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Bewegende Rede von Doğan Akhanli„Ihr seid in meinem Rettungsland angegriffen worden“

Lesezeit 2 Minuten
Doğan Akhanlı

Der Schriftsteller Doğan Akhanlı

Köln – Nach Ausschreitungen und Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda und vielen anderen Orten erreichte die Gewalt gegen Minderheiten in Deutschland mit dem Mordanschlag von Mölln in der Nacht auf den 23. November 1992 eine neue Qualität: Bewusst und geplant wurden Menschen wegen ihres Andersseins ermordet. Mit der Möllner Rede wird jedes Jahr an den Anschlag erinnert, bei dem drei Menschen starben.

Deutschland, das „Rettungsland“

Auch die verbliebenen Mitglieder der Opferfamilie Arslan waren vor Ort, als der Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist Doğan Akhanli am Sonntag die Möllner Rede in der Kölner Karthäuser Kirche hielt. Akhanli fordert darin einen „transnationalen Erinnerungsraum“ und erinnert sich, wie unsicher er sich selbst als Geflüchteter in einer Asylunterkunft gefühlt hat. Der Wahl-Kölner Akhanli bezeichnet Deutschland heute als sein „Rettungsland“, hat aber auch infolge der nur durch Zufall ans Licht gekommenen Morde der rechtsextremen NSU-Terroristen einen Teil seines Vertrauens in den deutschen Rechtsstaat verloren.

Die Möllner Rede findet seit 2013 nicht mehr in Mölln statt, da die Kleinstadt in Schleswig-Holstein die Gedenkveranstaltung aus ihrem offiziellen Erinnerungsprogramm entfernte. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ veröffentlicht Akhanlis Rede in voller Länge – ihr Thema ist so aktuell wie vor 24 Jahren. Im Jahr 2015 gab es 1005 Attacken auf Asylunterkünfte.

In diesem Jahr waren es bis Mitte Oktober bereits 800, für 740 Delikte sind laut Bundeskriminalamt „rechtsmotivierte Täter“ verantwortlich. Rechtspopulistische Parteien sind in Deutschland heute deutlich populärer als damals. Es ist womöglich nur eine Frage der Zeit, bis wieder Menschen ermordet werden. (uk)

Die Rede von Doğan Akhanlı in voller Länge

„Mölln fühlt sich unschuldig“ und wir?

Von Doğan Akhanlı