In Köln-Chorweiler bemängeln Mieter vermehrt Schimmel und Schmierereien sowie monatelang defekte Heizungen und Aufzüge und fehlendes warmes Wasser. Die Kritik richtet sich an die Wohnungsgesellschaft.
Schimmel, kein warmes WasserMieter in Chorweiler und Seeberg berichten über katastrophale Zustände
Viel hat sich getan, seit die GAG 2016 1200 ehemals zwangsverwaltete Wohnungen in den Hochhäusern rund um Pariser und Liverpooler Platz erwarb. Dank der angestoßenen Sanierungen haben sich die Lebensbedingungen vieler Bewohner dieser über lange Zeit sehr vernachlässigten Wohnungen bereits spürbar verbessert.
Doch auf der anderen Straßenseite stellt sich die Lage für viele Mieter noch ganz anders dar. Das wissen die Mitarbeitenden der Mieterkontaktstelle Chorweiler zu berichten. Die Mieterkontaktstelle ist ein Projekt des Büros für Soziales und Gemeinwesenarbeit der Katholischen Kirchengemeinde Heiliger Johannes XXIII. und dient Chorweilers Mietern seit 2008 bei Problemen als Anlaufstelle.
Zweimal in der Woche bieten hier die ehrenamtlich Beschäftigten Jörg Bednarz und Natascha Gaschina in ihrem Büro in der Kulturbrücke offene Sprechstunden an. „Dabei häufen sich in letzter Zeit Berichte, dass es in bestimmten Objekten allmählich wieder auf katastrophale Zustände hinausläuft, wie man sie aus alten Zeiten kennt“, sagt Julia Ecker, die Leiterin des Büros für Gemeinwesenarbeit.
Köln-Chorweiler: Mängel werden über Monate oder Jahren nicht behoben
Gemeint sind Wohnungen, die sich in der Verantwortung der Verwaltungsgesellschaft ZBVV GmbH befinden. Die ist zurzeit Eigentümerin von 650 Wohneinheiten in 27 Objekten in Chorweiler und weiteren 100 Wohnungen in vier Gebäuden in Seeberg. Viele Mieter dieser Objekte klagen laut der Mieterkontaktstelle vor allem über nicht funktionierende Heizungen, fehlende Warmwasserversorgung und defekte Aufzüge – Mängel, die über Monate oder gar Jahre nicht behoben werden sollen.
Auch Schimmelbefall sei ein großes Problem, so Ecker. Ein besonders drastisches Beispiel führt sie gemeinsam mit Marion Küppers vor, einer Architektin, die im Dienst der Mieterkontaktstelle Schäden begutachtet und abschätzt, ob diese auf bauliche Mängel zurückzuführen sind oder auf Mieterverhalten. Die Wohnung im obersten Stock eines Blocks in der Osloer Straße wird von einer jungen vierköpfigen Familie bewohnt, die Ecker und ihre Mitarbeiter anonym halten wollen.
Hier hat sich der Schimmel großflächig ausgebreitet. Die Wände sind schwarz. „Wenn es regnet, läuft das Wasser von den Wänden herunter“, sagt Küppers, „da kann man definitiv nicht von falschem Lüftungs- oder Heizverhalten sprechen.“ Ein menschenunwürdiger Zustand, findet Ecker: „So kann man Menschen nicht wohnen lassen“, ist sie überzeugt. Laut Aussage des Vaters versucht er bereits seit zwei Jahren, bei der Hausverwaltung die Beseitigung der Schäden zu erreichen.
Mieterin musste halbes Jahr ohne Heizung auskommen
Brudna Lea, die einige Stockwerke tiefer im gleichen Gebäude lebt, musste ihrer Aussage nach ein halbes Jahr ohne Heizung auskommen. „Und drei Monate lang ohne warmes Wasser“, sagt sie. „Viermal sind in dieser Zeit Handwerker gekommen und wieder gegangen, von denen hat jeder eine andere Ursache genannt.“ Natalya Chestnova lebt in einem Hochhaus am Liverpooler Platz. „Ich wohne dort seit 25 Jahren“, sagt sie.
„Wir haben immer die gleichen Probleme: Die Heizung funktioniert nicht, das warme Wasser läuft nicht. Dann kommen die Handwerker beim ersten Termin ohne Werkzeug, beim zweiten haben sie keine Ersatzteile dabei. Und dazwischen liegt ein ganzer Monat.“ Auch Aufzüge blieben bei Schäden lange Zeit stillgelegt. Zwar haben die meisten Häuser zwei, doch in einem Haus mit zwölf Stockwerken und dutzenden Wohnparteien schränkt dies die Bewohner dennoch empfindlich ein, weiß Jörg Bednarz.
„Ich habe mal mit einer Mieterin 20 Minuten lang in der Schlange zum Lift in ihrem Haus gestanden, nur um in ihre Wohnung zu kommen“, erzählt er. Mit den Berichten der Mieter konfrontiert, macht ein Sprecher der ZBVV geltend, dass Mieter bei Schadensmeldungen „umgehend einen Termin erhalten“ würden. Bei größeren Schadensereignissen könne es in Einzelfällen zu Verzögerungen kommen – weil etwa externe Gutachter herangezogen werden müssten, auch sei man von der aktuellen Materialknappheit betroffen.
Wohnungsgesellschaft verweist auf zentrale Service-Nummer
In den Chorweiler Objekten seien Heizung und Warmwasserversorgung im vergangenen Jahr komplett erneuert worden. In der Übergangszeit sei die Versorgung mit mobilen Heizlüftern gesichert worden, auch sonst gäbe es jederzeit die Möglichkeit einen Heizlüfter zu erhalten. Diese Möglichkeit bestehe, so Ecker und Chestnova. „Die Mieter müssen die Geräte selbstständig anfordern. Einen Stromzähler haben die aber nicht“, so Ecker.
„Um den zusätzlichen Stromverbrauch ersetzt zu bekommen, müssen die Mieter der ZBVV ihre Stromrechnung mit derjenigen aus dem Vorjahr vorlegen und aus der Differenz wird der zum Heizen nötige Stromverbrauch errechnet. Die Mieter müssen also mehrmals aktiv auf die ZBVV zukommen, um zu ihrem Recht zu kommen.“ Laut des Sprechers der ZBVV könnten Mieter Schäden über die zentrale Rufnummer des externen Unternehmens B&O Service AG melden.
Zusätzlich sei die jeweilige Verwalterin per Mail erreichbar, die Kontaktdaten über Aushänge in den Häusern einsichtig. Für ihre verwalteten Objekte erhielte die Gesellschaft „keine auffällig hohe Anzahl an Schadensmeldungen“. Doch wenn Mitarbeitende der Mieterkontaktstelle bei der entsprechenden Hotline anrufen und sich nach von Mietern getätigten Schadensmeldungen erkundigen, wüsste man dort oft von nichts, berichtet Ecker.
Fehlender direkter Ansprechpartner
„Wir haben den Eindruck, dass Anrufe in diesem Unternehmen nur mangelhaft dokumentiert werden“, sagt sie. Der ZBVV-Sprecher hingegen versichert, dass Schadensmeldungen registriert und deren Bearbeitung dokumentiert würden. Laut Bednarz ist fehlende Ansprechbarkeit aber ein großes Problem. „Es gibt in den betroffenen Häusern keine direkten Ansprechpartner, keine Hausmeister mehr“, sagt er.
„Dahinter vermuten wir fast eine Systematik: durch diese ausgelagerte Instanz hält man die Mieter auf Abstand.“ Julia Ecker möchte vermeiden, dass es zu einer weiteren Stigmatisierung Chorweilers kommt. „An den Wohnungen der GAG sieht man ja, dass es ganz anders geht, dort sieht man eindeutig einen Aufschwung für Chorweiler“, sagt sie. „Aber während es dort bergauf geht, geht es hier immer weiter bergab.