AboAbonnieren

„Aus Müll mach mehr“Upcycling-Projekt führt Kinder ans Museum heran

Lesezeit 3 Minuten

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen stolz ihre Bastel- und Handwerksarbeiten.

Köln – Die wichtigsten Regeln hatten die zehn Kinder aus Seeberg schnell verstanden: nicht rumrennen und nichts anfassen. Sonst war fast alles erlaubt. „Ein Junge meinte, im MAKK sieht es aus wie in einem Palast“, erinnert sich Eva Schwering vom Museumsdienst Köln. Sie empfing die Gruppe in den Herbstferien zwei Mal im Museum für Angewandte Kunst (MAKK). Für alle Kinder war es der erste Museumsbesuch.

Und es hat ihnen gefallen, erzählt die zehnjährige Linn beim Abschluss des Projektes „Aus Müll mach mehr“ auf dem Bauspielplatz in Seeberg. Außerdem präsentiert das Mädchen im grünen Dinosaurier-Kostüm, welche Kunst sie und die anderen selbst geschaffen haben: ovale Bienenhäuser aus Holz, bunt beklebte Blumentöpfe aus leeren Milchkartons, Schlüsselanhänger und Schmuck aus kaputten Fahrradschläuchen.

5000 Quadratmeter mit selbstgebautem Klettergerüst

Das Thema des zweiwöchigen Workshops war Upcycling, deshalb hat Schwering den Kindern im MAKK auch hauptsächlich Objekte gezeigt, die ebenfalls aus recycelten Materialien sind – wie der „Rover 2-Seater“ des Künstlers Ron Arad, der aus alten Autositzen eine Couch gefertigt hat. Oder Lampen aus alten Autoscheinwerfern. „Ich wollte zeigen, dass auch gefeierte Designer Stylisches aus Müll herstellen“, sagt Schwering.

Selbstgebastelte Samenbombe

Unterstützt haben sie dabei die Museumspädagogen Adi Gottlieb und Nina Paszkowski, die an den anderen Tagen gemeinsam mit den Kindern gebaut und gebastelt haben. Am Tag der Abschlusspräsentation sind sie immer noch begeistert vom Programm und vom Gelände des Seeberger Bauspielplatzes. „Man merkt einfach, dass die Kinder sich hier total wohlfühlen“, sagt Nina Paszkowski. Die Diakonie Michaelshoven bietet über 5000 Quadratmeter Fläche mit einem selbstgebauten Klettergerüst darauf, außerdem einen Fußballplatz und ein Tiergehege mit zwei Ziegen. Giovanni führt den gerade entstehenden Holzbunker vor, der noch mit blauen Plastikplanen abgedeckt ist, weil das Dach fehlt.

Das Museum zu den Menschen bringen

Das zweiwöchige Projekt in Seeberg widmet sich einem großen Problem in der Museumspädagogik: Wie bringt man Menschen aus finanziell schwachen Familien, die weit weg von der Innenstadt leben, museale Kunst näher? Eigentlich soll ein Museum für alle da sein – in der Realität verbringt aber eben nur eine bestimmte Bevölkerungsschicht verregnete Samstagnachmittage mit dem Durchstreifen von Ausstellungen.

Linn präsentiert die Ergebnisse der zwei Wochen.

Ein Weg, den der Museumsdienst deshalb schon lange geht, führt raus aus dem Museum und rein in Institutionen wie Kitas, Schulen oder Seniorenheime. „Früher hat man immer gesagt, die Menschen müssen zu uns kommen“, sagt Eva Schwering. „Heute versuchen wir, das Museum zu den Menschen zu bringen.“ Natürlich auch in der Hoffnung, dass der ein oder andere so neugierig wird, dass er doch einmal vorbeikommt. Unterstützt wurde das Projekt vom „Kulturrucksack NRW“, einem Landesprogramm, das jährlich drei Millionen Euro für kulturelle Bildung zur Verfügung stellt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Giovanni und Linn haben viel über Recycling gelernt. „Man sollte Plastik nicht direkt wegschmeißen“, sagt Giovanni. Linn war überrascht, wie viele verschiedene Verpackungsschichten sie erst einmal vom Milchbehälter ablösen musste, bevor sie den Karton anmalen konnte. In ihren Karton hat sie eine kleine Kaktee gepflanzt, die in ihr Pflanzenregal ins Kinderzimmer kommt. „Ich hab gelernt, dass man aus Müll schöne Sachen machen kann.“