Sozialer Brennpunkt in KölnDas Mönchsfeld kämpft um eine Chance
Roggendorf/Thenhoven – Das Treffen dauerte nur einen Vormittag. Markus Peters, Vorstand des Sozialdiensts katholischer Männer (SKM) nennt es dennoch einen Quantensprung. „Es gab eine große Einigkeit und Bereitschaft, etwas zu tun, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.“
Rund zwei Stunden saßen Vertreter unter anderem von Stadt, Jugendpflege, dem Verein Kindernöte, SKM und dem Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) zusammen, um zu beraten, wie die Situation Im Mönchsfeld verbessert werden kann.
Schimmel an den Wänden
Seit Jahren gilt die triste Siedlung am Rand von Roggendorf/Thenhoven als sozialer Brennpunkt. Und seit Jahren klagen Chorweiler Bezirksvertreter und soziale Akteure vor Ort über die desolate Situation. Sie berichten von Anwohnern, die sich über Schimmel an Wänden und marode Wohnungen beschweren. Sie weisen auf soziale Probleme, Kriminalität und Drogenhandel hin.
Zahlen der Stadt verdeutlichen die Problematik: Stand 2015 beziehen 58,9 Prozent der 928 Einwohner Hartz IV. Die Zahl für Jugendliche unter 15 Jahre liegt mit 62,2 Prozent noch höher. 71,2 Prozent der Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Zum Vergleich: In ganz Roggendorf/Thenhoven leben knapp 18,8 Prozent der Einwohner von Hartz IV, im Bezirk Chorweiler 14,4 Prozent, in ganz Köln 10,9 Prozent. In ein Förderprogramm wurde die Siedlung bislang nicht aufgenommen.
„Die Sozialdaten für ganz Roggendorf/Thenhoven sind einigermaßen gut, sodass das Mönchsfeld immer wieder rausgefallen ist“, sagt der Bezirksbürgermeister von Chorweiler, Reinhard Zöllner, der ebenfalls am Treffen teilnahm. Man habe immer wieder versucht, das Viertel in einem sozialen Programm unterzubringen. „Aber wir sind immer gescheitert“, sagt Zöllner. Zudem plant die Stadt in unmittelbarer Nähe den Bau eines Flüchtlingsheims für mehr als 200 Menschen, was Anwohner und Bezirksvertreter stark kritisieren. Sie halten das Areal für komplett ungeeignet und befürchten weitere Probleme.
Anlaufstelle vor Ort geplant
Jetziger Eigentümer der Häuser ist die Immobiliengesellschaft Vonovia. Jahrelang gehörte die Siedlung der Gesellschaft Gagfah. Sie wurde von der Deutschen Annington schluckt und firmiert nun unter dem Namen Vonovia. Laut Peters erhielt auch der Eigentümer eine Einladung zum Treffen. „Aber niemand kam. Wir wollen mit ihnen in einen Dialog treten“, formuliert er vorsichtig.
Für den Vorstand des SKM ist es nun wichtig, Lösungen zu finden. Als kurzfristige Maßnahmen sollen die Kinder- und Jugendangebote vor Ort ausgeweitet werden. Dazu gehört der Bauwagen des SKM, der Treff „Treppe II“ des SKF und das Angebot des Vereins Kindernöte. Geplant ist zudem ein Ansprechpartner und eine Anlaufstelle vor Ort. „Damit wollen wir Vertrauen aufbauen und in Zukunft mit den Bewohnern gemeinsam Projekte realisieren“, sagt Peters.
Längerfristig wollen die Akteure darum kämpfen, dass Roggendorf/Thenhoven in den Sozialraum von Chorweiler, Seeberg-Nord und Blumenberg mit aufgenommen wird. Diese Räume stehen unter besonderem Entwicklungsbedarf, werden speziell gefördert und zielen auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen. „Es gibt viele Menschen, die sich vor Ort engagieren, aber jetzt kommt alles in einen Guss“, sagt Peters. „Der akute Handlungsbedarf ist allen klar geworden.“