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Tipps und kostenlose PflanzenBaumscheibenprojekt geht nach 18 Jahren in Ehrenfeld zu Ende

Lesezeit 3 Minuten
Ende nach 18 Jahren: Barbara Deppner, Cornelia Schmerbach (beide vom EVA-Vorstand), Katja Mildenberger, Martin Höke und Susanna Geßner (v.l.) bei der vorerst letzten Verschenk-Aktion. Foto: Hermans

Ende nach 18 Jahren: Barbara Deppner, Cornelia Schmerbach (beide vom EVA-Vorstand), Katja Mildenberger, Martin Höke und Susanna Geßner (v.l.) bei der vorerst letzten Verschenk-Aktion.

Ab Januar müssen sich potenzielle Interessente in Ehrenfeld, wie in anderen Bezirken auch, zentral an das Grünflächenamt wenden

Beim Ehrenfelder Verein für Arbeit und Qualifizierung (EVA) in der Herbrandstraße werden mal wieder Pflanzen verschenkt, allerdings zum vorerst letzten Mal: „Storchenschnabel“, „Wiesenkümmel“, „Leimkraut“, bieten Katja Mildenberger und Martin Höke den Besuchern an, eine kleine Schlange hat sich schon gebildet.

Mildenberger und Höke sind die letzten Mitarbeitende des Baumscheibenprojekts für den Bezirk Ehrenfeld, Ende Dezember läuft es nach 18 Jahren aus. Melancholie hängt über dem EVA-Gelände.

Hibiskus und Malve gut für Baumscheiben-Bepflanzung

Melancholie ist auch bei Susanna Geßner zu spüren, die bei Kaffee und Kuchen an einem der Tische sitzt. Sie ist eher zum Abschiednehmen und zum Gespräch mit Gleichgesinnten gekommen, weitere Pflanzen oder Ratschläge braucht sie nicht. Denn Geßner ist fast seit Anbeginn dabei, sie weiß inzwischen, was sie anpflanzen möchte – oder besser: kann. „Osterglocken wären ja schön, aber die sind zu groß“, erklärt sie. „Das lockt Randalierer an. Besser sind Hibiskus und Malve.“

Susanna Geßner kümmert sich um zwei Baumscheiben, eine befindet sich direkt vor ihrer Wohnung, die andere liegt ein paar Meter weiter, vor einem Haus in der Nachbarschaft. Als damals per Zeitungsaufruf Baumscheibenpaten für den Bezirk gesucht wurden, also Ehrenamtler, die sich um die kleinen Beete rund um die Straßenbäume kümmern, war sie sofort begeistert. Denn diese Beete sehen oft trostlos und ungepflegt aus, findet sie. Nach der Anmeldung bei EVA kamen Mitarbeiter vorbei, gruben das Beet um, gaben Ratschläge für die Bepflanzung und für regelmäßiges Gießen und Jäten, was zu den Pflichten der Beetpaten gehört.

Baumscheiben-Paten müssen sich ab Januar ans Grünflächenamt wenden

Ab Januar müssen sich potenzielle Interessente in Ehrenfeld, wie in anderen Bezirken auch, zentral an das Grünflächenamt wenden. „Aber dessen Mitarbeiter kommen wohl nur in Ausnahmefällen vorbei“, meint Geßner.

Das bestätigt Katja Mildenberger, die seit 18 Jahren als Teilzeitkraft bei EVA für die Koordination des Baumscheibenprojekts zuständig ist. Sie steht kurz vor dem Ruhestand, eine Nachfolgerin wird’s wohl nicht geben, denn die äußeren Bedingungen sind schwierig geworden: „Früher hatten wir für das Projekt sieben Mitarbeiter, meist Langzeitarbeitslose, die bei EVA an einer Qualifizierungsmaßnahme teilnahmen“, sagt sie.

Auf Anfrage gab man Bürgern zusätzlich Tipps für Straßenfeste, verlieh sogar Tische und Bänke, aber das ist längst vorbei. „Irgendwann gestand die Stadt uns nur noch zwei Stellen zu, seit eineinhalb Jahren bekommen wir niemanden mehr“, sagt Mildenberger. Martin Höke arbeitet auf 520-Euro-Basis und wird nun auch aufhören. „Das ist auch für die Kitas und Schulen schade, die haben wir oft bei der Anlage von Hochbeeten unterstützt“, sagt er.

Mildenberger erzählt, dass die Zahl der Paten über die Jahre hinweg meist bei 150 bis 180 lag, steigern ließ sich das nicht, die Fluktuation sei groß. Einige Teilnehmer zögen fort, andere fühlten sich zu alt oder kapitulierten vor Hunden und Vandalismus. Auch die alljährlichen Verschenk-Aktionen von Pflanzen und Obstbäumen halfen da wenig. „Die Bezirksvertretung hat uns dabei immer aus dem Topf der Stadtverschönerungsmittel unterstützt“, sagt Katja Mildenberger.

In einigen Stadtteilen führen möglicherweise andere Vereine oder Initiativen die Arbeit des Baumscheibenprojekts fort, die Bocklemünder Beete etwa möchte die Aktion Nachbarschaft übernehmen. Eine gemeinsame Initiative aus schon aktiven Baumscheibenpaten hält Susanna Geßner aber für unwahrscheinlich: „Wir kommen ja alle aus unterschiedlichen Stadtteilen, man kennt sich kaum.“