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SchulenEin Campus von der Kita bis zum Abitur für Köln-Chorweiler

Lesezeit 5 Minuten

Die Heinrich-Böll-Gesamtschule muss jedes Jahr Schüler abweisen. Deshalb ist eine weitere Gesamtschule in Chorweiler nötig.

  1. Im Kölner Norden soll ein Campus entstehen, der Einrichtungen für Kinder aller Altersklassen an einem Ort bündelt

Köln-Chorweiler – Es passiert selten, dass fast alle Parteien in der Chorweiler Bezirksvertretung gemeinsam einen Antrag stellen. Nun haben CDU, SPD, die Grünen und die Linke eine „Initiative zur Schulentwicklung“ vorgestellt. Ihr Ziel: mehr Schulen im Bezirk und eine Überarbeitung der Strukturen unter Einbeziehung der Elternwünsche. Das Papier umfasst mehrere Vorschläge, einige weichen vom aktualisierten Schulentwicklungsplan 2016 ab. Das Gremium hat den Wohnungsbau und das Bevölkerungswachstum mit berücksichtigt.

Vorschläge

Die Erweiterung der Grundschule Gutnickstraße in Roggendorf/Thenhoven soll umgehend umgesetzt werden. Aufgrund der Neubaugebiete werde der Druck weiter steigen.

Grundschule Fühlingen

Fühlingen soll eine weitere, zweizügige Grundschule bekommen, die bei Bedarf ausgebaut werden kann. Die Verwaltung soll einen Standort suchen, die Bezirksvertretung schlägt den Festplatz an der Neusser Landstraße vor – dieser könne auf das Nachbargrundstück ausweichen. Viele Kinder werden derzeit mit dem Auto zur Schule gefahren, ein „unhaltbarer Zustand“, der durch eine fehlende Bus- und Bahnverbindung entstanden ist.

Hauptschule Holzheimer Weg

Auf dem Grundstück der ehemaligen Hauptschule am Holzheimer Weg soll eine vierzügige Gesamtschule entstehen. Da die Heinrich-Böll-Gesamtschule jedes Jahr viele Schüler ablehne, gebe es einen dringenden Bedarf und einen „nicht hinzunehmenden Zustand“ im Bezirk. Seit Jahren kämpfen die Bezirksvertreter für eine neue Schule am Holzheimer Weg, die Stadt lehnte bislang ab. Nach den Plänen des Gremiums sollen die Fläche der alten Turnhalle, der Flüchtlingsunterkunft, der Hausmeisterwohnung und die Parkplätze mit eingeplant werden. Eine neue Turnhalle benötigt die Schule nach Ansicht der Kommunalpolitiker nicht, da die Sportanlage des SG Köln-Worringen am Erdweg „fußläufig“ erreichbar sei. Beide Standorte liegen rund zwei Kilometer voneinander entfernt. Die Hausmeisterarbeit könne der Hausmeister der Grundschule „An den Kaulen“ übernehmen.

Nach den Plänen der Stadt soll die Ursula-Kuhr-Hauptschule Platz machen für ein Gymnasium.

Förderschule Soldiner Straße

Es soll geprüft werden, ob die Förderschule Soldiner Straße an den Standort der Gustav-Heinemann-Hauptschule ziehen kann. Diese könnte wiederum mit der Ursula-Kuhr-Hauptschule am Volkhovener Weg fusionieren. Laut Bezirksvertretung sei eine Erweiterung der Förderschule am derzeitigen Standort nicht möglich, obwohl sie aus allen Nähten platze. Dagegen verzeichne die Hauptschule an der Karl-Marx-Allee rückläufige Zahlen.

Der dringend benötigte Erweiterungsbau für die Ganztagsangebote an der Henry-Ford-Realschule soll schnell umgesetzt werden.

Bildungscampus Köln-Nord

Der Bezirk Chorweiler könne Standort für einen selbst erdachten „Bildungscampus Köln-Nord“ werden, idealerweise gegenüber von Blumenberg im potenziellen Neubaugebiet Kreuzfeld. In der Nähe gebe es die S-Bahn-Haltestelle Blumenberg mit Anbindung an die Innenstadt. Der Campus könne bezirksübergreifend Schüler aufnehmen, die von der Kita bis zum Abitur alle Stationen diverser Bildungseinrichtungen an einem Ort durchlaufen. Selbst eine Außenstelle der Technischen Hochschule Köln mit Wohnheim können sich die Bezirksvertreter vorstellen

Schulausschuss soll beraten

Die Bezirkspolitiker baten die Verwaltung, die Vorschläge dem Schulausschuss zur Beratung vorzulegen und bei der Überarbeitung des aktualisierten Schulentwicklungsplans 2016 zu berücksichtigen. Die einhellige Meinung: Es muss dringend etwas geschehen. Schließlich diskutiere man das Thema seit Jahren.

„Es besteht enormer Handlungsdruck“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Norbert Schott. „Um Schulplätze zu schaffen, muss komplett umgedacht werden.“ Auch Sozialdemokratin Eike Danke hofft, dass „wir durch den Antrag mitgestalten und die Projekte schneller auf den Weg bringen können“. Während sich Marc Andre Urmetzer von der FDP für den Neubau in Worringen eine Turnhalle wünscht, bat Klaus Roth von den Linken, dass sich die Einigkeit auch auf Ratsebene fortsetzt.

In Sachen Förderschule Soldiner Straße hat die Stadt eingeräumt, dass die Schule mehr Räume benötigt und „größere Umbauarbeiten“ anstehen. Leider fehle das nötige Personal in der Gebäudewirtschaft. Man überlege nun, Container aufzustellen. Zudem will die Stadt für das kommende Schuljahr statt vier nur noch drei Klassen pro Jahrgang anbieten.

Das plant die Stadt in puncto Schulen

Der Schulentwicklungsplan wurde 2016 aktualisiert. Der Bezirk Chorweiler benötigt bis zum Jahr 2025 rund 860 neue Grundschulplätze sowie 860 neue Plätze für die weiterführende Schule bis zur zehnten Klasse. In der Sekundarstufe II mangelt es an 516 Plätzen. Um den Bedarf aufzufangen, plant die Stadt unter anderem:

GGS Soldiner Straße

Einen Ausbau der GGS Soldiner Straße in Lindweiler auf zwei Klassen pro Jahrgang

Erich-Ohser-Grundschule

Die Pescher Erich-Ohser-Grundschule auf drei Klassen pro Jahrgang zu erweitern oder ganz neu zu bauen

KGS Gutnickstraße

Die KGS Gutnickstraße in Roggendorf/Thenhoven auf drei Klassen pro Jahrgang zu erweitern und das angrenzende Grund-stück der ehemaligen Kita zu nutzen

Gustav-Heinemann-Hauptschule

Neue Gesamtschulplätze zu schaffen und dafür die Gustav-Heinemann-Hauptschule zu schließen. Laut einer Befragung von 2012 wünschen sich viele Eltern einen Gesamtschulplatz.

Heinrich-Böll-Gesamtschule

Die Stadt überlegt, die Heinrich-Böll-Gesamtschule oder die Henry-Ford-Realschule zu erweitern und die Räume der Hauptschule zu nutzen. Alternativ könne eine ganz neue Gesamtschule an zwei Standorten entstehen, dafür werden die Haupt- und Realschule geschlossen.

Pescher Gymnasium/Ursula-Kuhr-Hauptschule

Die Stadt plant, weitere Klassen am Pescher Gymnasium. Die Ursula-Kuhr-Hauptschule am Volkhovener Weg soll geschlossen werden, stattdessen soll ein Gymnasium gebaut werden.

Laut Stadt gebe es damit ausreichend Plätze an Grundschulen. Allerdings müssen selbst über die Planung hinaus mehr Plätze für die weiterführenden Schulen kreiert werden. Im Visier steht dabei das potenzielle Neubaugebiet Kreuzfeld, das voraussichtlich Kitas, eine Grundschule sowie eine weiterführende Schule bekommen wird. (pew)