Köln – Wir können das ganz umumwunden schreiben: die drei Männer, die heute im Rathaus ihren Vertrag als künftiges Dreigestirn unterzeichnen und erstmals öffentlich auf dem Heumarkt auftreten werden, haben alle dieselbe Schnalle. Sie tragen alle denselben Glücksbringer am Gürtel.
Drei metallene Engel zieren den Hosenbund beim künftigen Prinzen, Bauern und der Jungfrau, so lange sie noch kein Ornat tragen. Symbole für ihre Freundschaft.
„Sie stehen für unsere enge Verbindung und dafür, dass wir dieses Projekt wollen“, sagt Ulrich Anton Maslak (52), der sich im Januar in Bauer Anton verwandeln will. Das „Projekt“, gemeinsam ein Dreigestirn zu stellen, ist die Umsetzung eines Traums dreier Freunde, die sich seit Kindertagen kennen. Auch wenn sie als Pänz und Halbstarke in der Südstadt lange anderes im Sinn hatten.
Hunderte FC-Eintrittskarten gesammelt
„Ich wollte nie Prinz werden. Aber Fußballprofi“, erinnert sich Thomas Elster (52), der bald als Prinz Thomas II. durch die Säle ziehen wird. Obwohl FC-Fan – seit 1975 hat er Hunderte von Eintrittskarten gesammelt – trainierte er in der D-Jugend bei der Fortuna, als linker Läufer. „Das war einfach näher. Da konnte ich von Omas Laden aus mit dem Rad hinfahren. Der FC war viel zu weit weg.“
Damals hatte er soeben die Katholische Grundschule Mainzer Straße absolviert – im ersten protestantischen Jahrgang überhaupt. Lebensmittelpunkt war Omas Parfümerie, das „Seifenhaus Berg“ an der Bonner Straße. Hier arbeitete auch seine Mutter, während der Vater noch für die Grund und Boden schaffte, bevor er später die Verwaltungs- und Immobiliengesellschaft gründete, die Sohn Thomas 1996 übernahm.
Im Hinterzimmer des Seifenhauses spielten sich kuriose Szenen ab. „Da stand eine der ersten Sonnenbänke im Veedel für die Kunden.“ Die besonders treuen wurden mit Kuchen aus der Bäckerei Hütten verwöhnt, die Elsters Urgroßvater gegründet hatte.
Auf der Kaiserin-Augusta-Schule verliebte er sich schon mit 13 Jahren in seine heutige Frau Sabine. Die saß zwei Klassen höher und war Leistungsschwimmerin. Doch erst zwölf Jahre später wurde sein Interesse erwidert, als man sich in einer Südstadtkneipe traf. Seit 21 Jahren verheiratet leben sie heute in Hürth.
Erst später fanden sie heraus: sie hatten sich jahrelang am Zoch gegenübergestanden. Auf derselben Höhe der Severinsstraße, nur durch den Rosenmontagszug getrennt.
Zum organisierten Karneval kam er erst übers Golf-Hobby. „Bei jedem Jux-Turnier sind mehr als 30 Prozent Karnevalisten am Start. Die Schnittmenge von Golfern und Karnevalisten ist enorm.“ Seine Freunde Maslak und Hertzner hatte es bereits zur Prinzen-Garde gezogen und wurden dort zu seinen Bürgen. Sein Einstand im Traditionskorps – die zugehörige Rede war die erste auf kölsch – und die Geburtstage seiner Freunde wurden zu einem Fest zusammengelegt. Da habe der damalige Präsident Kurt Stumpf schon gesagt, da säße ja das nächste Dreigestirn. „Nur, weil wir zufällig so nebeneinander saßen. “
Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Zu Besuch bei Bauer Anton.
Schicksalhaft ist der Fastelovend auch für Bauer Maslak. Zwischen ihm und seiner Liebsten Bettina funkte es an einem Rosenmontag in der Hofburg „in der Knutschecke hinten rechts“. An den Tag erinnern noch drei orangefarbenen Tulpen auf dem Schrank. „Die werden nicht entsorgt.“
Geheiratet wurde 2008 – natürlich in Uniform und Kostüm. Zum Karneval kam er – wie passend – über die Boore-Sitzungen der KG Uhu. Außer der Prinzen-Garde zählt er zur Kölnischen KG, einer Familiengesellschaft.
Als wir ihn treffen, ist er gerade Vater geworden – von Robert, einem 17-Jährigen. Ihm war es wichtig den Sohn seiner Frau aus erster Ehe, auch vor dem Gesetz anzunehmen.
Üben mit dem Rauhaardackel
Mehr Glaube als Gesetz bestimmen hingegen seine Art sich anzukleiden. „Ich ziehe immer die linke Socke und den linken Schuh zuerst an. Aberglaube, kein politisches Statement.“
Sein künftiges Bauern-Ornat, das er schon Probe tragen durfte, ist für ihn das schönste unter den Dreien. „Spektakulär, zwangsjackenmäßig, abgefahren.“ Verrückter sind nur noch die Spaziergänge des 52-Jährigen, der mit Frau und Sohn in einem umgebauten Hauernhof im Kölner Süden wohnt, mit Rauhaardackel Max. „Der muss sich morgens um halb sieben immer schon die Tanzschritte ansehen und Texte anhören, die ich für meinen jecken Job übe.“ Der mit dem Hund tanzt.
Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Zu Besuch bei Jungfrau Johanna.
Üben musste Jungfrau Hertzner selten das, was er heute beruflich macht. Der „Auto- und Motorradjunkie“ wuchs quasi auf dem Kölner Großmarkt im Feinkost- und Spirituosen-Großhandel seines Vaters („die älteste Familie am Großmarkt“) auf – und wusste von daher früh, was und wohin er wollte: lecker kochen und auf eine Insel. So lernte der bekennende „Junkfooder“ („Ein selbst gemachter, frischer Burger kann auch sehr gut sein“) zunächst Koch im Crest-Hotel und wechselte dann ins Werbefach.
„Ich konnte aber nie von der Gastronomie lassen“. 2001 erfüllte er, der sich bald Jungfrau Johanna nennen wird, und seine Frau Nicole Bibard – beide haben sich beim Skifahren kennengelernt – sich schließlich ihren Lebenstraum. Sie bauten eine alte Finca um und eröffneten ihr eigenes Landhotel auf Mallorca: 24 Betten, vier Sterne. dann wurde im Crash-Kurs Spanisch gelernt. „Ich kannte jede Vokabel auf dem Bau, aber ein Ei zu bestellen, fiel mir schwer.“
300 Tage im Jahr Karneval
Auf der Insel ist auch Tochter Maxime- Antoinette vor zwölf Jahren geboren. Heute lebt die Familie mit ihren Gästen, zwei Katzen und drei Hunden in einer Finca. Ihre Eltern und seine Mutter zogen nach.
Auf Malle sei zwar 300 Tage im Jahr Karneval, „aber da ziehen wir uns raus. Das ist nicht so unser Ding.“ Die Insel brauche den Ballermann. „Ich brauche Köln.“
15 Mal im Jahre kommt er her. „Ohne die Köln-Anbindung ginge es nicht. Ich brauche auch das Chaos in dieser Stadt.“ Und er braucht die anderen beiden Verrückten mit der gleichen Gürtelschnalle.