Decksteiner WeiherEine Strandbar für das Haus am See

Gastronomie in traumhafter Lage: Das Haus am See hat sechs Säle und 350 Terrassenplätze.
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Lindenthal – Es gibt einen Ort in Köln, an dem der Begriff von der schnelllebigen Zeit jahrzehntelang abgeprallt ist. Er liegt eingebettet in wunderbare Natur am Decksteiner Weiher: das Haus am See. Ein eingeschossiger Fünfziger-Jahre-Bau mit gelbem Anstrich auf der einen Seite und einer fast nur aus Fenstern bestehenden Fassade zur Seeterrasse hin.
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Üppig blühende Geranien in tischhohen Kästen, weiße Sonnenschirme mit Bierwerbung, vorbei gleitende Tretboote. Drinnen, im Salon Windsor, tafelt eine Gesellschaft älterer Herrschaften. Damen mit groß gemusterten Blusen und onduliertem Haar, die Herren mit Krawatte. Alles wie gehabt.
Falsch. Das Schild: „Draußen nur Kännchen“ ist fort, und mit ihm verschwand die Riege der Smoking tragenden Kellner. Auch Oberkellner Franz Liebertz, der sich erst schwertat mit der aufgelockerten Dienstkleidung, trägt nun dunkle Weste über dem weißen Hemd und serviert etwas, was dreißig Jahre tabu war: Kölsch.
Aus persönlicher Vorliebe für tschechisches Bier hatte Leo Dohmen bereits in seinen beiden Altstadt-Lokalen Zlata Praha und Wirtshaus Schwejk Pilsausschank. Als er 1983 das Haus am See übernahm, kam es ihm gar nicht in den Sinn, dort Kölsch anzubieten. Trotzdem pilgern seitdem Heerscharen von Kölnern und Ausflüglern herbei, um von Terrasse oder Saal aus die Aussicht zu genießen und dabei Rouladen oder den Schwabentopf zu verzehren oder später ein Stück der hausgemachten Kuchen zu bestellen.
Bei 350 Terrassenplätzen war der Kaffee im Kännchen vor allem eins: zweckmäßig. Heute wird wie anderswo überwiegend Cappuccino oder Milchkaffee bestellt, sagt Astrid Beck. Sie ist Leo Dohmens Enkelin und verkörpert die dritte Generation im Haus am See. Die 26-Jährige hat genauso wie ihre Mutter Caren im Hotel Excelsior Ernst gelernt, danach im Lechenicher Husarenquartier gearbeitet, BWL für Gastronomie studiert und sich auf Sylt zur Sommelière ausbilden lassen. Nun führen ihre Mutter und sie den Betrieb, über den ihr Opa Leo noch immer sagt: „Wer so einen schönen Arbeitsplatz hat, braucht keinen Urlaub.“
Nicht nur Senioren, auch junge Leute, die sich selber nie so einrichten würden, finden es cool, im Ambiente barocker Stilmöbel zu heiraten. „Es war ein bisschen eingeschlafen“, geben Mutter und Tochter zu. Ihr Bemühen geht nun dahin, „den Charme des Hauses zu erhalten“, die Vielzahl an Seidenblumengestecken zu dezimieren und moderne Akzente zu setzen.
In der Küche hat seit kurzem der 33-jährige Sascha Seibt das Sagen. Er bereitet neben den Klassikern Gerichte zu, die man an diesem Ort nie vermutet hätte: Saltimbocca vom Seeteufel, Asiatisches Gemüsecurry mit frischem Ingwer, Bulgursalat mit Chili und Paprika. Wenn Astrid Beck verkündet: „Wir haben jetzt auch vegane Gerichte“, dann klingt das in etwa so, als hätte Päffgen komplett auf alkoholfrei umgestellt. „Natürlich hatten wir anfangs Angst, unsere Gäste vor den Kopf zu stoßen“, räumt Caren Beck ein. „Aber die haben das überraschend problemlos hingenommen.“
Auf der Terrasse sieht man an diesem Sonntag kaum graue Köpfe. Es ist viel zu tun. Im erst zwei Wochen alten Beachclub direkt neben dem Haus genießt Rudlaf Gomm einen eiskalten Sommercocktail. 38 Tonnen Sand wurden angekarrt, um hier eine kleine Strandkulisse mit Blick auf den See zu errichten. Allmählich hat sich das herumgesprochen. Nun kommen abends die jungen Leute und tun etwas, was man der Altersklasse von Leo Dohmen (84) noch übersetzen muss: Chillen.