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Corona-Demos in KölnStaatsschutz ermittelt gegen Familienvater im Häftlings-Kostüm

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Corona Demo Köln Sträfling

Familienausflug auf die Demo: Ein Vater erschien in einem Häftlings-Kostüm und einem Pappschild mit der Aufschrift „Maske macht frei“ in Köln. Seine zwei Kinder hatte er auch dabei. 

Köln – Wahrscheinlich lag es an der Entfernung zwischen den Teilnehmergruppen, dass die Demonstrationen diesmal einigermaßen gesittet verliefen. Ein knapper Kilometer Luftlinie trennt den Roncalliplatz von der Deutzer Werft, ideologisch aber war die Distanz der Menschen auf diesen Orten am Samstagnachmittag noch ein bisschen größer. Die Corona-Krise und die Frage, wie mit ihr umzugehen ist, ließen auch an diesem Wochenende wieder Hunderte in Köln auf die Straße gehen.

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Vielleicht knapp 300 Menschen – angemeldet waren 500 – kamen am Samstag nach Deutz, um für eine deutliche Lockerung der Einschränkungen zu protestieren; wahrscheinlich etwas weniger fanden sich kurze Zeit später vor dem Dom zusammen und forderten die Räumung aller Flüchtlingslager in der Corona-Krise. Zusammen waren es erstens nicht so viele wie erwartet und zweitens deutlich weniger als noch vor einer Woche.

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Am Roncalliplatz kamen rund 200 Menschen zusammen. Die Polizei erebte einen friedlichen Verlauf.

Die große Konfrontation blieb aus, auch weil diesmal alle weitgehend unter sich blieben. Nicht anders das Bild am Sonntag: Rund 200 Menschen demonstrierten in einem großen Kreis friedlich auf dem Heumarkt.

Staatsschutz ermittelt gegen Familienvater im Häftlings-Kostüm

Die Demos am Samstag unterschieden sich neben ihren Botschaften vor allem im Erscheinungsbild. Auf der Deutzer Werft hielten wieder viele demonstrativ ein Grundgesetz in den Händen oder zitierten daraus. „Am Geburtstag des Grundgesetzes möchte ich an Artikel 5 erinnern“, so ein Teilnehmer. Darin geht es um die Meinungs- und Pressefreiheit, die der Mann wie folgt interpretiert: „Wir lassen unsere Gehirne nicht länger von der Tagesschau waschen, sondern schalten unseren eigenen Kopf ein.“

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An der Deutzer Werft kamen rund 250 Menschen zusammen.

Ein 43-Jähriger schien just damit größte Probleme zu haben. Jedenfalls kam er mit einem Häftlings-Kostüm und einem Pappschild mit der Aufschrift „Maske macht frei“ zu der Versammlung, sein 14-jähriger Sohn trug eine Gasmaske. Polizisten nahmen die Personalien des Vaters auf. Wegen der Anspielung auf die Konzentrationslager der Nationalsozialisten, über deren Toren der Schriftzug „Arbeit macht frei“ geschrieben stand, ermittelt nun der Staatsschutz.

Menschen meditieren und versuchen sich in Yoga-Übungen

Die Präsenz so vieler Grundgesetz-Ausgaben vergraulte auch ein paar Männer nicht, die sich zumindest keine Mühe gaben, nicht wie offenkundig Rechtsextreme auszusehen. Zur gleichen Versammlung kamen auch wieder Menschen, die meditierten oder sich in Yoga-Übungen versuchten – eine ähnliche Zusammensetzung, die sich vergangene Woche einer Kundgebung von „Köln gegen Rechts“ auf dem Roncalliplatz angeschlossen hatte.

Mundschutz trug in Deutz so gut wie niemand, bis auf einen, der es aber leicht übertrieb und sich gleich mit Sonnenbrille und Kapuze den ganzen Kopf verhüllte, was auch in Corona-Zeiten auf Demos nicht erlaubt ist. Mehrmaligen Aufforderungen der Ordner, sich zu entmummen, kam der Mann nicht nach, also brachten ihn Polizisten zur Identitätsfeststellung zu einem Mannschaftswagen und fertigten eine Strafanzeige.

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Für kurzzeitigen Tumult sorgte ein knappes Dutzend Linksautonomer, die mit Fahnen und lauten Sprechchören schnellen Schrittes auf die Versammlung zuliefen. Die Polizei baute sich unter Applaus der Teilnehmer vor den Gegendemonstranten auf, die kurz ihre Chancen sondierten und dann freiwillig abzogen. Anschließend gab es Musik. Einige sangen „Freude schöner Götterfunken“, „Bella Ciao“ – ein altes Partisanenlied – und „Die Gedanken sind frei“, wie es die Menschen in den letzten Tagen der DDR getan haben.

Demonstranten erhalten Lob von Kölner Polizeipräsident

Noch ruhiger und sogar deutlich homogener ging es etwas zeitversetzt am Dom zu. Das Bündnis „Seebrücke Köln“ machte auf die aus ihrer Sicht verheerende Lage der Flüchtlinge in der Corona-Krise aufmerksam, unterstützt von „Köln gegen Rechts“. „Am meisten unter der Corona-Krise leiden die Flüchtlinge“, sagte ein Demo-Teilnehmer. Die Massenunterkünfte böten keinen Schutz vor Infektionen, da müsse man mal viel stärker hinsehen. Die Teilnehmer bemühten sich um Einhaltung der Abstandsregeln, fast alle kamen mit Maske.

Die Polizei war an allen Schauplätzen präsent. Polizeipräsident Uwe Jacob lobte am Samstagabend das Verhalten der Demonstranten. Die Menschen hätten von ihrem Grundrecht Gebrauch gemacht und ihre Meinung kundgetan. „Das sind Bilder gelebter Demokratie.“

Sogar Action-Helden kommen zu Wort

Dazu gehört auch, dass sogar Action-Helden zu Wort kommen, wie am Sonntag auf dem Heumarkt, wo für den „Erhalt der Grundrechte auch in Krisenzeiten“ demonstriert wurde. „Wir sind viele“, rief der Hauptredner der Kundgebung, ein Mann im Superman-Kostüm, der sich als Superman vorstellte, ins Mikrofon. „Darunter gibt es bestimmt auch Idioten“, räumte er ein, „aber das ist egal“. Kurzer Applaus, man war sich einig, die derzeitige „Diktatur“, die sich unter anderem in der Maskenpflicht manifestiere, beenden zu wollen.

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Ein Mann im Superman-Kostüm als Hauptredner der Kundgebung.

Für Montagabend ist eine weitere Versammlung mit 200 Teilnehmern vor dem Musical Dome angemeldet. Thema: „Grundrechte für Gesundheit“.