Ältester Hundesalon Kölns in PeschHier fühlen sich die Hunde wohl
Pesch – Orlando, Lenny und Max haben keine Ahnung. Das darf man so sagen, ohne damit die Intelligenz der drei Pudel zu beleidigen. Die Hunde haben deshalb keine Ahnung, weil ihnen vermutlich bisher niemand erzählt hat, dass sie bei einer Berühmtheit gelandet sind. Orlando, Lenny und Max bekommen ihr Fell nämlich nicht von irgendjemand gestutzt, sondern von der Frau, die bereits vor knapp vierzig Jahren in dieser Disziplin ein Diplom erwarb. Die Urkunde vom 26. August 1978, die „Sportsfreundin Rosemarie Zilm“ als Siegerin beim „DDR-offenen Pudel-Schaufrisieren“ bestätigt, hängt nun in Zilms Hunde- und Katzenpflege-Einrichtung, dem „Salon Amby von Manrico“ im Heimtierzentrum (HTZ) in Köln-Pesch.
Selbiger Amby von Manrico war ein silberfarbener Pudel und als solcher eine derartige Schönheit, dass Frauchen seinetwegen regelmäßig Komplimente bekam. Dabei war die Erklärung für das blendende Aussehen des Tieres ganz simpel: „Ich hatte einen Hundesalon.“ Der lag in Leipzig in der Leninstraße, fährt Zilm fort und berichtet von ihrer damaligen Ausbildung in der sächsischen Universitätsklinik. „Es reichte ja nicht, einen Hund baden zu können.“ Man habe Ungeziefer erkennen und natürlich auch sonst einschätzen müssen, ob irgendwas mit dem Tier nicht stimmte. Und das habe man von Ärzten gelernt.
Herausforderung Selbstständigkeit
Salon Amby von Manrico, fachgerechte Hunde- und Katzenpflege, Pescher Weg 7-9 (im HTZ). ☎ 0221-7406234 Termine nur nach Vereinbarung.
Sich mit einem Hundesalon selbstständig zu machen, sei damals dennoch „sehr, sehr schwer gewesen“. Zilm gelang jedoch nicht nur das, sie schaffte es sogar, „der erste Hundesalon in Deutschland für Dienst- und Gebrauchshunde und alle anderen Rassen“ zu werden. Mit anderen Worten: Rosemarie Zilm scherte in der ehemaligen DDR sowohl die handlichen Formate als auch richtig große Tiere. Das wiederum sprach sich herum, und deshalb wurde sie zunehmend nicht nur mit der alltäglichen Pflege von Hunden betraut, sondern durfte da Hand anlegen, wo es darum ging, dass Bello eine besonders gute Figur machte: Bei Ausstellungen. Infolgedessen klopften bei Rosemarie Zilm immer öfter auch Zweibeiner an, die unter die Rubrik „große Tiere“ fielen.
Selbst der Botschafter von China sei bei ihr vorgefahren. In den 1980er Jahren sah man Rosemarie Zilm regelmäßig neben Gudrun Thiele in der TV-Ratgebersendung „Du und Dein Haustier“. Fernsehauftritte bei „Ein Kessel Buntes“ folgten. „Meine Frau kannte damals praktisch jeder“, bestätigt Lothar Zilm, Ehemann seit 54 Jahren und längst selbst profiliert in Sachen Hunde- und Katzenpflege. Denn wer in den Salon „Amby von Manrico“ kommt, erhält das Rundum-Pflegepaket „inklusive Zähneputzen, Krallen schneiden, Analdrüse kontrollieren“.
Diesen Service bekommt heute auch Orlando, genannt „Teddy“, ein knapp einjähriger Pudel, dessen noch bräunlich wirkendes Fell den eleganten Apricot-Ton erhalten wird. Orlando ist ein pflegeleichter Kunde.
„Der mag alles gern“, bestätigt Frauchen Marlies Neunzig. Die Kölnerin war bereits Kundin bei Zilms, als die ihren ersten Salon in Weidenpesch und später in Nippes hatten. Mittlerweile ist es 35 Jahre her, dass das Ehepaar sich in Köln ansiedelte und die Pflege „normaler“ wie auch prominenter Hunde wie etwa Nicky, dem West Highland Terrier, der in der Sitcom „Lukas“ mit Dirk Bach mitspielte. Inzwischen zählt der Salon zu den ältesten im Rheinland.
Der perfekte Pudel-Auftritt
„Wir hatten vor Jahren selbst den schönsten Pudel Europas: Pascha von Stolzenhöh.“ Mit dem sei seine Frau sogar in der Sendung von Margarethe Schreinemakers gewesen. Selbstverständlich war Pascha bei seinem Auftritt perfekt geschoren und trug im Gegensatz zu vielen seiner heutigen Artgenossen keine Locken. Pudel, die Ähnlichkeit haben mit einer alten Persianerjacke, seien schlicht „nicht ausreichend gebürstet“, so die Fachleute.
Rosemarie Zilm ist im Schnitt jeweils anderthalb Stunden mit einem Hund beschäftigt. Die Prozedur beginnt mit einem gründlichen Bad und anschließendem Fönen. Danach wird, je nach Rasse, das Deckhaar geschoren oder auch nur die Unterwolle getrimmt, oder – etwa nach dem Winter – ausgedünnt. „Wenn der Hund verfilzt ist und richtige Knüsel im Fell hat, hilft nur noch Rausschneiden. Was glauben Sie, was wir hier manchmal erleben!“
Viele Leute, ergänzt Ehemann Lothar, seien einfach „nicht vorbereitet für die Pflege eines Hundes“. Dabei müsse man jeden einmal am Tag kämmen. „Mit dem Strich und gegen den Strich.“