„Eat Play Love Festival“Wasser-Stunts und Techno-Bühnen am Fühlinger See
Köln – Seen sind in Köln Mangelware. Das zeigt sich schon allein daran, dass eine Kolonne an Kombis und Fahrrädern aus allen Teilen der Stadt immer dann in Richtung Norden zieht, wenn das Thermometer die dreißig Grad übersteigt. So stauen sich auch am Samstag die Autos vor der Einfahrt zu den Parkplätzen am Fühlinger See. Im Kontrast zu den Bauten aus den siebziger Jahren stehen dort eine Reihe bunter Stände mit Essen, am Ufer sitzen viele Besucher mit dem Blick auf das Wasser. Denn dort findet noch bis Sonntagabend das „Eat Play Love Festival“ statt.
DJs am Pult, Wakeboard-Meisterschaften auf dem Wasser
Der Veranstaltungstitel lässt Interessierte zunächst zwar im Unklaren. Doch spätestens wenn das erste Schnellboot an den Techno-Bühnen vorbeischießt, wird klar, dass es sich um ein Festival aus mehreren Teilen handeln muss. Ein Drei-in-eins-Festival quasi. Denn neben den Mischpulten der DJs, die überwiegend elektronische Musik spielen, finden auf dem Wasser verschiedene Wakeboard-Meisterschaften statt. Dabei stehen die Sportler auf einer Art übergroßem Skateboard und springen über die Wellen, die ein Boot verursacht, das die Fahrer hinter sich her zieht. Der dritte Teil des Events ist das „Food Festival“, das diesmal seinen üblichen Standort am Ehrenfelder Bahndamm verlassen und sich an den Rand der Stadt aufgemacht hat. Von arabischem Hummus bis zur südamerikanischen Kost bleibt bei den 22 Ständen kaum ein Küchenstil der Welt außen vor.
Vor vier Jahren fand das Festival zum ersten Mal statt, damals noch in kleinerem Rahmen. Im vergangenen Jahr kamen immerhin 25 000 Besucher, in diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit etwas weniger Gästen. Der Kopf hinter der Veranstaltung ist Alex Neuwirth. Er ist Bundestrainer für die Wakeboard-Disziplin, bei der hinter dem Boot gefahren wird. „Mir ging es vor allem darum, dass die Sportart mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte“, sagt Neuwirth. Deshalb schrieb er ein Konzept und wandte sich mit der Rückendeckung des deutschen Dachverbands an die Stadt Köln. Überzeugen konnte der 35-Jährige damit, dass mit den deutschen Meisterschaften der wichtigste nationale Wettkampf in Köln ausgetragen werden sollte.
Der Kölner ist leidenschaftlicher Techno-Fan
Nun ist Wakeboarden aber kein Breitensport, der für sich allein genommen reihenweise Tribünen füllen könnte. Zwar eröffnen stetig neue Liftanlagen, bei denen Wakeboarder oder Wasserskifahrer ohne ein Boot ihre Runden fahren können. Allein vier sind es bislang im Kölner Umland. Aber auf mehr als ein paar Tausend organisierte Mitglieder kommt der nationale Verband nicht. Deswegen habe es ein größeres Event gebraucht, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen und mehr Menschen anzulocken, sagt Neuwirth. Außerdem ist der Kölner leidenschaftlicher Techno-Fan und hat über seine Kontakte viele Musiker engagiert.
So schauen den Wakeboardern also weit mehr Menschen zu, als sie es von anderen Veranstaltungen gewohnt sind. Über die große Aufmerksamkeit freut sich auch Michael Schuster, der in der sogenannten Masters-Klasse um den deutschen Meistertitel der Über-Dreißigjährigen kämpft. „In Deutschland gibt es sonst nirgendwo so viel Aufmerksamkeit für den Sport“, sagt der Flensburger. Er fährt seit mehr als zehn Jahren regelmäßig auf Wettkämpfe und schätzt am Wakeboard-Sport vor allem den Zusammenhalt unter den Fahrern. „Das ist wie ein Familie“, erklärt er. Viele würden auch außerhalb der Meisterschaften gemeinsam fahren, auf Wettkämpfen treffe man fast immer die bekannten Gesichter.
Ein zusätzlicher Höhepunkt steht in diesem Jahr am Sonntag an. Erstmals findet ein Wettkampf der Profireihe World Series in Deutschland statt. Dabei messen sich die besten Wakeboarder der Welt, der Sieger streicht ein Preisgeld von 30 000 Euro ein. Das Teilnehmerfeld wird dabei vor allem von Sportlern aus Australien und den USA dominiert, deutsche Starter sind normalerweise nicht dabei. Doch die drei Bestplatzierten der Deutschen Meisterschaft bekommen ein Wildcard für den Wettkampf am Sonntag, sie dürfen also zusammen mit den Profis noch einmal aufs Wasser. (tse)