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Grünes Gras auf Kölner GolfplatzDebatte um Bewässerung mit Grundwasser

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Luftaufnahme des Golfplatzes von KölnGolf in Worringen

  1. Um die Golfsportanlage in Köln-Roggendorf ist eine Debatte entbrannt.
  2. 119.000 Quadratmeter Fläche werden im Sommer bewässert.
  3. Umweltschützer sprechen von Verschwendung.

Köln – Der fünfte Schlag geht in den Sandbunker, direkt neben der Grünfläche von Loch 9. „Na ja“, sagt der junge Mann und schüttelt enttäuscht mit dem Kopf. Fünf Schläge seien „Par“ für die 461 Meter lange Bahn, steht nebenan auf einem Schild der städtischen Golfsportanlage in Köln-Roggendorf.

Diesen Standardwert, der festlegt, mit wie vielen Schlägen ein guter Spieler die Bahn beenden würde, wird der Kölner heute nicht mehr schaffen. „Ist auch egal“, sagt er. „Hauptsache es macht Spaß.“

Sattgrünes Gras Dank Bewässerung

Dass es Spaß macht, dafür sorgt seit April auch eine computergesteuerte Beregnungsanlage. „Die Trockenheit der Fairways bei Hitzeperioden über den Sommer gehört jetzt der Vergangenheit an“, heißt es in einem Schreiben der „WWH Köln Public Golf GmbH“, die die 18-Loch-Anlage von der städtischen Sportstätten-GmbH gepachtet hat. Fairways, das sind die großen Flächen zwischen dem Abschlag und dem Loch, in dem der Ball schließlich versenkt werden soll.

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Der Golfplatz KölnGolf in Worringen 2018: Ohne Beregungsanlage sind die Bahnen grau und vertrocknet.

Die Bewässerung in Roggendorf funktioniert, der Rasen auf den etwa 20 bis 25 Meter breiten Bahnen leuchtet sattgrün. Ein Kontrast, der deutlicher kaum sein könnte: Schon die Gräser unter den Bäumen, die die Bahnen einrahmen, sind braun und verbrannt – wie sonst fast überall in der Stadt, die schon vor geraumer Zeit den Klimanotstand ausgerufen hat.

Wie groß ist die Fläche, die in Roggendorf beregnet wird, wollte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ wissen. Und ist ein solcher Einsatz von Wasser noch zeitgemäß? Etwa sechs Kilometer lang seien die Bahnen, verteilt auf 18 Löcher, teilte die Sportstätten-GmbH mit. Bewässert werde eine Fläche von 119.000 Quadratmetern. Der Großteil, 100.000 Quadratmeter betreffe die „Fairways“. Die restlichen 19.000 Quadratmeter seien die Abschlagstellen und die Areale rund um das Loch.

Meinungen gehen weit auseinander

Das Wasser komme aus einem Brunnen, der zum Gelände gehöre. Der Betreiber der Anlage gehe „aus unserer Sicht sehr verantwortungsvoll mit der Ressource“ um, lässt Sportstätten-Sprecher Lukas Wachten wissen. Denn letztlich sei die „Grundwasserbilanz“ doch positiv. Und dies erkläre sich vor allem durch die Gesamtfläche des 611.959 Quadratmeter großen Platzes, ergänzt WWH-Sprecher Norbert Wolf. Auf der unversiegelten und nicht an einen Kanal angeschlossenen Fläche sickere im Jahresverlauf mehr Regen bis ins Grundwasser durch, als für die Bewässerung der Bahnen im Sommer benötigt werde.

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Ratsmitglied Robert Schallehn (Bündnis 90/Die Grünen)

Alles in Ordnung also? Die Meinungen gehen weit auseinander. Während einige weitere Golfplatz-Betreiber ihre Anlagen bewässern, gibt es auch Kritik aus den eigenen Reihen. „In der jetzigen Zeit müssten auch die Golfspieler damit leben können, eine Zeit lang auf einem verbrannten Rasen zu spielen“, meint beispielsweise Mario Brandt von der Golfsportanlage in Köln-Wahn. „Die Flächen auf unserer 9-Loch-Anlage sind derzeit hellbraun, und am Wochenende habe ich auf einer großen Bahn in Wachtberg gespielt, die auch nicht bewässert wird.“

Peter Rücker vom Club Burg Konradsheim in Erftstadt, wo die Zwischenflächen wegen leer gelaufener Speicherteiche seit drei Wochen auch nicht mehr bewässert werden, verweist jedoch „auf die erheblichen Einkommensverluste und Wiederherstellungskosten, die bei einem Totalausfall der Gräser bis zu einem mittleren sechsstelligen Bereich betragen können.“

„Massive Verschwendung von Wasser“

Sicher, Golfclubs in einer Größenordnung wie in Köln-Roggendorf seien „letztlich Gewerbebetriebe“, sagt Holger Sticht, der NRW-Vorsitzende des Umweltverbandes BUND. „Trotzdem ist eine großflächige Beregnung eine massive Verschwendung von Wasser, die wir uns nach Kosten-Nutzen-Analyse nicht mehr leisten können.“ Diese müsse nicht nur „in Notsituationen wie einer Hitzeperiode“, sondern „dauerhaft verboten werden“: „Dass es sich in Köln um eine Anlage im städtischen Besitz handelt, macht die Sache noch unverständlicher.“

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NRW-Minister für Umwelt, Naturschutz und Naturschutz Oliver Krischer

Robert Schallehn, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Kölner Rat, hat zwar Verständnis für diese Sichtweise. Er sagt aber auch: „Technisch gesehen ist es eigentlich aber wünschenswert, dass an möglichst vielen Flächen Wasser verdunstet wird, damit eine Großstadt wie Köln nachts überhaupt noch gekühlt wird und nicht 30 Grad am Stück hat.“

Aber eines sei auch klar: „Ich erwarte schon, dass beispielsweise die Betreiber von Golfplätzen ihre Bewässerung in absehbarer Zukunft zumindest zum Großteil aus Regenwasser-Zisternen bewältigen können, anders wäre das nicht mehr akzeptabel.“

Derzeit kein Wasserproblem in Köln

Langfristig betrachtet trifft das Thema auch im Düsseldorfer Umweltministerium auf Skepsis. „Auch wenn die Lage bei der Trinkwasserversorgung in NRW im Moment gesichert ist, kann derzeit niemand sagen, wie lange die Dürre noch andauert“, sagt Minister Oliver Krischer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Jeder nicht verbrauchte Liter Wasser trage „dazu bei, dass unsere wegen der Klimakrise schon geschrumpften Grundwasservorräte nicht noch weiter reduziert werden“. Die Behörden vor Ort aber müssten über entsprechende Konzepte entscheiden, weil „die Folgen der Trockenheit regional sehr unterschiedlich ausfallen“ würden.

Derzeit jedenfalls, so versichert Christoph Preuß, Sprecher des Energie- und Wasserversorgungsunternehmen Rhein-Energie, auf Anfrage, gebe es für Köln kein Problem. „Im Gegensatz zu manchen anderen Gegenden in NRW befinden wir uns in der Kölner Bucht in der privilegierten Lage, dass wir ein ausreichendes Wasserangebot auch in einem trockenen Sommer haben. Das befreit uns aber nicht von der Verpflichtung, sorgsam und bewusst mit dieser Ressource umzugehen.“