Das Dreigestirn herrscht nun im Süden
Rondorf/Hochkirchen – „Wir sind entspannt, nur der Prinz ist im Tunnel“, scherzten Jungfrau und Bauer kurz bevor es hinein ging in den Saal und hinauf auf die Bühne zur Proklamation. Dass Prinz Stephan I. aufgeregt gewesen sein soll, merkte man ihm aber nicht an. Souverän und locker hielt er seine Antrittsrede vor 540 Gästen in der ausverkauften und schön geschmückten Turnhalle der Anne-Frank-Schule. „Wir freuen uns wie Bolle“, sagte er und bedankte sich schon im voraus bei den Ehefrauen des Dreigestirns Maike, Marion und Dorothea für ihre Geduld bis Aschermittwoch. Der Kölsche – im Severinsklösterchen geboren und an der Domstraße aufgewachsen – plauderte zwischendurch auf Hochdeutsch. „Damit uns auch die Auswärtigen verstehen“, sagte er.
Die Altgemeinde Rodenkirchen hat nun also ein neues Dreigestirn mit Stephan I. (Albrech), Bauer Lutz (Schmiedel) und Jungfrau Chrissi (Christian Buchmüller), das von der KG „Löstige Öhs“ von 1963 aus Rondorf gestellt wird. „Hauptsaach es et Hätz is jot…“, sangen die Drei in einem eigens komponierten Lied. Ihre Lieblichkeit, Jungfrau Chrissi, kam erwartungsgemäß bartlos mit popoglatten Wangen daher. Mehrere Rasiermeister hatten da zuvor Hand angelegt und für das Rasurvergnügen ordentlich „Blutgeld“ bezahlt. So waren 1111 Euro zusammen gekommen. Die jecke Summe spendete das Dreigestirn an die Kölner Kinderkrebshilfe und an die Nachbarschaftshilfe „Kölsch Hätz“. Der Scheck wurde noch auf der Bühne überreicht.
Beim Akt der eigentlichen Inthronisierung sprach Festkommitee-Präsident Georg Wohlgram die obligatorischen Worte und Bezirksbürgermeister Mike Homann überreichte die Insignien der Macht – das nagelneue Zepter an den Prinzen, den symbolischen Rathausschlüssel an den Bauer und den Spiegel an Jungfrau Chrissi. Es war die letzte Proklamation, die Mike Homann als Bezirksbürgermeister durchführte, bekanntlich legt er im September sein Ehrenamt nieder. Deshalb hatte er sich eine Überraschung ausgedacht. Erstmals seit Bestehen des Stadtbezirks Rodenkirchen, also sei 45 Jahren, verteilte er einen Stadtbezirks-Orden an verdienstvolle Karnevalisten. Die Künstlerin Gerda Laufenberg hat ihn im Auftrag extra gefertigt. Abgebildet sind Anker, Löwe und Schlüssel, die Symbole des Rodenkirchener Ortswappens, allerdings in einer bunten und humorvollen Version. Als Feuerwehrmann hatte sich Homann diesmal verkleidet – aus Solidarität und Respekt vor Rettungskräften. „Sie alle ermöglichen es uns, dass wir hier sicher feiern können“, sagte er und verurteilte zurückliegende Angriffe auf Rettungspersonal in Deutschland.
Schwungvoll und redegewandt führte Sitzungspräsident Bernhard Huckelmann durchs Programm, der auch Ehrenpräsident des Festkomitees und langjähriges Mitglied bei den Öhs ist. Abordnungen der Roten Funken und des Reitercorps Jahn von Werth traten auf – letzteres stellt in diesem Jahr das große Kölner Dreigestirn. „Dä Tuppes vom Land“, der Pfundkerl, mehrere namhafte Tanzcorps waren da, die Kolibris und die Höhner. „Normalerweise können wir uns so ein Programm nicht leisten“, sagte Max Broicher von den Öhs. „Weil wir jetzt das Dreigestirn stellen, haben wir eine Ausnahme gemacht“, betonte er. Zufrieden zeigt sich das Festkomitee der Altgemeinde. „Es hat alles gut geklappt“, sagte Vizepräsident Joachim Schönenberg und lobte auch die aufwendig hergerichtete Halle, die in seinen Augen ein „Schmuckkästchen“ war. Allein das Publikum sei ein wenig „unruhig“ gewesen. Vor allem am späteren Abend lichteten sich die Reihen. Die Gäste trafen sich draußen an den Trink- und Essstationen. Das sei leider oft eine unangenehme Begleiterscheinung bei großen Karnevalsveranstaltungen.