Dauerstreit in Köln-RoggendorfGutachten soll Drama um verseuchtes Kita-Gebäude lösen
Roggendorf/Thenhoven – Wie Kanonenrohre ragen die Stutzen der Entlüftungsanlage aus den Fensteröffnungen des alten Schulgebäudes in der Berrischstraße. Der Anblick des Ziegelbaus erinnert an ein altes Schlachtschiff. Für Roggendorfer ist dieses inzwischen leider ein allzu vertrauter Anblick, denn schon seit drei Jahren müht sich die Anlage ab, einen folgenschweren Fehler bei der Sanierung des Gebäudes zu beheben: Die Fassade war mit einem Anstrich mit einer hydrophoben Chemikalie versehen worden, um ein Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern – stattdessen jedoch sickerte die Chemikalie selbst in das Mauerwerk ein und belastet nun die Raumluft innerhalb des Gebäudes mit ihren Ausdünstungen.
Zu wenig Kitaplätze in Köln-Roggendorf
An eine Nutzung des Gebäudes als Kindertagesstätte, wie ursprünglich vorgesehen, ist damit nicht zu denken. Nach der Schließung der Kita in der Further Straße im Jahr 2019 ist die Einrichtung in der Gutnickstraße die einzige im Ort. Damit stehen nur 26 Prozent der Unter-Dreijährigen und 59 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen des Stadtteils ein Kitaplatz zur Verfügung, ein im Vergleich stark unterdurchschnittlicher Wert.
In der Bezirksvertretung Chorweiler verliert man nun allmählich die Geduld. Wenige Monate, nachdem das Gremium zuletzt über die Situation beraten hatte, brachte die gemeinsame Fraktion von Klaus Roth (die Linke) und Lilo Heinrich (parteilos) das Thema erneut mit einem Antrag in die Diskussion.
Stadt soll Gutachten in Auftrag geben
So forderten sie die Verwaltung auf, umgehend ein Gutachten in Auftrag zu geben, um zu klären, ob die Nutzung des Gebäudes als Kindertagesstätte in absehbarer Zeit möglich sein wird. „Die Sache duldet keinen Aufschub mehr“, begründete Roth den Vorstoß. In der Tat stellt verursacht das ungelöste Problem einen Stau in der Entwicklung der Kita- und Schullandschaft des Stadtteils: Da das sanierte Gebäude nicht nutzbar ist, kann die Kita Gutnickstraße nicht aus ihrem baufälligen Flachbau ausziehen und da dieser nicht abgerissen werden kann, kann auch der geplante und dringend benötige Erweiterungsbau der benachbarten Grundschule nicht angegangen werden.
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„In diesem Schuljahr musste an der Schule erstmals eine zusätzliche Klasse gebildet werden, die wird im kommenden Jahr nicht weg sein. Stattdessen werden weitere Jahrgänge nachdrängen, vor allem, wenn sich der Ort durch die geplanten Neubaugebiete in den kommenden Jahren erheblich vergrößert“, sagte Roth.
Vonovia plant Kita im Ort
In ihrem Antrag schlugen Roth und Heinrich zusätzlich Maßnahmen vor, um die Situation mittelfristig zu entspannen. So plane das Wohnungsbauunternehmen Vonovia, eine Kindertagesstätte im Ort zu bauen – für dieses Vorhaben müsse das Unternehmen nun möglichst bald eine Baugenehmigung erhalten, so Roth. Auch erinnerte er an die frühere Kita im Fortuinweg, in dem im Rahmen einer Sanierung Künstlerateliers untergebracht werden sollen, so Roth. „Ich habe nichts gegen Ateliers, aber angesichts der Situation in Roggendorf sollten Kinder Vorrang haben.“ Roths und Heinrichs Antrag bat die GAG daher zu prüfen, ob das alte Kita-Gebäude wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt werden könne.
Bei den übrigen Vertretern stieß Roths und Heinrichs Antrag überwiegend auf Zustimmung. Rainer Stuhlweißenburg, der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion, schlug per Zusatzantrag vor, den Antrag um zwei präzisierende Fragen zu erweitern – nämlich, wann mit einer Nutzung des Gebäudes zu rechnen sei und ob noch geplant sei, eine Kita dort unterzubringen. Nachdem Roth diese in den Beschlusstext aufgenommen hatte, wurde der Antrag mit den Stimmen von SPD, CDU, Grüne, FDP sowie der beiden Antragsteller beschlossen.