Sanierungsbedürftige HochhäuserImmobilienfirma verbessert Wohnverhältnisse in Köln-Chorweiler
Chorweiler – Das Wohnungsunternehmen BGP hat angekündigt, 1,5 Millionen Euro in eines ihrer Häuser in Chorweiler zu investieren. Zu ihren Beständen gehören drei Gebäude in der Osloer Straße, weitere am Liverpooler Platz und in Seeberg. Immer wieder hatten Mieter über undichte Stellen, veraltete Fenster, verdreckte Müllräume und kaputte Aufzüge geklagt – ein Problem, das viele im Stadtteil betrifft. Auch andere Eigentümer vernachlässigen ihre Bestände.
Zumindest für die Mieter in der Osloer Straße gibt es aber nun offenbar Grund für Zuversicht. In Nummer?6 sollen Heizungsrohre, Heizkörper und Fenster ausgetauscht werden, so BGP-Mitarbeiter Christian Staudt bei einem Pressetermin vor Ort. „Das war Zeit. Wir hatten immer wieder Probleme mit Wasserschäden, weil die Rohre schlecht verlegt sind“, sagt er. In dem 23-stöckigen Bau sind 196 Wohnungen betroffen. Zwischen sieben und zehn Tage dauere der Umbau jeweils. Die Mieter könnten laut Staudt währenddessen „problemlos“ in ihren Wohnungen bleiben. Nach sechs Monaten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Der Aufzug – früher oft defekt – sei bereits erneuert. Für die Mieter sollen die Wohnungen nicht teurer werden, die Kaltmiete um den Betrag steigen, den die Mieter an Heizkosten einsparen.
Mietpreisbindung läuft aus
Ob das Unternehmen damit einen Kurswechsel vollzieht, sich die Wohnverhältnisse tatsächlich für alle Bewohner nachhaltig verbessern? Die Investitionen kommen zu einem Zeitpunkt, der für die Eigentümer wirtschaftlich neue Möglichkeiten eröffnet. Ende diesen Jahres laufen die Mietpreisbindungen in den Häusern der BGP aus. Die mit öffentlichen Krediten geförderten Wohnungen dürfen anschließend frei auf dem Markt angeboten, die Mieten im üblichen Rahmen erhöht werden. „Wir haben das aber in den nächsten drei Jahren nicht vor“, versichert Staudt. Man wolle zunächst „an der Zufriedenheit der Mieter arbeiten“. Dennoch dürfte die Wertsteigerung der Immobilien wohl das entscheidende Motiv sein. Vom „Ausschöpfen von Mietentwicklungspotenzialen“ und „gezielten Maßnahmen zur Steigerung der Qualität der Mieterstrukturen“ ist auf der Webseite des Unternehmens zu lesen. Und offenbar rechnet man sehr genau, welche Investition sich zu welchem Zeitpunkt lohnt. Am Liverpooler Platz sind bislang überhaupt keine Investition geplant. Nach der Instandsetzung in der Osloer Straße 6 könnten die Nachbarhäuser folgen. In den Häusern 2 und 4 wohnen weitere 242 Menschen. „Wir müssen schauen, ob das mit dem Budget hinkommt“, schränkt Staudt ein. Ein neuer Wartungsvertrag für die Aufzüge dort sei aber bereits abgeschlossen. Er kündigte neben der Instandsetzung weitere Veränderungen an. Die Mieter sollen etwa vom Wechsel der Hausverwaltung profitieren. Seit November kümmert sich die BGP-eigene Firma Penta Properties um die Gebäude. Seit März versieht ein Concierge seinen Dienst im Eingangsbereich der Häuser in der Osloer Straße. Als Sicherheitsfachkraft soll er nicht nur für mehr Kontrolle sorgen, sondern auch Anlaufstelle für die Mieter sein.
Harte Zeiten mit der BGP
Sozialarbeiterin Siggi Heidt von der Mieterberatung der katholischen Gemeinde in Chorweiler berät die Mieter der BGP seit Jahren. „Wir hatten sehr lange sehr harte Zeiten mit der BGP. Im Moment gibt es aber bessere Voraussetzungen für Veränderungen“, sagt sie verhalten optimistisch. Mitarbeiter des Unternehmens seien auf sie zugekommen und hätten das Gespräch gesucht, bestätigt sie auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sicher werde das Unternehmen aber weiter wirtschaftlich denken. So bemängelte sie etwa, dass die Wasserleitungen nicht erneuert würden. Die Mieter sollen endlich Einsicht in die Abrechnungen nehmen können. „Eigentlich eine Selbstverständlichkeit“, sagt Heidt, die bei den früher beauftragten Hausverwaltern damit auf Granit gestoßen war.
Die BGP versucht offenbar auch, die Außenwahrnehmung ihrer Wohnanlage zu verbessern. Man wolle sich stärker im Stadtteil engagieren, so Staudt. So wolle sich sein Unternehmen etwa am anstehenden Bürgerfest beteiligen. Die BGP vermietet zudem ein Ladenlokal günstig an Puya Bagheri und seinen Verein Outline. Mit „urbaner Kultur“ will er Jugendliche und Kinder im Stadtteil erreichen. Das Ladenlokal im Gebäude Osloer Straße 4, früher ein Büdchen, liegt für ihn genau richtig. „Das war einer der schlimmsten Spots. Im Laden Alkis, draußen Leute, die Gras verkaufen. Wir machen jetzt etwas ganz anderes daraus“, sagt Bagheri. Raum für Graffiti und Kunst soll in dem Laden entstehen, der zum Pariser Platz hin liegt. Er sei kein großer Fan des Wohnungsunternehmens, habe sich aber dennoch an die BGP gewandt und nach dem Ladenlokal gefragt. Die Zusage habe ihn überrascht. Und die Miete sei „im Verhältnis okay“. Das Unternehmen lässt die Räume derzeit noch renovieren. Im Juni will Bagheri eröffnen. Bis dahin sind die Arbeiten im Nachbarhaus wohl schon in vollem Gange. Er geht davon aus, dass auch Mieter aus den umliegenden Häusern bei ihm vorbeischauen werden, ein Effekt, den sich BGP-Mitarbeiter Staudt ausdrücklich wünscht. Er will Bagheris Laden für gelegentliche Mieterversammlungen nutzen, hofft, dass sich auch hier eine Anlaufstelle etabliert. Für das Unternehmen wäre das eine günstige Lösung.