Die „Dramatische Vereinigung“ Worringen gibt es seit 100 Jahren. Nach einer kleinen Krise ist sie so lebendig wie nie und organisiert ein stattliches Jubiläumsprogramm.
100. Geburtstag in WorringenWie eine Kölner Theatergruppe sich gegen Film und Fernsehen durchsetzte
Boulevardstücke, Kriminalkomödien, Lustspiele, Dramen. Zwei,- Drei,- Vierakter, Volksstücke mit Gesang, Märchen-Inszenierungen. Sogar Operetten brachte die „Dramatische Vereinigung“ seit ihrer Gründung im Jahr 1923 auf die Bühne. Theaterfreudige Männer hatten sich am Neujahrstag 1923 zu einer „Besprechung“ zusammengefunden, um einen Theaterverein zu gründen, heißt es in der Chronik des Worringer Amateurtheatervereins, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Es sei wohl eher Zufall, dass der Verein im Jubiläumsjahr genau 100 Mitglieder zählt, sagt Theatervereinsvorsitzende Sabine Küpper.
Mit einem Anteil von 56 weiblichen Mitgliedern gegenüber 44 Männern sei das Verhältnis heute allerdings anders als in der Gründungszeit. In den letzten 100 Jahren haben sich Jahr für Jahr ganze Generationen von theaterfreudigen Worringern mit viel Liebe und Enthusiasmus der Theaterkunst verschrieben, erzählt Küpper. Selbst den Zweiten Weltkrieg und jüngst die Corona-Pandemie überstand der Verein ohne große Probleme.
Im August 1948 organisierte die Vereinigung anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens ein stattliches Festprogramm. Gemeinsam mit 18 befreundeten Theatervereinen aus der Region feierte die „Dramatische Vereinigung“ ihr silbernes Vereinsjubiläum mit zwei Festbällen und einem festlichen Umzug durchs Dorf. Eine willkommene Abwechslung nach den jahrelangen Entbehrungen durch den Krieg.
Kino und Fernsehen bedrohten „die Dramatischen“ in Worringen
Es war die Blütezeit des Vereins. Theateraufführungen, Ausflüge, Sommerfeste, Weihnachtsfeiern mit Bescherung der Kinder gehörten zum Standardprogramm. Bis in die 1960er Jahre hielt der Erfolg an, dann flaute das Interesse am heimischen Theater ab. Kino und Fernsehen machten den Kunstschaffenden Konkurrenz. Das Ensemble verlor Mitglieder, die Anzahl der Aufführungen ging zurück.
Anfang der 1990er Jahre drohte den „Dramatischen“ das Aus. In einer Vorstandssitzung im Sommer 1992 diskutierten einige Vereinsmitglieder über die Zukunft der Gemeinschaft. Mitgliederversammlungen gab es schon lange nicht mehr, Beiträge wurden nicht mehr erhoben.
Ein letzter Versuch, neue Mitglieder zu gewinnen, sollte den Verein retten. Ensemblemitglied Hans-Dieter Gruben rührte im Ort die Werbetrommel, verteilte Handzettel auf den Sitzungen der Worringer Karnevalsvereine, inserierte in Zeitungen. Mit Erfolg. Bei einer außerordentlichen Generalversammlung im Sommer 1993 konnten zwölf neue Mitglieder aufgenommen werden. Gruben wurde zum Vorsitzenden des neuen Vorstandes gewählt, der als Erstes die bestehende Vereinssatzung von 1923 aktualisierte.
Die Wiederbelebung der Theatergemeinschaft war gelungen. Im Dezember 1993 führten die „Dramatischen“ im Worringer Vereinshaus das Wintermärchen „Die kristallene Wunderschale“ auf, ein Stück für und mit Kindern. Seither präsentiert die Schauspieltruppe zwei Stücke pro Jahr – jeweils eine Märchenaufführung für Kinder und ein Stück für Erwachsene.
Theaterstücke für Kinder und Erwachsene werden aufgeführt
„Anfangs führten wir die Familienstücke immer um Weihnachten herum auf“, erzählt Sabine Küpper. Seit ein paar Jahren präsentiert das Ensemble jeweils im Frühling sehenswerte Unterhaltung für Familien. „Im Herbst stehen dann unsere Erwachsenen-Stücke an“, sagt sie. Gerade die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei dem Verein ein besonderes Anliegen. „Sie ans Theater heranzuführen und für das Schauspiel zu begeistern, ist eine der Kernaufgaben des Vereins.“ Kinderstücke wie „Das Dschungelbuch“, „Die kleine Meerjungfrau“, „Märchen aus 1001 Nacht“ oder Erwachsenenklassiker wie „Der zerbrochene Krug“, „Tratsch im Treppenhaus“ oder die historische Mundartkomödie „Dä Rhingbaron“, zeigen die neue Popularität der „Dramatischen Vereinigung“.
Als Jubiläumsstück zeigten die Kinder in diesem Frühjahr Astrid Lindgrens Klassiker „Pippi Langstrumpf“, die erste Kinderaufführung nach der Pandemie. „Mehr als 1000 Zuschauer haben das Stück im Worringer Vereinshaus gesehen“, freut sich Küpper, die auch Regie führte. Für den Herbst kündigt das Laientheater das Singspiel „Im weißen Rössl“ an. „Die Aufführung ist ein Herzenswunsch, der durch Corona immer wieder verschoben werden musste“, sagt Sabine Hüsch, Regisseurin des Stücks und Vizevorsitzende der Theatergemeinschaft.
„Erstmalig bieten wir sechs Termine an“, sagt Hüsch, die mit ihrem 24-köpfigen, singenden und spielenden Ensemble ab Samstag, 2. September, den Wolfgangsee ins Worringer Vereinshaus holt. Wer beim nördlichsten Theater Kölns mitmachen möchte, kann sich einfach melden. Aktuelle und weitergehende Informationen, auch zur Historie finden Interessierte auf der Internetseite des Vereins.
Veranstaltungen zum 100-jährigen Bestehen der Dramatischen Vereinigung Worringen
Als Jubiläumsstück führt das Ensemble der Worringer Theatergemeinschaft das unterhaltsame Singspiel „Im weißen Rössl“ auf. Premiere ist am Samstag, 2. September, um 19 Uhr. Weitere Aufführungen sind an den Sonntagen, 3. und 10. September, jeweils 16 Uhr, am Freitag, 22. September, 20 Uhr, am Samstag, 23. September, 19 Uhr und am Sonntag, 24. September, 16 Uhr. Alle Aufführungen sind im Worringer Vereinshaus, St.-Tönnis-Straße 68, zu sehen. Karten zu je 15 Euro sind im Kiosk Adam, St.-Tönnis-Straße 134 oder online auf der Website des Vereins erhältlich.
Zu ihrem 100-jährigen Bestehen eröffnet die „Dramatische Vereinigung“ am Donnerstag, 17. August, 17 Uhr, eine Ausstellung zur Vereinsgeschichte in den Geschäftsräumen der Worringer Kreissparkassen-Filiale, Hackhauser Weg 14. Zu sehen sind Requisiten zu ausgewählten Stücken, Fotos und Dokumente. Die Ausstellung ist bis Mitte September innerhalb der Öffnungszeiten der Sparkasse zu sehen. (meu)