Altes Siemens-GebäudeIm April rücken die Abbruchbagger an
Köln-Ehrenfeld – Noch steht der Koloss. Das Siemensgebäude ist leer, der Parkplatz davor ebenfalls. Das Tor an der Franz-Geuer-Straße ist verschlossen. Vom Abbruch der ehemaligen Niederlassung des Elektronik-Riesen ist noch nichts zu ahnen. Die Frage, die viele Menschen in seiner Umgebung umtreibt, lautet: Wie lange noch? Andere wiederum fragen, warum überhaupt abgerissen werden muss und ob ein Erhalt nicht sinnvoller sei?
Ein Bebauungsplanverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit läuft zurzeit. Trotzdem ist vielen Menschen bislang verborgen geblieben, was mit dem rund 19000 Quadratmeter umfassenden Gelände passieren soll. Die wichtigsten Fragen und Antworten sind hier zusammengefasst.
Was ist geplant?
Laut dem städtebaulichen Planungskonzept, das Mitte Dezember in Form einer digitalen Veranstaltung von der Stadtverwaltung und dem Investor vorgestellt wurde, soll an Stelle des knapp 50 Jahre alten Bürobaus ein urbanes, gemischt genutztes Quartier mit Wohnungsbau, einer Kindertagesstätte und gewerblichen Nutzungen entstehen. Das Architekturbüro Konrath und Wennemar sowie die Landschaftsarchitekten von Studio grüngrau haben eine Entwurfsplanung erstellt. Sie sieht den Bau von blockförmigen angeordneten Gebäuden vor, mit denen rund 430 Wohnungen geschaffen werden. Außerdem ist eine Kindertagesstätte geplant. Die Grünplanung umfasst begrünte Zonen und Wege sowie begrünte Dachflächen. Andererseits sollen nach derzeitigem Planungsstand auch vorhandene Bäume weichen.
Welchen Einfluss haben Bürger und Politiker noch?
Bürgerinnen und Bürgern wurde das Vorhaben in Form einer frühzeitigen Beteiligung im Dezember 2020 präsentiert. Laut einer Sprecherin des Investors Swiss Life Asset Managers Deutschland (früher Corpus sireo) habe es im Anschluss daran schon erste Planänderungen gegeben, um eine angrenzende schon vorhandene Wohnsituation zu verbessern. Das Ergebnis der frühzeitigen Beteiligung sowie die weiteren Vorgaben für den Bebauungsplan-Entwurf muss noch in den politischen Gremien beraten werden.
Wird dieser Entwurf noch einmal öffentlich ausgelegt?
Das muss er sogar laut Baugesetzbuch. Dann besteht einen Monat lang nochmals die Gelegenheit zu Einwänden und Stellungnahmen. Über die müssen die politischen Gremien beraten und entscheiden – in diesem Fall die Bezirksvertretung Ehrenfeld, der Stadtentwicklungsausschuss und abschließend der Rat der Stadt Köln.
Welche Alternativen werden vorgeschlagen?
Auf einer Diskussionsplattform, die von einer Initiative aus der direkten Nachbarschaft eingerichtet wurde, wird eine Umnutzung des Gebäudes sowie die Bau einer Wohnanlage aus Holz- und Lehmbauten vorgeschlagen.
Die Idee der „ersten ökologischen Bausiedlung Ehrenfelds“ sieht vor, im alten Siemensgebäude 100 Studentenappartements zu schaffen sowie rund 200 verschieden große weitere mit den ökologischen, recycelbaren Baustoffen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ist es denkbar, dass der bisherige Entwurf ganz gekippt wird und das Siemensgebäude erhalten und umgebaut wird?
Kaum, denn über die Notwendigkeit zu weiterem Wohnungsbau – hier wären es rund 430, davon ein Drittel öffentlich gefördert – herrscht ein breiter Konsens. Zudem widerspricht der Investor einem Erhalt des Gebäudes. Im Februar teilte das Unternehmen in einen Newsletter, den jeder in digitaler Form abonnieren kann, mit, dass der Erhalt gründlich geprüft worden sei. Unter ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten sei das Gebäude langfristig nicht nutzbar. Die CO2-Bilanz eines neu gebauten Quartieres sei inklusive Abbruch und Neubau günstiger als ein Erhalt, Teilabbruch und einem kleineren Anteil an Neubauten auf dem Grundstück, behauptet Swiss Life Asset Management.
Bis Ende Januar sollen die Entkernung und die Schadstoffsanierung abgeschlossen sein, Für April ist der Abbruch geplant. Bis dahin, also im ersten Quartal 2022, werden Überarbeitungen der bisherigen Pläne vorgestellt. Bürgeranregungen bei der nächsten Offenlage sollen berücksichtigt werden.www.franz-geuer-strasse-koeln.dewww.fgskoeln.de