Diskussion um HeliosgeländeKölner wollen eine neue Kulturmeile für Ehrenfeld
Ehrenfeld – Das Brummen der Bagger und Kipplaster mischt sich mit dem Lärm des vielbefahrenen Ehrenfeldgürtels. Für die künftige „Heliosschule“ werden die Baugruben ausgehoben. Von der Straße aus ist davon nur wenig zu sehen. Bauzäune umschließen große Teile des Heliosgeländes. Der Wandel von Ehrenfelds bekanntester Industriebrache ist jedoch in vollem Gange. Die wichtigsten Fragen zum aktuellen Stand:
Wann wird die Schule eröffnen?
Anvisiert ist immer noch das Jahr 2023. Wenn es so weit ist, werden die Klassenräume auch rasch vollständig belegt sein, denn die Schule ist bereits an anderen Standorten in Betrieb. Die Primarstufe mit den Klassen 1 bis 4 der Heliosschule befindet sich in der Mommsenstraße in Sülz. Fünftklässler lernen bereits in Ehrenfeld. In der Borsigstraße (ehemalige Hauptschule) begann der Unterricht nach den Sommerferien.
Was geschieht mit dem restlichen Gelände?
Außer der Fläche für die Schule ist vorgesehen, am Ehrenfeldgürtel Wohngebäude zu errichten. Zunächst ist das aber nur auf einem kleinen Teil möglich. Der dort vorhandene Schnellimbiss hat nämlich einen Nutzungsvertrag bis ins Jahr 2031. An der Heliosstraße soll laut dem städtebaulichen Entwurf ein sogenannter Kulturbaustein gebaut werden. Laut dem Entwurf sind vier Etagen und ein Kellergeschoss denkbar. Über ein mögliches Konzept macht sich ein Runder Tisch zurzeit Gedanken. Konkrete Realisierungspläne gibt es noch nicht.
Was ist unter dem Kulturbaustein zu verstehen?
Dabei handelt es sich um ein Gebäude, das Veranstaltungs- und Arbeitsstätte für unterschiedliche kulturelle Sparten sein soll. Hintergrund ist die über Jahrzehnte gewachsene Tradition einer kulturellen Szene auf dem Gelände. Die – nicht mehr existierenden – Ateliers im Sockelgebäude des Heliosturms sowie das abgerissene Veranstaltungs- und Clublokal „Underground“ sollen hier neu entstehen. Weitere noch vorhandene Institutionen, wie das Zentrum für Alte Musik (Zamus) würden es ebenfalls gern nutzen.
Wer will solch ein Zentrum?
Der mit Beteiligung der Bürger im Werkstatt-Verfahren zur Entwicklung des Heliosgeländes erarbeitete „Kodex“ fordert für den Bereich an der Heliosstraße sogar eine „Kulturmeile“. Alle im Umfeld des Gebiets beheimateten Kulturschaffenden und Betreiber sehen den Kulturbaustein ebenfalls als unerlässlich an.
Vom Kulturangebot sollen beispielsweise die Heliosschule und andere Schulen im Stadtteil profitieren. Klar ist jedoch auch, dass an der Heliosstraße nur ein Teil des gesamten Bedarfs der freien Kultur in Ehrenfeld wird bedient werden können. Die Kulturmeile Helios wird jedoch als zentrales Element innerhalb eines Gebiets gesehen, das bis zum ehemaligen Güterbahnhof Ehrenfeld reicht. Dort allerdings ist die Zukunft einer kulturellen Nutzung trotz Absichtserklärungen aus der Politik nicht gesichert.
Wie wäre der Betrieb zu finanzieren?
Beim Runden Tisch wird über ein Genossenschaftsmodell nachgedacht. Da es einen breiten Nutzermix geben soll, wird eine Querfinanzierung vorgeschlagen, mit der kommerzielle Anbieter diejenigen unterstützen, die weniger aufbringen können. Außerdem könnten Zuschüsse das Betriebsbudget aufstocken.
Gibt es schon einen Investor für das Zentrum?
Eigentümer des Grundstücks ist eine zur Bauwens-Gruppe gehörende Entwicklungsgesellschaft. Ob diese allerdings bauen wird, steht noch nicht fest. Das Unternehmen befindet sich derzeit in Gesprächen mit den Kulturschaffenden, Politikern und der Verwaltung beim Runden Tisch zum Kulturbaustein. Woran könnte das Vorhaben scheitern?
Eine ganz entscheidende Frage ist die der Lärmemissionen. Die umgebenden Wohngebäude, die zum Teil erst noch gebaut werden, erfordern die Einhaltung der Richtwerte in der Technischen Anleitung zum Lärmschutz (TA Lärm). Vor allem nach 22 Uhr darf es keine Störungen mehr geben. Ab dieser Uhrzeit geht jedoch der Betrieb in einem Clublokal gerade erst los. Technische Lösungen, damit kein Lärm nach außen dringt, sind teuer und könnten Auswirkungen auf die Mietpreise haben. Erfahrungsgemäß liegen aber bei solchen Lokalen die störendsten Quellen für Lärm außerhalb, etwa durch Besucher oder den durch sie entstehenden Fahrzeugverkehr.
Was entsteht in unmittelbarer Nähe?
Ziemlich konkret sind bereits vier Bauvorhaben. Sie betreffen das Grundstück Vogelsanger Straße 202 an der Ecke zur Heliosstraße. Hier steht noch ein Discountmarkt. Für einen Neubau liegt der Stadt eine Bauvoranfrage vor. Geplant sind Lebensmitteleinzelhandel sowie mehrere kleinere Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss, ferner 154 Studenten-Appartements und im obersten Geschoss eine Hotelnutzung.
Auch für das Grundstück Vogelsanger Straße 197, heute noch der Musikclub Heinz Gaul, und die angrenzende Fläche auf dem Grundstück Lichtstraße 17-21 gibt es Planungen. Für letztere liegt ein Bauantrag für ein Hotelgebäudevor, das auch Platz für Ladenlokale und Ateliers bieten soll. Für das Heinz-Gaul-Grundstück laufen Gespräche über den Bau von 73 Sozialwohnungen. Außerdem liegt für die Rheinlandhalle ein Bauantrag auf Nutzungsänderung in Büros im Obergeschoss und Änderung eines Teils des Daches vor. Da die Rheinlandhalle unter Denkmalschutz steht, ist das Vorhaben mit dem Stadtkonservator abgestimmt.
Könnte die Rheinlandhalle nicht zu einem Kulturzentrum werden?
Das ist denkbar, denn schließlich war die ehemalige Maschinenhalle der Helioswerke in den 1920er und 1930er Jahren ein bedeutender Veranstaltungsort für Sport und gesellschaftliche Anlässe. Die Pachtverträge der derzeitigen Mieter laufen allerdings bis zum Jahr 2027.