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EgonstrasseBewohner sorgen sich um Zukunft

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Unweit der Siedlung ragen die Faultürme des Klärwerks in die Höhe (Foto links). Weil der Nachbar von Ursula Siemes (l.) und Susanne Tobi in ein Pflegeheim ziehen musste, steht sein Häuschen seit kurzem leer und wird nicht neu vermietet.

  1. Häuser der ehemaligen Munitionsbunker werden nicht neu vermietet

Stammheim – In der Siedlung Egonstraße macht sich Unruhe breit. Immer mehr der kleinen Häuschen stehen leer, nachdem Mieter weggezogen oder verstorben sind. Der Beschwerdeausschuss der Stadt forderte bereits im Oktober 2014 einstimmig die Verwaltung auf, kostengünstige Lösungen für Neuvermietungen zu finden. Doch der Beschluss wurde bis heute - abgesehen von der Unterbringung Wohnungsloser in einigen der Häuser - nicht umgesetzt.

Die Siedlung entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Stadt hier ausgebombten Kölnern anbot, ehemalige Munitionsbunker als Wohnraum zu nutzen. Mit den Jahren entstand eine lebendige Kolonie mit vielen Neu-Stammheimern. Seit 2000 vermietet das verantwortliche Liegenschaftsamt aber kein Gebäude mehr, wenn die Bewohner weggezogen oder gestorben sind. Stattdessen sind bereits knapp 30 der ehemals 80 Bauwerke abgerissen. Mit jedem Jahr vergrößert sich so der Leerstand. Seit 2013 stellen sich die übrig gebliebenen Bewohner quer: Sie retteten mit einer Hausbesetzung ein leer stehendes Gebäude und stellten beim Beschwerdeausschuss erfolgreich einen Antrag, keinen der ehemaligen Munitionsbunker mehr abzureißen. Stattdessen forderte der Ausschuss im Oktober 2014 einstimmig die Verwaltung auf, Lösungen zu finden, die beispielsweise den Kauf oder eine Erbpacht für die Bewohner ermöglichen. "Genau das haben auch wir als Bezirksvertretung immer wieder gefordert", betont Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs.

Zur Begründung, nicht neu zu vermieten, führt die Stadtverwaltung an, das Gelände sei im Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen. Außerdem liege die Siedlung zu nah am Klärwerk. "Der Rat hat diese Grünfläche als Pufferzone zum Klärwerk bestimmt", erklärt Inge Schürmann, stellvertretende Leiterin der Pressestelle. Einen dritten Grund sehe das Liegenschaftsamt darin, dass die Gebäude sehr sanierungsbedürftig seien. Schürmann: "Der technische Zustand ist miserabel." Der finanzielle Aufwand für die Instandsetzung - etwa 100 000 Euro - sei unwirtschaftlich. Daher verfolge die Verwaltung die Strategie eines sozial verträglichen Rückbaus: Wenn jemand auszieht, werde nicht wieder vermietet.

Unweit der Siedlung ragen die Faultürme des Klärwerks in die Höhe (Foto links). Weil der Nachbar von Ursula Siemes (l.) und Susanne Tobi in ein Pflegeheim ziehen musste, steht sein Häuschen seit kurzem leer und wird nicht neu vermietet.

"Die Stadtverwaltung hat anscheinend kein Interesse, den Beschluss des Beschwerdeausschusses von 2014 umzusetzen", sagt Susanne Tobi, Sprecherin der Mieterinitiative Egonstraße. Dass bei der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt nicht neu vermietet werde, kann Tobis Nachbarin und Mitstreiterin Ursula Siemes nicht nachvollziehen: "Außerdem sind die 100 000 Euro Sanierungskosten viel zu hoch gegriffen. Gebt den Nachmietern 30 000 Euro für ein neues Bad, und den Rest machen die dann selbst." Schließlich bezahlen die Mieter jetzt schon neue Gasthermen oder Wasserzähler - ganz so wie Eigentümer. Tobi und Siemes verweisen darauf, dass ähnliche ehemalige Notunterkünfte wie die Humboldtsiedlung in Ostheim oder die Indianersiedlung in Zollstock erhalten wurden. Die ursprünglichen Mieter sind mittlerweile Eigentümer. Das wollen die Bewohner der Egonstraße auch. Tobi: "Wir wollen sichergehen, dass unsere Kinder später hier wohnen bleiben können."