Kickbox-EM in KrakauMit einem Schlag nach vorn

Der Siegerpokal der Junioren-EM im polnischen Krakau
Copyright: Lizenz
Lindweiler / Niehl – Erst einige Augenblicke nach dem Ende des Kampfes wurde Nico Gabriel klar, dass er an seinem Ziel angelangt war, für das er Monate und Jahre trainiert hatte. Im Finale der Junioren-Kickbox-EM im südpolnischen Krakau stand der 17-Jährige in der Halbschwergewichts-Klasse dem Türken Aykut Tonkal gegenüber – und es wurde das erwartete zähe Boxen. Doch am Ende votierten alle drei Preisrichter für ihn als Sieger. Nicht ganz neu war das Sieges-Gefühl dagegen für Peter Zaar junior, denn er war sogar bereits einmal Weltmeister geworden. Seinem Finalgegner im Mittelgewicht, Adam Gozon aus Ungarn, ließ er wie erwartet keine Chance – so dass der den Kampf vorzeitig aufgab.
Fünf Europameister-Titel gingen bei der EM an Deutschland – und mit Gabriel aus Merkenich und Zaar aus Longerich kommen zwei der neuen Titelträger aus dem Kölner Norden. Sie gehen zudem beide auf die gleiche Schule – derzeit sind sie am Erich-Kästner-Gymnasium in der Abiturklasse.
Amtierende Deutsche Meisterin
Von Köln nach Krakau waren es knapp 1100 Kilometer Fahrtstrecke – und viele Tausend Stunden Training. Der Anfang des Weges, der sie über Regionalausscheide und die Landes- sowie die Bundesmeisterschaft führte, lag für die beiden Europameister in Lindweiler – im „Sportcenter Hara“, dem Fitness- und Kampfkunstzentrum von Inhaber Kasim Keles am Pescher Weg 11. „Wir trainieren fünf Mal die Woche, vor großen Turnieren sogar noch häufiger“, erläutert Gabriel. Während der 18-jährige Zaar schon im Alter von fünf Jahren mit dem Kickboxen begann, betreibt Gabriel, der bald ebenfalls 18 wird, den Sport nun seit knapp acht Jahren. Ebenfalls mit in Krakau war die 16-jährige Athletin Lea Ysewyn aus Fühlingen: Die amtierende Deutsche Meisterin wurde in ihrer Klasse bei der EM Fünfte. „Ich bin seit neun Jahren Kickboxerin“, sagt sie.
Das vor mehr als 40 Jahren in den USA entwickelte Kickboxen ist ein harter Sport, der das traditionelle Boxen mit fernöstlichen Kampfstilen vereint: Sowohl Schläge, Tritte und Angriffe aus dem Sprung sind erlaubt. Dementsprechend müssen die Kämpfer durch eine Ausrüstung wie Handschuhe, Gebiss- und Tiefschutz gesichert sein – bei Wettkämpfen ist auch ein Helm Pflicht.
Freundschaftlich-familiäres Ambiente
Es herrscht ein freundschaftlich-familiäres Ambiente im Sportcenter – jeder kennt hier jeden. Im großen, mit Matten ausgelegten Saal trainiert gerade eine gemischte Kämpfergruppe – während die drei Jungstars ihr Tages-Trainingspensum bereits hinter sich gebracht haben. Von der Decke hängen Sandsäcke, die zum Üben der Schlag- und Tritt-Techniken herunter gelassen werden können. Eine Wand ist komplett verspiegelt, damit sich die Trainierenden in Aktion betrachten können. Neben den Angehörigen weiterer Kampfsportarten trainieren hier rund 200 Kickboxer im Alter zwischen sechs und 60 Jahren – von rund 12 000 aktiven Sportlern bundesweit.
Einer der Betreuer ist Peter Zaar senior, der Vater des Europameisters. In seiner aktiven Zeit wurde der 56-Jährige selbst mehrfacher Deutscher Meister, seit 1990 ist er ehrenamtlicher Bundestrainer des Erwachsenen-Teams. Für den Trainer ist die Persönlichkeits-Entwicklung seiner Schützlinge ebenso bedeutend wie das sportliche Können. „Am wichtigsten sind uns das Sozialverhalten der Jugendlichen, sowie Ethik und Integration“, erläutert Zaar. „Es ist nicht nur Sport, sondern auch Erziehung“, pflichtet ihm der Studio-Inhaber Keles bei. Durch die Ausbildung lernten die Jugendlichen Fairness und Respekt kennen – und hingen zudem nicht auf der Straße ab. Die jungen Athleten wissen das ebenfalls zu schätzen. „Unser großer Dank geht an die ganze Mannschaft und an das Trainerteam“, sagt Ysewyn. „Ohne sie hätten wir das alles niemals so weit geschafft.“