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Kinofilm mit Daniel BrühlDas geheimnisvolle Schicksal der Kölner Familie Wittmer auf Galapagos

Lesezeit 4 Minuten
Floerana Familie

Heinz und Margret Wittmer vor ihrem ersten Steinhaus mit den Söhnen Harry und Rolf

Die Kölner Familie Wittmer wanderte 1932 auf die Galapagos-Inseln aus. Davon erzählt der Film „Eden“, über den wir mit den Nachfahren der Familie gesprochen haben.

Das geheimnisvolle Schicksal der Kölner Familie Wittmer auf der Galapagos-Insel Floreana fasziniert seit Jahrzehnten – viele Fernsehdokumentationen und Bücher berichten davon. Nun hat Star-Regisseur Ron Howard daraus einen Hollywood-Film gemacht: „Eden“ startete am Donnerstag in den Kinos, mit dabei sind ist unter anderem Daniel Brühl als Familienvater Heinz Wittmer, in weiteren Rollen sind Jude Law und Ana de Armas zu sehen.

Kölner war Sekretär von Konrad Adenauer

Die Geschichte ist wirklich filmreif: Heinz Wittmer wandert 1932 mit seinem körperbehinderten Sohn Harry und seiner zweiten Frau Margret nach Floreana aus. Was den Mitarbeiter im Sekretariat des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer auf das abgelegene Eiland lockt, sind die in Zeitungen veröffentlichten Berichte des ersten Siedlers auf Floreana. Der Berliner Zahnarzt Friedrich Ritter (gespielt von Jude Law) ist ein früher Aussteiger und Vegetarier, der „zurück zur Natur“ will. Als Vorbereitung lässt er sich selbst und seiner Begleiterin die Zähne ziehen – denn weit von jeder Zivilisation entfernt wäre eine Wurzelentzündung oder andere Erkrankungen möglicherweise tödlich gewesen. Das Paar teilt sich ein Eisengebiss.

Auch die Wittmers ziehen mit dem Traum von einem ursprünglichen Leben auf das Inselchen weit vor der Küste von Ecuador. Doch bald entwickeln sich Spannungen im angeblichen Paradies.

Vor allem als eine Hochstaplerin, die sich als Baronin ausgibt (gespielt von Ana de Armas), mit gleich zwei Liebhabern auf der Insel auftaucht und dort ein Luxushotel eröffnen will. Es gibt Streit um Wasser, Vorräte und Macht. Für viele Inselbewohner endet die Auswanderung tödlich, nur so viel sei verraten.

Sydney Sweeney spielt Margret Wittmer, die auf der Insel zwei Kinder bekommt.

Sydney Sweeney spielt Margret Wittmer, die auf der Insel zwei Kinder bekommt.

Die Familie Wittmer jedoch übersteht die dramatischen Ereignisse unbeschadet. Zwei Kinder bringt Margret Wittmer in der Einsamkeit zur Welt und schreibt das Buch „Postlagernd Floreana“. Die resolute Frau bekommt den Beinamen „Königin von Floreana“. Heinz Wittmer stirbt 1963, Margret Wittmer 2000 im Alter von 95 Jahren. Tochter Ingeborg und die Enkelinnen Ingrid und Erika leben immer noch auf der Insel und führen dort ein kleines, einfaches Hotel.

Ingrid (l.) und Erika Wittmer leben auf Floreana

Heinz Wittmers Enkelinnen Ingrid (l.) und Erika leben auf Floreana.

150 Einwohner hat die Insel heute. Die Wittmers sind daran gewöhnt, dass Besucher sie mit Fragen löchern und erfahren wollen, was damals wirklich passiert ist, erzählten sie beim Besuch des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf der Insel im Sommer 2023. Beim aktuellen Telefongespräch zum neuen Film gibt sich Ingrid Wittmer, die gut Deutsch spricht, deshalb gelassen angesichts des neuen Hollywood-Hypes. „Die Filmleute waren schon vor etwa vier, fünf Jahren hier und haben Fotos und Videoaufnahmen gemacht. Sie haben auch mit uns gesprochen“, erzählt sie. Regisseur und Schauspieler haben Floreana aber nie betreten, der Film wurde in Australien gedreht.

Nachfahren der Kölner Familie werden immer wieder nach Wahrheit gefragt

Gesehen hat Ingrid Wittmer den Film noch nicht. Er würde in Ecuador wohl gar nicht in die Kinos kommen, vermutet sie. „Da müssen wir aufs Streaming warten.“ Touristen aus Kanada und Amerika hätten ihr aber davon erzählt. Die Wahrheit würde auch sicher in diesem Film nicht aufgedeckt. „Das ist Hollywood, da ist alles auf Dramatik ausgelegt.“ Die Grundlage sei ja auch nicht das Buch der Großmutter, sondern ein fiktives Drehbuch. „Aber sie haben schon um Erlaubnis gefragt.“

Das Hotel Wittmer auf Floreana

Das Hotel Wittmer auf Floreana

Ingrid Wittmer ist sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, wer Schuld an den tödlichen Entwicklungen auf Floreana hatte. Die „Oma“ habe darüber nie gesprochen. Später in ihrem Leben habe sie einmal gesagt: „Das war eine unangenehme Zeit.“ Und im Buch tauchen die wirklich wichtigen Informationen nicht auf. Die „Oma“ sei keine herzliche Frau gewesen, sagt Ingrid Wittmer. Sie sei streng gegen sich selbst und andere gewesen. „Umarmungen für die Kinder gab es nie.“ Und sie sei sehr kontrolliert gewesen. „Sie hat nur erzählt, was sie erzählen wollte.“

Viel wichtiger als der Hollywood-Film ist für Ingrid Wittmer nun der anstehende Geburtstag ihrer „Mutti“ Ingeborg. Sie wird am 18. April 88 Jahre alt. Dann kommen die wenigen Verwandten, die vor allem auf dem ecuadorianischen Festland wohnen, nach Floreana und bleiben ein paar Tage im Hotel, in dem viele Bilder vom Kölner Dom hängen. Der „Oma“ war alles sehr wichtig, was mit Köln zusammenhing. Danach ist das Eiland wieder sehr einsam.