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Droht im Sommer Chaos?„Haben in acht Wochen womöglich mehr Impfstoff als Termine“

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Astrazeneca Impfstoff Symbol

Astrazeneca nur noch für Impfzentren, in Arztpraxen nur Biontech – damit könnte die Impfkampagne beschleunigt und Chaos vermieden werden. Meint Thomas Preis.

Köln – Die Hausärzte sollen die Impfkampagne in Köln entscheidend voranbringen. Ist genügend Impfstoff vorhanden, soll in den Arztpraxen millionenfach gegen das Coronavirus immunisiert werden. Die Organisation? Kein Problem, heißt es oft, durch die Influenza-Impfungen eingeübt und ohnehin trivial. Thomas Preis sieht das anders. Er ist Vorsitzender der Kölner Apotheken, befasst sich intensiv mit den Corona-Impfstoffen – und schlägt eine neue Aufteilung vor.

„Das Problem kann sich jetzt schnell verschieben. In acht Wochen haben wir womöglich schon mehr Impfstoff als mögliche Impftermine“, fürchtet Preis. Man dürfe die Herausforderung für die Ärzteschaft nicht unterschätzen. Die Hausärzte „können vieles leisten, die Pandemie können sie aber nicht im Alleingang beenden“, so der Apotheker.

Corona-Impfungen: Astrazeneca nur noch für Impfzentren?

Um Chaos zu verhindern, fordert er: „Der Impfstoff von Astrazeneca solle ausschließlich in Impfzentren verimpft werden“. Das Mittel sei für Arztpraxen auf Dauer zu „beratungsintensiv“. Die Empfehlung für die Impfung mit dem Mittel des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca gilt in Deutschland nur für über 60-Jährige. Doch in Impfzentren, so Preis, könnten „auch unter 60-Jährige aus meiner Sicht die Möglichkeit erhalten, Nutzen und Risiko abzuwägen und sich impfen zu lassen.“ Eine Möglichkeit, die das Gesundheitsministerium NRW nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ aktuell nicht in Betracht zieht. Auch Jürgen Zastrow, leitender Impfarzt in Köln, fordert: Jeder Patient solle sich nach einer ausführlichen Aufklärung „für eine Impfung mit Astrazeneca entscheiden dürfen. Diese Entscheidung sollte nicht auf den Fluren des Ministeriums fallen.“

Thomas Preis betont: „Wir dürfen mit Blick auf die laufende dritte Welle keinen Impfstoff zurückhalten, sollten alles Verfügbare sofort in Erstimpfungen stecken. Wer eine Erstimpfung mit Astrazeneca bekommt, könnte in wenigen Monaten mit Biontech für die Zweitimpfung bedient werden.“ Der Vorschlag entspricht der vorläufigen Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Studien zum Thema laufen international, mit Ergebnissen ist Ende April zu rechnen. Doch Preis ist schon heute sicher: „Die Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff schützt zuverlässiger vor Virus-Mutationen. Die Mix-Methode ist die Strategie der Zukunft nach einer ersten Impfung mit Astrazeneca.“

Biontech als Dauerlösung für Arztpraxen im Gespräch

Ideal für die Arztpraxen sei hingegen das Mittel von Biontech. Lange galten für den Impfstoff strenge Hersteller-Vorgaben zur Kühlung und Lagerung. Inzwischen kann mit dem Mittel deutlich unkomplizierter umgegangen werden. „Inzwischen kann es eine Woche lang recht simpel gelagert werden. Es ist für alle Patienten geeignet und erfordert weniger Beratung“, sagt Preis: „Gibt es in den Praxen nur einen Impfstoff, ist der Ablauf einfacher und der Ansturm besser zu bewältigen.“

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Die Hausärzte widersprechen. „Wir haben überhaupt keine Probleme mit zwei Impfstoffen“, sagt Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzte-Verbandes Nordrhein. „Es gibt viele Praxen, die Astrazeneca und Biontech verimpfen, das funktioniert ohne Probleme“, sagt Funken: „Wir können auch über zwei unterschiedliche Mittel aufklären.“

Hausärzte sehen sich gut vorbereitet

Im Gegensatz zu den Impfzentren seien „die Kapazitäten in den Arztpraxen flexibel und fast beliebig skalierbar.“ In den Praxen werde man in Deutschland absehbar mehr als 40 Millionen Corona-Impfungen durchführen müssen, „das sind verglichen mit den jährlichen Grippe-Impfungen mehr als doppelt so viele.“ Doch Funken ist sicher: „Das wird gelingen“. Fehlender Impfstoff sei auch in den kommenden Monaten der Knackpunkt. Wenn genug kommt, „sind wir – wie von der Kanzlerin angekündigt – Richtung Herbst durch“, so Funken.

Im nächsten Schritt braucht es laut Preis eine Einbindung der Betriebs- und Privatärzte, um ein hohes Tempo zu garantieren. „Die Corona-Impfungen werden in den kommenden Monaten und Jahren eine Dauerbelastung, die deutlich über die Influenza-Impfungen hinausgeht“, sagt Preis. Er geht von einer dritten Dosis pro Person aus – mindestens.

Auf Dauer werde man sich „eine langfristige Strategie überlegen müssen“, meint auch Funken. Und auch hier sehen sich die Hausätzte in der zentralen Rolle: „Wenn mehr als zwei Corona-Impfungen pro Person nötig sind, können wir die Impfung an den Praxen beispielsweise mit Routine-Terminen zusammenlegen.“ Doch derzeit „befassen wir uns nur mit der akuten Krisenbewältigung“.