Hochhauslauf in ChorweilerKölner schafft 373 Treppenstufen in Rekordzeit
Chorweiler – Es fühlte sich an wie die Ruhe vor dem Sturm. Die Sanitäterin beugte sich im Sahle-Hochhaus im 23. Stock übers Treppengeländer. „Unten sind sie gestartet, das Geländer bewegt sich schon“, sagte sie. Auch beim letzten Hochhausmarathon 2016 sei sie dabei gewesen, daher kenne sie die Anzeichen, erklärte die junge Frau. Die Vibration begann unmerklich, bis sie das Geländer sichtbar in Schwingung versetzte.
Bald machten sich die ersten Läufer durch laute Schnaufer bemerkbar. Dann kam der Schnellste – Görge Heimann. Er flog regelrecht herauf: 373 Stufen in 1,32 Minuten. „Meine Bestzeit“, freute sich der 49-jährige Kölner, als er wieder auf der Florenzer Straße stand; er entschied den Treppenlauf für Erwachsene für sich. Als Vorsitzender von Towerruninng Germany ist er in der Szene ein bekanntes Gesicht. Der Verein mit Sitz in Longerich richtet den jährlichen Towerrunning-Cup Deutschland aus. Bei 20 Treppenläufen müssen die Sportler Punkte sammeln. Der Marathon in Chorweiler gehörte dazu, daher waren einige Läufer von weither angereist, etwa aus Berlin, Heidelberg und Leipzig. Insgesamt hatten sich 116 Teilnehmer in Chorweiler angemeldet.
Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 15 Jahren bildeten die größte Gruppe, am Erwachsenenlauf beteiligten sich rund 30 Menschen. Neun Feuerwehrleute aus Longerich und Holweide, die mit 25 Kilogramm Extragewicht laufen mussten, waren eine Kategorie für sich. „Sich am Geländer weiterzuziehen ist erlaubt, es muss auch nicht jede Stufe genommen werden“, erläuterte Jörg Benner von der DJK Wiking – der Sportverein organisiert seit 2012 mit Sahle Wohnen alle zwei Jahre den Treppenlauf. Zuschauer waren nicht zugelassen. „Das erlauben die räumlichen Verhältnisse nicht“, sagte Jutta Morrien, Pressesprecherin von Sahle Wohnen.
Mehrere Mieter liefen mit, hatten sich in einer eigenen Trainingsgruppe vorbereitet. Lars Görgens, Vorsitzender der DJK Wiking, nahm ebenfalls teil, nach dem Lauf saß er erschöpft auf dem Boden. Glücklich griente Thomas Klens aus Kerpen. Seine Zeit: 2 Minuten 30. „Ich bin zufrieden“, sagte der 45-Jährige, während er seine Beine ausschüttelte. Die täten ihm jetzt weh, gab er zu. Eigentlich sei er Triathlet, doch vor drei Jahren habe ihn die Leidenschaft fürs Treppenlaufen gepackt. Der Reiz: „Die kurze, intensive Belastung, man ist früh am Limit und muss sich durchbeißen.“ Eine Premiere erlebte auch Tina Büttner (54) aus Lindweiler: „Unsere Laufgruppe wollte aus Spaß mitmachen, ich bin heil oben angekommen“, freute sie sich. Bei den Feuerwehrleuten siegte Maxim Hützen.
Der 20-Jährige aus Holweide brauchte 2 Minuten 34 Sekunden. „Eine Spitzenzeit“, lobte Jörg Benner. Biologiestudent Hützen ist Mitglied im Feuerwehrsportverein und trainiert 2 bis 3 Mal pro Woche im Axa-Hochhaus: „Hochhausläufe sind das Praxisnaheste, was man als Feuerwehrmann machen kann“, sagte er.