Malerei, Fotografie, Skulpturen: Die Discovery Art Fair zeigt ausschließlich zeitgenössische Kunst. Wir haben mit Künstlern vor Ort gesprochen.
Discovery Art Fair in der XpostKölner Künstlerin: „Mache 30 Prozent Kunst und 70 Prozent Büro“

Die zehnte Ausgabe der Discovery Art Fair läuft noch bis Sonntag. Die Entdeckermesse findet in der Xpost am Gladbacher Wall statt.
Copyright: Alexander Schwaiger
Joseph Ford ist an der Wirklichkeit interessiert. Er möchte Dinge abbilden, die es gibt. Doch wer seine Fotografien sieht, muss öfter hinschauen, glaubt zunächst an optische Täuschungen. Hat er KI eingesetzt oder seine Fotos am Computer stark bearbeitet? Nein. Es sind Inszenierungen, für die er oftmals ein bis zwei Wochen Arbeit einplanen muss. Ein Mann mit langem Vollbart sitzt im Bus. Das rot-schwarze Stoffmuster der Sitze wird in seinem Pullover aufgegriffen. „Ein Freund von mir hat den Pullover gestrickt“, sagt Ford. Die maßgefertigte Strickkleidung fügt sich so perfekt in die Umgebung ein, wird Teil davon.
„Stricken ist das ultimative analoge Medium. Diese Serie ist eine Hommage an das Kunsthandwerk, das in einer Welt der Massenproduktion oft an den Rand gedrängt wird“, sagt der 47-jährige Künstler. Ein weiteres Motiv: Der britische Musiker Fatboy Slim trägt einen gelb-schwarzen Pulli und verschmilzt so mit dem Riesensmiley, das auf dem Dach seines Hauses in Brighton abgebildet ist. „Fatboy Slim und ich haben gemeinsame Freunde und er mag Smileys“, sagt Ford und hat den gelben Pulli in Köln dabei. Ford ist einer der rund 70 Künstler, die sich auf der diesjährigen Discovery Art Fair in der Xpost am Gladbacher Wall noch bis Sonntag präsentieren.
Discovery Art Fair in Köln: 112 Aussteller, darunter Galerien und Künstler

Der britische Fotograf Joseph Ford ist einer der 112 Aussteller auf der Discovery Art Fair in der X-Post in Köln.
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Zum zehnten Mal findet die sogenannte Entdeckermesse statt, die vor zwölf Jahren in Mülheim mit 38 Ausstellern begann: Nun sind es 112, neben Künstlerinnen und Künstlern auch internationale wie lokale Galerien, wie Messe-Chef Jörgen Gölz bei seiner Begrüßung berichtet.

Foto von Joseph Ford mit dem britischen Musiker Fatboy Slim: Er trägt ein gestricktes Kleidungsstück, das sich nahtlos in das Smiley auf seinem Dach in Brighton einfügt. Arbeitsaufwand für das Bild: 68 Stunden.
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Im Unterschied zur Art Cologne sind die Preise für die zeitgenössische Kunst von renommierten Künstlern und aufstrebenden Talenten bei der Discovery Art Fair noch relativ erschwinglich: Im Durschnitt kostet ein Werk 4000 bis 6000 Euro, es gibt aber bereits kleinere Editionen für 200 Euro. Das teuerste Objekt ist die übergroße Pferdeskulptur des tschechischen Bildhauers Michal Gabriel. Sie kostet 100.000 Euro.

Die Pferdeskulptur am Eingang der Discovery Art Fair ist mit 100.000 Euro das teuerste Kunstwerk der Messe.
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Der Bildhauer kombiniert traditionelle Techniken mit 3-D-Materialien: Das Pferd besteht aus Polyesterharz und Erdnussschalen, die ihm die charakteristische Struktur verleihen. Mit seinen Studenten hat der Kunst-Professor Schalen gesammelt, sie trocknen lassen und dann angebracht: In die Zwischenräume kommt das Polyesterharz, das die Schalen konserviert, wie Kuratorin Anke Sperling erklärt. Neben Skulpturen und Fotografie sieht man auf den rund 4000 Quadratmetern auch Malerei und Streetart.
Discovery Art Fair: Kölner Künstlerpaar stellt gemeinsam aus
Die Kölner Künstlerin Andrea Wycisk zum Beispiel nennt ihren Stil „Glamourous Upcycling“: Sie möchte Streetart salonfähig machen, wie sie sagt. „Ich möchte die Streetart so in Szene setzen, dass sie sich in Geschäfts- oder Wohnräume einfügt: ein Stück Straße im stilvollen Zuhause sozusagen“, so die Künstlerin. Ihre Spezialität ist, dass sie auf Resten von Litfaßsäulen mithilfe von Schablonen – der sogenannten Stencil-Art – Farbe sprüht. Ihr teuerstes Werk hier: eine Frauendarstellung auf einem abgebrannten Stück Litfaßsäule, das sie noch retten konnte. Sie verkauft es auf Anfrage für 8000 oder 9000 Euro.

Die Kölner Künstler Andrea Wycisk und Wolfgang Höppener stellen gemeinsam aus: Sie sind verheiratet.
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Ehemann Wolfgang Höppener, von Beruf eigentlich Architekt, hat 2018 ebenfalls zur Kunst gefunden. Seine Frau war nicht ganz unbeteiligt daran. „Sie meinte zu mir: Du bist doch auch so kreativ. Ich bin dann in die Schreinerei meines Opas gegangen und habe Nägel gefunden. Nägel sind sozusagen meine Farbe“, sagt Höppener. Dabei arbeitet er mit Stencils, erstellt also zunächst eine Form. Schließlich hämmert er die Nägel hinein. Auf einem 30 mal 40 Zentimeter großen Bild können es schon einmal bis zu 4000 Nägel sein, was auf den ersten Blick überhaupt nicht so wirkt. „Je nachdem, wie dann das Licht auf die Nägel fällt und aus welcher Perspektive man schaut, ergeben sich unterschiedliche Schatten.“
Höppener darf im Atelier seiner Frau arbeiten. „Das klappt wirklich gut. Zuerst dachte ich, dass mich das Hämmern verrückt macht“, so Wycisk. Doch sie verstünden sich gut: Gegenseitige Kritik sei manchmal „nicht so lustig“, bringe einen aber weiter. „Wir brennen beide für die Kunst“, so Wycisk, die schon immer künstlerisch aktiv war, aber zunächst ein BWL-Studium absolviert und in der Möbelbranche gearbeitet hat. Bis sie mit Anfang 30 keine Lust mehr hatte: Heute seien ihr die wirtschaftlichen Kenntnisse jedoch nützlich, denn Kunst sei auch ein Geschäft: „Ich mache 30 Prozent meiner Zeit Kunst und 70 Prozent Büro.“
Die Discovery Art Fair ist Samstag von 11 bis 20 Uhr geöffnet, Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Eintritt kostet 20 Euro, inklusive Katalog, 15 Euro ermäßigt.