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E-Scooter-Training„Gut trainiert fühlt sich das gar nicht so schlecht an“

Lesezeit 4 Minuten
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Unsere Reporterin Katharina Hensel beim E-Scooter-Training

  1. Die E-Scooter sind längst in Köln angekommen und ein weiteres Fortbewegungsmittel in der City geworden.
  2. Doch bereits jetzt häufen sich die Unfälle mit den Rollern.
  3. Unsere Mitarbeiterin Katharina Hensel hat den Selbsttest gemacht und das Fahrtraining absolviert. Ihr Eindrücke.

Köln – E-Scooter sind in aller Munde – jeden Tag hört man von Unfällen. In der Stadt sind sie an jeder Ecke zu sehen, da ist es verführerisch sich schnell die App runterzuladen und den Roller einfach mal auszuprobieren. Doch gerade die erste Fahrt hat es in sich. „Von Studien aus anderen Ländern wissen wir, dass die meisten Unfälle bei der ersten Fahrt passieren.“, erklärt Jashar Seyfi, General Manager und Deutschlandchef beim Scooter-Verleiher Lime. Viele würden den E-Scooter als Fahrzeug nicht ernst nehmen, doch man müsse sich erst einmal an das Fahren gewöhnen. Deshalb bietet Lime nun kostenloses Fahrsicherheitstraining an – auch in Köln. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat den Selbstversuch gemacht und das „First Ride Training“ einmal ausprobiert.

Das Training

„Instructor“ Bilal Almali stellt sich vor. Er ist Fahrlehrer in Düsseldorf. Seine Fahrschule „Academy Go“ kooperiert mit Lime. Deswegen führt er die Trainingsstunden in Köln durch. Am E-Scooter hängt bereits ein Helm. „Das Tragen von Helmen beim E-Rollerfahren ist uns wichtig. Sicherheit hat oberste Priorität.“, erklärt Almali. Er beginnt mit Paragraf eins der Straßenverkehrsordnung. „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“ Der Verkehr sei etwas Lebendiges und deswegen müsse man immer achtsam sein und andere Verkehrsteilnehmer beachten.

E-Scooter Selbsttest 2

Slalom-Fahrt auf dem Trainingskurs

„Dafür wollen wir euch sensibilisieren.“ Dann geht es erst einmal an den E-Scooter. Das sieht alles ganz gewöhnlich aus: Reflektoren, Licht, Vorderbremse am Lenker, Rücktrittbremse hinten, Klingel, Gasgriff. „Es ist wichtig, vor der Fahrt eine Abfahrtkontrolle zu machen.“ Das heißt: den Roller nach Beschädigungen untersuchen. Sind Reflektoren und Klingel vorhanden? Springt der Gasgriff zurück? „Das ist wichtig für die eigene Sicherheit. Wenn der nächste Nutzer eine Beschädigung bemängelt, warst du nämlich auch der letzte Nutzer.“ Dann ist da noch der QR-Code, mit dem man das Fahrzeug über die App freischalten muss.

Die ersten Fahrversuche

Dann geht es los. Helm anziehen, auf den Roller steigen und Gas geben. Doch es tut sich nichts. „Der Trick ist, dass man den Roller erst mit ein, zwei Tritten anschubsen muss und dann Gas geben kann.“ So funktioniert das gleich viel besser.

Jetzt erst einmal ein paar Runden drehen, an das Fahrzeug gewöhnen, Gas geben, das Bremsen ausprobieren. „Am besten setzt man einen Fuß vor den anderen, dann ist das Gewicht gut verteilt und ein Fuß ist nah an der Rücktrittbremse.“

So wird gebremst

Nach den einführenden Runden folgen die ersten Bremsübungen. „Nutze im Fahren erst einmal die Vorderbremse, dann die Rücktrittbremse, spürst du den Unterschied?“, sagt Bilal Almali. Ja, aber warum? Die vordere Bremse ist stärker, mit der hinteren würde eine Vollbremsung nicht funktionieren. „Dann probieren wir jetzt eine Zielbremsung. Dafür ziehen wir beide Bremsen gleichzeitig und verlagern unser Gewicht nach hinten, dann ist auch mehr Druck auf der Rücktrittbremse.“

E-Scooter Selbsttest 3

KStA-Mitarbeiterin Katharina Hensel hat den Selbsttest gemacht und dafür eine Urkunde erhalten.

Es ist – wie beim Autofahren – eine Simulation einer Gefahrenbremsung. Auf der weißen Linie soll man zum Stehen kommen, vorher schnell drauf zufahren. Das klappt eigentlich ganz gut. Und wenn es eng wird, springt man einfach ab, anstatt richtig zu bremsen. „Es ist wichtig die Bremsen kennenzulernen. Mit solchen Übungen kann man auch seine Grenzen selber testen.“

Slalom und enge Kurven

Dann stellt Almali Pylone auf. Manche mit engerem, manche mit weiterem Abstand. „Wie ist es, den E-Scooter in extremeren Situationen zu fahren? Wie kann man mit dem Fahrzeug ausweichen?“ Enge Kurven sind am Anfang gar nicht so einfach. Die Tricks: möglichst aufrecht stehen und den Mittelpunkt halten . Wenn man in einer Kurve aus der Balance kommt, kann man mit den Knien aushelfen. „Der Slalom ist besonders wichtig, um das vorausschauende Fahren zu üben.“ Nach ein paar Durchläufen klappt der Slalom auch mit etwas mehr Gas.

Blinken – mit Armen und Beinen

Nach der Übung stellt Almali eine Frage: „Wie blinken wir eigentlich?“ Bei der Fahrt den Arm auszustrecken, macht die ganze Angelegenheit etwas wackelig. „Nach Straßenverkehrsordnung ist ein Fahrtrichtungswechsel anzuzeigen. Wenn es wie bei den Fahrradfahrern mit den Armen nicht funktioniert, machen wir es mit den Beinen.“ Vorher muss natürlich wie im Auto ein Schulterblick durchgeführt werden. Für das Abbiegen nach rechts hebt man das rechte Bein.

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„Vorher muss auf dem Roller vielleicht ein Beinwechsel stattfinden, damit die Balance gehalten wird.“ Gesagt, getan. Das ist gewöhnungsbedürftig, funktioniert nach ein paar Durchgängen aber schon ganz gut. Danach gibt es endlich Gelegenheit zum freien Fahren. Einfach mal Vollgas geben. 20 Stundenkilometer fährt der E-Scooter. Gut trainiert fühlt sich das gar nicht so schlecht an.

Die Anbieter in Köln

Drei Leihsysteme für E-Scooter gibt es bislang in Köln:

Lime, erkennbar an den schwarz-grünen Rollern (www.li.me/de)

Tier, hier sind die Roller schwarz-türkis (www.tier.app/de)

Circ, zu erkennen an den schwarz-orangenen Rollern (www.goflash.com/)

Das Fahrsicherheitstraining von Lime soll künftig alle zwei Wochen kostenfrei stattfinden. Der nächste Termin ist am Samstag, 17. August , um 13 Uhr. Weitere

Termine und Anmeldung unter: https://community.li.me/koln/

Auch Tier führt Trainingsstunden durch und plant weitere. Circ plant ebenfalls eine Ausweitung. (hen)