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„Doof Noss“Hans Hachenberg ist tot

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Hans Hachenberg hat sich von der Bühne des Lebens verabschiedet.

Einen Tag nach seinem 88. Geburtstag ist Hans Hachenberg in der Nacht zum Freitag verstorben. Rund 65 Jahre hatte er als „Doof Noss“ die Menschen zum Lachen gebracht – das Gesicht dezent geschminkt, in ein etwas eng geratenes schwarzes Jäckchen gezwängt, und stets mit einem lila Filzhütchen auf dem Kopf. Die „Noss“ galt als der letzte Büttenredner der alten Garde und war beim Publikum weit über die Grenzen Kölns hinaus und auch bei den Fastelovendskollegen äußerst beliebt.

Erst am Donnerstagmorgen war Hachenberg in ein Bergisch Gladbacher Krankenhaus eingeliefert worden. Sein Gesundheitszustand war zuletzt allerdings schon erheblich geschwächt, obwohl er sich nach mehreren Herzinfarkten, Schlaganfällen und zuletzt einer Lungenentzündung immer wieder aufgerappelt hatte. Hachenberg hatte sich in der Vorwoche noch eine Karte für seinen Stammplatz bei der Herrensitzung der Großen Dünnwalder KG am 12. Januar 2014 gesichert. Bei denen war er 46 Jahre Mitglied, und da wollte er unbedingt wieder dabei sein. „Eine Sitzung ist für mich doch wie eine Therapie“, hatte er stets gesagt.

Angefangen hatte alles auf einer Karnevalssitzung 1946 in Bergisch Gladbach. Da wollte Hachenberg eigentlich mit Freunden und Kollegen feiern, aber weil ein Redner derart schlecht war, wurde er bedrängt, auf die Bühne zu gehen und ein paar Witze zu erzählen. Das war der Beginn einer großen Karriere in der Bütt. Nach zwei Jahren in einem Zwiegespräch wurde die Type der „Doof Noss“ geboren, und schon bald holte man ihn in die Kölner Säle. Erste Gage: fünf Mark. Manchmal gab es noch Klütten oder Gemüse dazu. Später folgten Orden, Mützen, Urkunden, Auszeichnungen und allerlei Geschenke, die er säuberlich sortiert im Keller seines Hauses aufbewahrte. „Ich habe alles verwahrt. Janz akkurat.“

Ludwig Sebus: Wir sind gleichaltrig und mehr als 60 Jahre befreundet. Ich wollte ihm am Donnerstag zum Geburtstag gratulieren, da stand der Krankenwagen vor der Tür. Hans lag schon auf der Trage, sagte „Schön, dat du do bes“ und hielt meine Hand. Dann wurde er ins Krankenhaus gebracht.

Tommy Engel: Das ist eine ganz traurige Nachricht. Der Hans war einer der ganz Großen. Ich habe diesen Mann geliebt – genauso wie die meisten Kölner. Wir haben uns oft getroffen, denn uns hat etwas verbunden. Der hat mir als Kind schon den Karneval schön gemacht. Kann gut sein, dass ich bei meinen nächsten Konzerten einiges über ihn erzählen werde.

Hans Süper: Der Mann ist unvergesslich, ein Urgestein, das in die Geschichte eingegangen ist. Alle wollten ihn immer wieder hören, weil er ein echter Hammer war. Solche Redner gibt es nicht mehr im Karneval. Hans Hachenberg müsste ein Denkmal bekommen.

Markus Ritterbach: Wir sind sehr traurig über den Tod von Hans Hachenberg. Die „Doof Noss“ stand für einen wunderbar traditionell-kölnischen Karneval und brachte die Menschen mit herrlichem Blödsinn zum Lachen – ohne Zoten und Humor auf Kosten anderer. Köln ist ein Stück ärmer geworden. (NR/fra)

Hachenberg war ein klassischer Typenredner, der über Jahrzehnte hinweg sein Thema „Familie“ nicht verlassen hat. „Ich habe nie über Politik erzählt, nie Zoten gemacht“, sagte er immer. Seine Pointen drehten sich um Mamm un Papp, Omma un Opa, Schwester Ludmilla und die anderen sieben Geschwister („In Wirklichkeit hatte ich nur einen Bruder“). Die Ideen schnappte er beim Stammtisch oder bei Festen auf. Legendär sind Aussprüche wie „Ärm Mamm, ne?“ oder „Tiramtamtam, jetzt kommen die weißen Hühner dran“.

Obwohl Hachenberg viele Jahre in einem Männergesangverein aktiv war, hat er auf einer Karnevalsbühne nie gesungen: „Ich bin Redner.“ Auch nach seinem offiziellen Abschied von der Bühne vor vier Jahren ging er ab und an noch zu einem Kurzauftritt in die Bütt. Selbst wenn er nur als Gast im Saal saß. Sein Hütchen hatte er immer dabei. Und wenn er gefragt wurde, ging Hachenberg zielsicher ans Mikrofon, um einige Pointen aus seinem reichhaltigen Repertoire vorzutragen.