Drittgrößter Arbeitgeber der StadtKölner Bundeswehr-General befürwortet Wehrpflicht für Frauen

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04.07.2024 Köln. Interview mit Generalmajor Richard Frevel, Standortältester der Bundeswehr in Köln, über die Zeitenwende in Kölner Kasernen, junge Rekruten und eine mögliche neue Wehrpflicht. Foto: Alexander Schwaiger

Generalmajor Richard Frevel ist Standortältester und damit Repräsentant der Bundeswehr in Köln

Laut Grundgesetz dürfte eine reaktivierte Wehrpflicht aktuell nur auf Männer abzielen. Aus dem Militär gibt es nun einen Vorstoß, das zu ändern.

Generalmajor Richard Frevel, Standortältester und damit Repräsentant der Bundeswehr in Köln, befürwortet den Vorstoß, Frauen bei der Wiedereinführung der Wehrpflicht miteinzubeziehen. Deutschlands ranghöchster Soldat, Generalinspekteur Carsten Breuer, hatte zuvor gefordert, bei der Reaktivierung der Wehrpflicht, die laut Grundgesetz bislang alleine auf die männliche Bevölkerung zielt, Gleichberechtigung herzustellen. Der Kölner Zwei-Sterne-General Richard Frevel pflichtet ihm bei.

Bundeswehr ist drittgrößter Arbeitgeber in Köln

„Frauen dürfen nicht benachteiligt sein, das heißt für mich, gleiches Recht und damit aber auch gleiche Pflichten für alle“, sagte Frevel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag. „Für die Bundeswehr wäre es zudem ein guter und wichtiger Schritt, um zusätzliches Personal für die Streitkräfte zu gewinnen. Wenn sich ein Teil von ihnen weiter verpflichtet, können wir die Zahl der Zeit- und Berufssoldaten Stück für Stück nach oben bringen und auch den Umfang der Reserve weiter ausbauen.“

Die Bundeswehr ist in Köln der drittgrößte Arbeitgeber – nach der Stadtverwaltung und den Ford-Werken. 8800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon gut 5900 Soldatinnen und Soldaten, hat die Bundeswehr in Köln. Größter Standort ist die Luftwaffenkaserne in Porz-Wahn, dort sind aktuell 3352 Soldaten und 1011 Zivilisten stationiert. Hinzu kommt das Bundessprachenamt mit etwa 290 Soldaten und 393 Zivilisten in Hürth, direkt vor den Toren der Stadt.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte im Juni Pläne für ein neues Wehrdienstmodell vorgestellt. Das neue Modell soll aus Grundwehrdienst von sechs Monaten mit einer Option für zusätzlichen freiwilligen Wehrdienst bis zu zusätzlichen 17 Monaten bestehen. Dazu soll eine verpflichtende Erfassung eingeführt werden, in der junge Männer ihre Bereitschaft und Fähigkeit zu einem Wehrdienst benennen müssten. Junge Frauen könnten dies auch tun.

Breuer sprach sich für Pistorius’ Modell aus. „Militärisch betrachtet brauchen wir eine Aufwuchsfähigkeit, nicht zuletzt mit Blick auf die Planungen der Nato.“ Deutschland sei die zentrale Drehscheibe für das Bündnis. „Insgesamt liegt unser Bedarf bei über 400.000 Zeit- und Berufssoldaten sowie Reservisten. Um diesen Bedarf zu decken, brauchen wir ungefähr 100.000 Reservisten zusätzlich“, sagte der Generalinspekteur. Dies könne das neue Modell zunächst decken. Aber: „Ganz ohne verpflichtende Anteile wird es dabei nicht gehen.“

Die Wehrpflicht war 2011 in Deutschland unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Das kam einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich. (mit dpa)

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