburtstag – Geiß wäre 77 Jahre alt geworden.

Detlev Geiß war als Kinderarzt jahrzehntelang die gute Seele Chorweilers.
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Bei der Feier im Kreis von Geiß' Familie, Mitarbeitern und Unterstützern des Vereins, würdigte Hack das langjährige Engagement des Kinderarztes, der 35 Jahre lang ein paar Häuser weiter eine Praxis betrieben hatte, als „unermüdlichen Kümmerer für Kinder und Familien“ des Stadtteils. Mit Freundlichkeit, Offenheit und hingebungsvoller Einsatzbereitschaft hatte er sich das Vertrauen der Menschen im Viertel erworben und viele von ihnen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleitet. „Diese Räume werden nicht nur Detlevs Namen tragen, sondern auch seine Haltung, sein Kümmern und sein großes Herz für die Menschen des Stadtteils widerspiegeln“, so Hack.
Kindernöte e.V. übernimmt ehemalige Räume der GAG
Jochen Geiß, Sohn von Detlev Geiß, war „ergriffen und bewegt“ von der Wertschätzung seinem Vater gegenüber. „Zu seinen Lebzeiten hätte er das sicher nicht zugelassen, dafür war er zu bescheiden“, sagte er, „aber er wäre doch sicher trotzdem stolz auf diese Auszeichnung gewesen“. Als Kind habe er seinen Vater durchaus manchmal vermisst, räumt Geiß offen ein. „Es war eben ein sehr zeitraubender Job, manchmal war er nur mittags kurz zuhause und dann wieder bis spät in der Praxis“, erinnert er sich. Nichtsdestotrotz sei er ein sehr guter Vater gewesen. „Er hat viel mit uns unternehmen können“, sagt er. Sein Beruf habe ihn mit „Herz und Seele“ erfüllt und oft habe er Arbeit mit nach Hause genommen, wenn ein Patient Hilfe benötigte. „Wenn etwa die Krankenkasse ein notwendiges Medikament nicht zahlen wollte, hat er sie so lange mit Briefen genervt, bis sie nachgegeben haben“, so Geiß.
Für Kindernöte geht mit der neuen Unterkunft eine lange Zeit der Ungewissheit und der Notlösungen zu Ende. „Jahrelang mussten wir mit zwei Adressen jonglieren, weil wir für die Gruppentreffen eine ebenerdige Lokalität brauchten. Man kann auch nicht jede Beratung im Büro machen, wenn die Kollegen daneben sitzen und zuhören“, sagt sie. Sieben Jahre lang waren die Gruppenräume daher im Nachbarhaus Florenzer Straße 84 untergebracht, während die Büroräume in der Florenzer Straße 20 zu finden waren. Als sich abzeichnete, dass das GAG-Quartierszentrum in einen Neubau in der Osloer Straße ziehen würde, hatte diese die Zusage gegeben, dass der Verein die Räumlichkeiten übernehmen könne. „Dann brach aber der Krieg in der Ukraine aus, es kam zu Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen – der Neubau wurde nicht fertig, wir mussten aber aus unseren Arbeitsräumen raus“. Hack und eine Mitarbeiterin fanden schließlich Zuflucht in einem Büro des SKF in Chorweiler-Nord. Der Termin für den Einzug wurde vom September auf den November vergangenen Jahres verlegt, doch erst im Januar klappte es endgültig.
Nun kann sich der Verein über Platzmangel nicht mehr beschweren: Neben einer Küche, zwei Besprechungs- und zwei Gruppenräumen, verfügen die Mitarbeiter über sechs Büroräume. „Und der Eingangsbereich wird künftig unser Kinderwagenparkplatz sein“, so Hack.