Corona-Krise in KölnWie abgesagte Hochzeiten Existenzen gefährden
- Hochzeiten finden in der Corona-Krise nicht statt. Nur das Paar und die Trauzeugen sind zugelassen, viele Termine werden abgesagt.
- Wir haben uns mit Anne und Fabio unterhalten, die um die geplante Hochzeit bangen.
- Wie ihnen droht vielen Paaren eine aufwendige und kostspielige Umplanung. Doch besonders hart trifft die Situation Trauredner und andere Dienstleister, die jetzt in existenzbedrohende Lagen geraten.
Köln – Anne und Fabio waren sich ziemlich schnell einig. Ein großes Fest sollte es werden, aber trotzdem familiär. Zwei Familien, zwei Freundeskreise. Ihre Freunde vom Kölner Karneval, seine Jungs vom Fußball. 140 Gäste für den großen Tag.
Vor 15 Jahren haben sich die beiden in der Schule kennengelernt, seit elf Jahren sind sie ein Paar. Am 14. September 2019 stellte Fabio, heute 27 Jahre alt, dann die große Frage. Sie, 28, sagte ja, die Planungen für die Hochzeit konnten beginnen. Planungen, die plötzlich hinfällig sein könnten.
Denn die Corona-Krise macht auch vor Hochzeitspaaren nicht halt, egal wie romantisch ihre Geschichten auch sein mögen. Kirchliche Trauungen sind bis zum 19. April ausgesetzt, vor dem Standesamt dürfen nur noch die Trauzeugen zuhören, wie sich die beiden Liebenden das Ja-Wort geben. „Natürlich ist das auch eine romantische Vorstellung“, findet Anne. „Trotzdem würden wir den Tag lieber mit unseren Familien verbringen. Wenn das im Juni nicht klappt, verschieben wir den Tag. Nach elf Jahren können wir auch noch ein paar Monate länger warten.“
Riesige Verluste bei Kölner Traurednern
Diesen Luxus können sich Trauredner kaum erlauben: „Natürlich gibt es Ängste bei den Paaren, aber auch bei uns Dienstleistern“, erklärt Nathalie Bächer. Sie hält nebenberuflich Hochzeitsreden, ihr entgehen gerade alle Einnahmen aus ihrem Zweitjob. „Den Kollegen, die es hauptberuflich machen, fehlen alleine dadurch, dass wahrscheinlich im Mai nicht geheiratet wird, zwei Monatsgehälter. Denn der Winter ist im Prinzip eine brotlose Zeit.“ Oft wurden Anzahlungen bereits gemacht. Ob diese ihre Gültigkeit besitzen, hängt vom jeweiligen Dienstleistungsvertrag ab – im Zweifel wissen es beide Parteien nicht genau. Man vertraut sich, warum auch nicht. Aber wer soll jetzt für all die Kosten aufkommen? Die Situation ist verfahren.
Auch emotional würde Bächer etwas fehlen, wenn sie die Reden nicht nachholen könnte: „Ich habe die Paare wirklich lieb gewonnen, kenne ja ihre ganze Liebesgeschichte. Das sind schöne Momente, die mir definitiv fehlen würden.“ Das Problem: Die zahlreichen Anfragen für Terminverschiebungen kollidieren oft mit bereits zugesagten Terminen im nächsten Jahr: „Der April, aber vor allem der Mai, sind eigentlich sehr beliebte Monate. Die Mai-Paare überlegen zu verschieben, immerhin die Juni-Paare hoffen noch.“
Kölner Paar hofft weiter auf reguläre Hochzeit
Anne und Fabio sind eines dieser Juni-Paare. „Ich bin eher der Typ, der dauernd an Plan B schmiedet, mein Verlobter behält immer die Ruhe“, erklärt Anne. Die Wahrscheinlichkeit, dass Plan B benötigt wird, ist allerdings nicht gerade gering. Denn die beiden möchten nur heiraten, wenn ihre Familien dabei sein können – und wenn sie zeitnah auch kirchlich getraut werden: „Das ist uns eigentlich noch wichtiger.“
In der bildschönen, fast tausend Jahre alten St. Georg sollen sie zu Ehemann und Ehefrau erklärt werden, mitten in der Kölner Altstadt. Durchführen wird die Trauung der Kölner Pfarrer Dominik Meiering. „Der Herbst wird in diesem Jahr sehr spannend“, glaubt er. Viele Paare aus dem Frühling könnten in die Monate September und Oktober wechseln, müssten alles um planen, im schlimmsten Fall mit doppelten Kosten rechnen. Die Sommer-Paare hingegen seien „noch einigermaßen gelassen“. So geht es auch ihm: „Ich denke, die Paare sollten zunächst einmal die Ruhe bewahren. In den paar Monaten läuft der Partner jetzt wohl auch nicht mehr weg.“
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Im Fall von Anne und Fabio macht sich immerhin der Ehemann nach eigenen Angaben noch keinen Stress. Auch, wenn Fotograf, DJ und Dekorateur eigentlich schon gebucht sind. Er sorgt sich vor allem um die Flitterwochen auf den Seychellen: „Das schwankt gerade. Aber noch sind wir entspannt. Wird schon klappen.“