Der Verein, der Lebensmittel an Bedürftige verteilt, hat ein Ladenlokal gemietet.
Lebensmittel verschenken statt wegwerfenKölner „Essenretter“ ziehen in Ladenlokal in Worringen
Samstagvormittag. Kisten mit Obst und Gemüse stapeln sich unter dem Pavillon am Haus von Petra und Thomas Kittlaus. Bananen, Äpfel, Apfelsinen, Salat. Daneben Klappkisten mit Kartoffeln. Packungen mit Milch, Sahne, Butter, Käse und Streichwurst lagern in Kühlschränken. Aus roten Bäckerkisten duftet es nach frischen Brötchen. Mitglieder des Vereins „Die Essensretter“ in Worringen bereiten sich im Depot an der Bitterstraße auf die bevorstehende Verteilaktion vor.
„Ab 14 Uhr werden sich hier zahlreiche Menschen einreihen, an die wir kostenlos Lebensmittel vergeben“, erzählt Claudia Lehsten vom Vereinsvorstand. Ehrenamtlerin Mareike Berchem sortiert die Kisten, die Andreas Prinz aus seinem PKW mit Anhänger lädt. Prinz ist einer von 80 Fahrern, die regelmäßig bei den mehr als 50 Partnerbetrieben im Großraum Köln, im Rhein-Erft-Kreis und im Rheinkreis Neuss Lebensmittel einsammeln, die nicht mehr verkauft werden dürfen, worüber sich aber dennoch viele freuen. Für Prinz und seine mehr als einhundert ehrenamtlich tätigen Vereinskollegen ist es ein Herzensanliegen, sich sozial zu engagieren. „Es macht viel Freude, anderen Menschen zu helfen, die sich nicht viel leisten können.“ Mareike Berchem ist an mindestens zwei Wochentagen im Einsatz.
Essensretter Köln: Abschied von der Bitterstraße
Für alle Beteiligten wird es der letzte Samstag in der Bitterstraße sein. Denn die Essensretter ziehen um. In ein neues Depot. „In feste Räume“, wie Petra Kittlaus, Vorsitzende der Worringer Essensretter es formuliert. Seit sieben Jahren setzt sich das ehrenamtliche Team in Worringen und Umgebung dafür ein, Lebensmittel mit anderen Menschen zu teilen, statt sie wegzuwerfen. Fünf Jahre lang war der Pavillon in der Bitterstraße 79 Anlaufstelle für die Lebensmittel-Retter. „Jetzt ist es uns endlich gelungen, ein Ladenlokal im Herzen von Worringen anzumieten“, sagt Kittlaus.
„Ab Mittwoch stehen uns in der St.-Tönnis-Straße Räumlichkeiten auf einer Fläche von rund 60 Quadratmetern zur Verfügung“, freut sich auch Vereinsvize Claudia Lehsten. Die Ware könne dort aus Wandregalen, Standtheken, Kisten und Kühlschränken aus passender Höhe heraus verteilt werden, sodass auch eingeschränkte Personen die Möglichkeit haben, sich zu bedienen. Die Menschen sollen in den neuen Räumen künftig schneller bedient werden als bisher, sagt Lehsten.
Doch auch diejenigen, die nicht zum Depot in die Ortsmitte kommen können, würden entsprechend versorgt. Vermieterin Maria Roth freut sich, dass sie mit den Essensrettern eine gemeinnützige Institution als Mieter gefunden hat. „Ich hatte direkt ein gutes Bauchgefühl, als die Essensretter anfragten“, erzählt Roth. Bis Ende letzten Jahres hatte sie die Räume an ein Covid-Testzentrum vermietet. Was den künftigen Lieferverkehr zum neuen Depot anbetrifft, ist Roth optimistisch. Das sei nicht anders als bisher. Was sie viel mehr störe, seien die beiden Taxi-Halteplätze vor ihrer Haustür an der St.-Tönnis-Straße 47. „Da steht nie ein Taxi.“ Der ohnehin knappe Parkraum in der Ortsmitte werde dadurch noch weniger.
Gegründet hat sich der gemeinnützige Verein im April 2020 aus einer nachbarschaftlichen Bewegung heraus. Das Depot der Worringer Essensretter, St.-Tönnis-Straße 47, 50769 Köln, ist außer sonntags, täglich zwischen 11 und 20 Uhr geöffnet. (Lebensmittelausgabe nur solange der Vorrat reicht). Weitere Depots des Vereins gibt es am Bruder Klaus Platz 2, Köln-Mülheim und in der Reitanlage Haus Furth, Further Weg 55, Köln-Roggendorf. www.essensretter.com