„Riesiger Zufall”Kölner Geschwister spendeten binnen weniger Tage Stammzellen

Luisa und Max Zimmermann in der Klinik
Copyright: DKMS
Köln – Für die Spender ist es ein eher geringer Aufwand, für Patienten, die an Bluterkrankungen wie Leukämie leiden, kann eine Stammzellspende die Rettung bedeuten. Die Geschwister Luisa und Max Zimmermann aus Köln hatten sich 2015 gemeinsam entschieden, zu spenden. Jahre später wurden beide innerhalb von wenigen Tagen für eine Spende ausgesucht. „Das ist ein riesiger Zufall“, sagt Luisa Zimmermann. Denn die Wahrscheinlichkeit für eine Spende liege bei durchschnittlich nur bei einem Prozent.
Man erreicht Luisa Zimmermann auf ihrem Handy in Amsterdam, wo sie Marketing an der Freien Universität studiert. Stammzellspenden seien immer ein Thema in der Familie gewesen, weil sich Mutter Mona Zimmermann bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) engagiert und zahlreiche Registrierungsaktionen in Deutschland organisiert und durchgeführt hat, sagt Luisa Zimmermann (24). Dazu besuche sie vor allem Schulen und Universitäten. 2015 kam sie auch in das Apostelgymnasium in Lindenthal, in dem Luisa und Max Zimmermann Abitur machten. Nach dem Info-Abend hatten sich zahlreiche Schüler für eine Stammzellspende registrieren lassen – darunter auch Luisa und Max Zimmermann. „Wenn ich etwas machen kann, um zu helfen, einen anderen Menschen zu retten, dann mache ich das auch“, sagt Luisa Zimmermann.
12.000 Menschen erkranken pro Jahr an Leukämie
Jährlich erkranken mehr als 12.000 Menschen in Deutschland an Leukämie, darunter 600 Kinder. Manchen von ihnen, aber auch Betroffenen von anderen Bluterkrankungen kann mit einer Stammzellspende geholfen werden. Oft sind Patienten auf eine Spende von fremden Personen angewiesen, denn laut Krankenkasse AOK finden nur etwa 30 Prozent der Patienten einen Spender innerhalb der Familie.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zunächst muss man sich typisieren lassen. Dazu reicht es, wenn - wie bei Luisa Zimmermann - ein Abstrich aus der Mundhöhle gemacht wird, der anschließend in einem Labor untersucht wird. Alternativ kann auch Blut abgenommen werden. Das ist nötig, um sicherzugehen, dass die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger übereinstimmen. „Dann kann man nur darauf warten, dass ein Anruf kommt“, so Zimmermann. Bei Max und Luisa Zimmermann hat es drei Jahre gebraucht, bis sie Stammzellen spenden konnten.
Morgens um 8 Uhr kam Luisa Zimmermann zur Stammzellspende in eine Klinik am Mediapark. Sie hatte Glück, denn bei ihr konnten die Stammzellen ohne Operation entnommen werden. Wie bei den meisten Spendern wurde bei ihr die periphere Stammzellspende angewendet. Dabei wird den Spendern zuvor ein Wachstumsfaktor injiziert.
Prozedur dauerte vier Stunden
„Dieser sorgt dafür, dass im Knochenmark viele Stammzellen entstehen und danach ins Blut gelangen“, so die AOK. Sie können dann direkt aus dem Blut mit einer sogenannten Apheresemaschine gewonnen werden. Wie bei einer Blutentnahme wird Blut abgenommen, das Apheresegerät isoliert und sammelt die Stammzellen, während andere Bestandteile des Blutes wieder in den Körper des Spenders gelangen. Nach etwa vier Stunden war die Prozedur vorüber, so Zimmermann.
Bruder Max, ein Unternehmensberater, hatte gerade zwei Wochen zuvor seine Spende gemacht. „Total verrückt, dass wir so viele Jahre gewartet haben und dann in zwei Wochen die Spende gemacht haben“, sagt Luisa Zimmermann. Max und sie hätten immer schon einen engen Kontakt gehabt, sagt Luisa Zimmermann. Aber das Erlebnis der Stammzellspende habe sie noch enger zusammengeschweißt. Gegenseitig seien sie sich mental eine große Stütze gewesen.
Spende ging an Mädchen aus Italien
Luisa Zimmermanns Stammzellspende hat ein Mädchen in Italien erhalten. Rechtlich geregelt ist, dass sich Spender und Patient nicht kennenlernen sollen. Luisa Zimmermann weiß nur, dass das Kind zwischen zehn und 14 Jahre alt ist. Einmal an Weihnachten hat sie Post von der kleinen Patientin erhalten, die ihr für ihren Einsatz gedankt habe. Dass Luisa Zimmermann später noch mehrmals Lymphozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, hatte spenden müssen, deute aber darauf hin, dass das Kind auch nach der Spende nicht vollständig gesund wurde. „Manchmal brauchen die Patienten einen Booster. Ich hoffe einfach, dass es ihr jetzt gut geht“, sagt Zimmermann heute.
Bruder Max Zimmerman weiß heute, dass sein Patient, ein etwa 35-jähriger Mann aus Deutschland, bereits verstorben ist. „Max war schockiert, als er die Nachricht bekam. Aber vielleicht konnte er ihm etwas Lebenszeit schenken“, sagt die Schwester.