Hohe NachfrageKölner haben Weihnachtsbäume deutlich früher als sonst gekauft
Köln – Ein verzweigtes Wochenende steht bevor, so viel ist sicher. Für notorische Last-Minute-Käufer könnte es sogar eng werden in diesem Jahr, weil sich der Weihnachtsbaum-Verkauf auffallend nach vorne verlagert hat. Alina Gerster aus Klettenberg, die „sonst immer erst kurz vor Heiligabend an St. Bruno eine der letzten Tannen“ ergattert, blickt im Zollstocker „Toom Markt" auf die Preistafel für die sogenannten Fair Trees und stellt fest, dass die kleinste Version für 12,99 Euro bereits ausverkauft ist.
„Wir haben von der ersten Woche an gemerkt, dass die Nachfrage diesmal viel stärker ist“, bestätigt Sven Huber. Der Abteilungsleiter für den Baumschulbereich im Seeberger Pflanzenhof berichtet, dass die ersten Interessenten bereits am 25. November auf der Matte standen – zwei Tage bevor der Weihnachtsbaum-Verkauf offiziell beginnen sollte und man noch beim Aufbau war. Viele Wintersportler, die coronabedingt nicht in die Berge könnten, meint der 32-Jährige. Man sehe aber auch Stammkunden wieder, die ihr Heim in diesem Jahr nicht erst zu Weihnachten, sondern schon zu Beginn der Adventszeit weihnachtlich hätten gestalten wollen.
Der Weihnachtsbaum-Klassiker duftet nicht
Um die Abstandsregeln einhalten zu können, hat man in Seeberg die Verkaufsfläche verdoppelt und biete erstmals auch Bäume „fertig auf dem Ständer“ an, damit nicht zu viele Leute gleichzeitig zwischen den liegenden Bäumen herumwuseln.
Während in Seeberg ausschließlich Nordmanntannen aus dem Sauerland verkauft werden, schaut man in „Dinger`s Gartencenter" auf eine große Vielfalt – sowohl was Sorten als auch Größen anbelangt. „Bis zu sieben Metern Höhe“, könne er besorgen, versichert Gärtnermeister Wolfgang Schäfer und erklärt die Vorzüge der einzelnen Arten: Die Korktanne sei gewissermaßen die Slim-Version unter den Tannen und ideal für Leute mit wenig Platz.
Die Engelmann-Fichte erkenne man an ihren stahlblauen Nadeln, die Edeltanne an ihrem etagenartigen Wuchs und die Kolorado-Tanne mir ihrem angenehmen Zitrus-Aroma. Der Duft sei das, was manch ein Kunde beim ansonsten robusten Weihnachtsbaum-Klassiker, der Nordmanntanne, wie auch bei der Nobilis oft vermisse.
Von klein an im Topf kultivierte Winzlinge
Für Leute, denen es beim Weihnachtsbaum auf Nachhaltigkeit ankommt, rät der für den Bereich Baumschule zuständige Abteilungsleiter zur Rotfichte. Wichtig sei jedoch, sagt Schäfer, während er einen Winzling aus dem Topf zieht, dass der Baum „von klein auf im Topf kultiviert“ worden sei, was man an der komplett durchwurzelten Erde erkenne. „Sonst wachsen die nicht an“, wenn man sie nach Weihnachten in den Garten pflanzen wolle.
Auch bei „Biomöbel-Genske" ist man in diesem Jahr früher dran als sonst, „um das Ganze ein bisschen zu entzerren“. Das Unternehmen hat nach Worten von Geschäftsführer Willi Hubor vor drei Jahren erstmals seine Hoffläche einem Bio-Landwirt aus dem Sauerland zur Verfügung gestellt, nachdem er in Köln keinen Anbieter von Biobäumen gefunden hatte. Die Bäume stammen aus Halverstadt, wo der Bio-Landwirt Volker Grüber auf einer Fläche von 20 Hektar Nordmanntannen hochzieht – allesamt bio.
Tickets ziehen in der Nippeser Lutherkirche
Verglichen mit dieser Menge ist die Zahl der Bäume, die an diesem Samstag im Innenhof der Pfarrei St. Hubertus abholbereit liegen werden, nicht sehr spektakulär, aber auch in Brück macht man sich auf einen Ansturm gefasst. „Letztes Jahr war es schon extrem“, berichtet Leon Abel, Stammesvorstand vom DPSG Pfadfinderstamm Ostgoten. „Innerhalb von vier Stunden waren alle 200 Tannen weg.“ Diesmal rechnet er damit, dass die von 10 bis 16 Uhr geplante Verkaufszeit noch wesentlich früher zu Ende gehen wird. Seit fünf Jahren finanzieren diese Pfadfinder im Rechtsrheinischen unter anderem ihre Pfingst- und Sommerlager mit dem Erlös aus dem Weihnachtsbaumverkauf.
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In der Lutherkirche in Nippes hat der Weihnachtsbaum-Verkauf mindestens 20-jährige Tradition. Am bevorstehenden Samstag und Sonntag gibt es jedoch ein Novum: Man muss nach Worten von Pfarrer Thomas Diederichs zuvor online für ein bestimmtes Zeitfenster ein Ticket ziehen.
Der zugestellte Baum aus der Vulkaneifel
Wer komplett Kontakt vermeiden und daher auch nicht beim mannigfaltigen Angebot in Baumärkten zuschlagen möchte, hätte noch bis zum 15. Dezember Gelegenheit, über den Kölner Weihnachtsbaum-Lieferservice an ein grünes Schmuckstück zu kommen. Jürgen Müllenbach tauscht seit Jahren im Dezember sein normales Schuhwerk gegen robuste Schnürstiefel und holt in seiner Heimat, der Vulkaneifel, Tannen aus dem Wald, die er überwiegend an Firmen oder Hotels ausliefert. „In diesem Jahr aber auch an mehr Privatleute“.
Hier gibt es in Köln unter anderem Weihnachtsbäume
Toom-Markt, Neuer Weyerstraßerweg 2 (Zollstock), Öffnungszeiten: Mo. bis Do., 8 bis 20 Uhr, Sa. 8 bis 20 Uhr.
Seeberger Pflanzenhof, Oranjehofstraße 20 (Seeberg), Öffnungszeiten: Mo. bis Fr., 9 bis 18.30 Uhr, Sa., 9 bis 16 Uhr.
Biomöbel Genske, Subbelrather Straße 24 (Neu-Ehrenfeld). Öffnung: Mo. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr.
Dinger’s Gartencenter, Goldammerweg 361 (Vogelsang). Öffnungszeiten: Mo. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, So., 11 bis 16 Uhr.
Lutherkirche, Siebachstraße 85 (Nippes). Öffnungszeiten: Sa., ab 12 Uhr, So., ab 13 Uhr.
Weihnachtsbaum-Lieferservice www.weihnachtsbaum-koeln.de
Derweil sich der 53-Jährige wieder ins Auto schwingt, um Nachschub heranzuschaffen, werden Hunderte von Kölnern an diesem Wochenende im Bergischen Land selber die Säge ansetzen. „Oh ja, es ist auf jeden Fall erheblich mehr als sonst“, bestätigt Stefan Lüdenbach. Das Hauptgeschäft werde nicht wie sonst am vierten Advent, sondern an diesem Wochenende stattfinden.
Viele haben Spaß, selber mit der Säge loszuziehen
Lüdenbach gehörte zu den ersten im Kölner Umkreis, der Bio-Weihnachtsbäume verkauft. Der 62-Jährige pflanzt gemeinsam mit Sohn Phillip pro Jahr rund 13.000 neue Bäume; davon kommen rund 7000 bis 8000 Tannen alljährlich in den Verkauf. Begonnen hat er damit vor sieben Jahren, und „mehr als 50 Prozent“ seiner Kundschaft, so schätzt der Landschaftsbauer in Engelkirchen, komme aus Köln.
Die Weihnachtsbaum-Tradition sei ungebrochen, und viele Leute hätten Spaß daran, mit der Säge loszuziehen. In diesem Winter findet die Kundschaft erstmals Trichter im Wald vor, um die Bäume an Ort und Stelle einnetzen zu können.