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LärmbelästigungPaintball-Halle sorgt für Unbehagen

Lesezeit 4 Minuten

Die Paintball-Spieler suchen hinter mit Luft gefüllten Hindernissen Deckung.

Fühlingen – Geduldig hört die Gruppe zu, solange Patrick Bahr die Sicherheitsvorschriften erläutert. In der Hand hält der Betreiber der neuen Paintball-Halle an der Neusser Landstraße einen der sogenannten Markierer. Mit solchen Luftdruckwaffen beschießen sich die Spieler, ihre Munition besteht aus blauen, grünen und orangen Farbkugeln. "Wenn ihr die Sicherung rausdrückt, könnt ihr loslegen", fährt Bahr fort und drückt zweimal ab. Es knallt, in etwa so laut wie der Aufschlag beim Tennis.

Die Jungs und Mädchen in der Gruppe zucken zusammen. "Boh, ich hab voll Angst", entfährt es Saskia Gühlem. Ihre Freunde haben ihr das Spektakel zum Geburtstag geschenkt. Sie stellt die Frage, auf die alle gewartet haben: "Tut es sehr weh, wenn man getroffen wird?" "Kommt drauf an", antwortet Bahr. Von den beiden gegenüberliegenden Ecken des Spielfeldes aus werden die Teilnehmer gleich aufeinander zulaufen und versuchen, die Fahne in der Mitte ins eigene Feld zu bringen - ohne getroffen zu werden.

Mitte März eröffneten Bahr und sein Partner Stefan Schmidt die zurzeit einzige Paintball-Anlage Kölns. Zuvor betrieben die beiden eine solche Anlage in Pulheim. Sieben Monate mussten sie auf die Genehmigung warten. Was sie in der ehemaligen Tennishalle am Fühlinger See veranstalten, stößt nicht überall auf Gegenliebe. "Ich musste öfter versichern, dass Paintball die Menschenwürde nicht verletzt", erzählt Bahr.

Lärmbelästigung für Tiere

Auch die Anfrage der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Chorweiler lässt auf ein gewisses Unbehagen schließen. Sie enthielt unter anderem Fragen, wie zukünftige Nutzer des nebenan geplanten Kindergartens zu schützen seien - oder die Wildtiere, die Pferde des benachbarten Reiterhofes, Haustiere der Anwohner und Spaziergänger. Fraktionsvorsitzende Lieselotte Heinrich sorgt sich: "Das wäre nicht schön, wenn die Spieler in ihrer komischen Montur draußen durch die Gegend laufen." Für die Tiere des Reiterhofs sei außerdem der Lärm eine Belästigung.

Ein Gutachter hat sich die Halle jedoch vor der Genehmigung angeschaut, den Geräuschpegel gemessen und keine Einwände erhoben. Heinrich forderte in der Sitzung der Bezirksvertreter ein weiteres Lärmgutachten. Bahr und Schmidt planen derzeit nicht, ein Spielfeld außerhalb der Halle anzulegen. Bahr betrachtet Paintball als eine Sportart. Dass es viele Vorbehalte gibt, weiß er.

Beim Paintball treten die Spieler mit sogenannten Markierern gegeneinander an und beschießen sich mit farbgefüllten Gelatinekugeln. Die Geschosse zerplatzen, wenn sie auftreffen. Wer getroffen wird, scheidet aus.

Ziel der beliebtesten Variante ist, ein Tuch zu erobern und in die eigene Hälfte zu bringen. Eine Runde dauert maximal drei Minuten.

Die Markierer funktionieren mit Luftdruck (200 bis 300 Bar). Dabei erzeugen sie ein Geräusch, das bis zu 85 Dezibel laut ist. Außerhalb der Anlagen dürfen sie nicht schussbereit gelagert, aber ohne besondere Genehmigung verkauft werden.

Gesetzlich geregelt ist hingegen das Alter der Paintball-Spieler. Wer jünger als 18 Jahre ist, hat auf den Anlagen nichts verloren. Die Spieler schützen ihre Augen mit einer Maske. Die Frauen erhalten in Fühlingen zusätzlich einen Brust- und Halsschutz.

Er zieht Völkerball, Fechten und Boxen zum Vergleich heran. "Auch beim Fechten geht es um das - ursprünglich - tödliche Treffen des Gegners", sagt er. Beim Paintball könne man sein Ziel hingegen auch erreichen, ohne den Gegner zu treffen. Die Deutsche Paintball-Liga, der er mit seinem Verein Cologne Predators angeschlossen ist, schreibt für Punktspiele einen Kodex vor. Tarnkleidung, rote Farbe sowie echten Waffen nachempfundene Markierer dürfen nicht verwendet werden. Martialisch wirkt das Outfit trotzdem oft - vor allem wegen des Gesichtsschutzes.

Susanne Herzig, Präsidentin des benachbarten Reitvereins Oranjehof, war vor kurzem in der Halle und hat Bahr kennengelernt. "Das sind ganz nette Jungs", sagt sie. Am Anfang wunderten sich die Besucher des Hofes über die ungewohnte Geräuschkulisse. Die Markierer und der Aufprall der Farbkugeln auf den mit Luft gefüllten Hindernissen sind draußen deutlich zu hören. "So ein Drama ist das aber auch nicht", sagt Herzig vor der Halle. Auch wenn die Reiter derzeit ihre Pferde nicht auf die Koppel neben der Halle lassen - niemand sieht hier die neuen Nachbarn als Problem.

Eine Auflage der Stadt für die Genehmigung der Paintball-Anlage war eine behindertengerechte Toilette. Kaum war sie eingebaut, rief ein Kunde an, der einen Junggesellenabschied feiern wollte. Es kämen auch Rollstuhlfahrer mit, ob das ein Problem sei, fragte der Anrufer. Einer von ihnen warf sich während des Spiels öfter aus dem Rollstuhl und robbte in Deckung. "Die hatten Spaß für zehn, das war eine Supersache", erzählt Bahr und lächelt.