Ökumenische Führung: Lokal-Experte Uli Voosen zeigte Teilnehmern Krippen in drei Bickendorfer Kirchen, einer evangelischen und zwei katholischen.
Krippen auf ÖkumenischIn drei Kirchen machte eine neue Führung im Stadtteil Bickendorf Station
Schwer zu glauben: Bis in die 1920er Jahre gab es in der Domstadt, die ihren volkstümlichen Namen „Hillijes Kölle“ nicht zuletzt dem Dreikönigsschrein verdankt, kein einziges Gotteshaus, das nach den Heiligen Drei Königen benannt gewesen wäre. Erst mit dem Bau der Rosenhofsiedlung in Bickendorf nach Plänen des Architekten Wilhelm Riphahn änderte sich dies: Anfang 1929 wurde St. Dreikönigen am Weißdornweg eingeweiht, selbstverständlich am 6. Januar, dem Dreikönigsfest.
Den imposanten Stahlbetonbau mit der schlichten kubischen Formsprache der Architekten Hans-Peter Fischer und Heinrich Forthmann stellte Stadtführer Uli Voosen den Teilnehmern zu Beginn seiner Bickendorfer Krippentour vor. Obwohl bei der Konzeption des Sakralbaus bewusst auf Pomp und Ausstattung verzichtet wurde, sind die drei Könige dort mehrfach vertreten: Auf einer bildlichen Darstellung aus den 70er Jahren zum Beispiel, aber auch auf einem Mosaik in der Sakristei, das lange verschwunden war.
Heilige Drei Könige sind in der Kirche St. Dreikönigen omnipräsent
Ein Pfarrer hatte, um Platz für ein Glasfenster zu schaffen, in den 50er Jahren einfach mal einen großen Schrank davorgestellt. „Wiederentdeckt wurde das Mosaik erst vor einigen Jahren, als der damalige Pfarrer Klaus Kugler den Schrank verschob“, erzählte Voosen. Der Schöpfer des Mosaiks ist unbekannt, es wird Jan Thorn-Prikker zugeschrieben, der auch die schmalen Glasfenster des Gotteshauses konzipiert hatte.
Aber die Heiligen Drei Könige sind natürlich auch in der Krippe präsent, die zwei unbekannte Stifter im Jahre 1952 für die Gemeinde anschafften. Sie stammt von der bekannten Krippenkünstlerin Lita Mertens, deren Arbeiten im Advent und Anfang Januar zahlreiche Kölner Kirchen zieren. „Man erkennt sie an den Gesichtern von Maria und Josef“, sagte Uli Voosen, „die sind sich in den meisten ihrer Krippen ziemlich ähnlich.“ Wobei Josef stets einen akkurat getrimmten Vollbart trägt, der auch Hipstern in den 2010er Jahren gut zu Gesicht gestanden hätte.
Ganz anders geht es in der evangelischen Epiphaniaskirche am Erlenweg zu, die Voosen als zweite von drei Stationen der Bickendorfer Krippentour ansteuerte. Die Tour fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt – mit Wiederholungstermin aufgrund der großen Nachfrage - , und zwar auf Anregung der Organisatoren des ökumenischen Kölner Krippenwegs. Die Tradition des Krippenbaus, erklärte Uli Voosen den Teilnehmern, hatte einst Franz von Assisi begründet, sie wurde im 16. Jahrhundert von den Jesuiten auch in Köln eingeführt, und zwar als Akt der Gegenreformation: Ein Teil der Heilsgeschichte sollte für Menschen, die des Lesens unkundig waren, bildlich dargestellt werden. Längst haben die Protestanten ihren Frieden mit den Krippen gemacht, doch Pracht und Prunk bleiben ihnen fremd, dafür ist die aus der Schweiz kommende Form der Egli-Krippe, wie sie in der Epiphaniaskirche zu sehen ist, ein gutes Beispiel.
„Sie ist weitgehend aus Naturmaterialien wie Wolle und echtem Haar sowie recycelten Stoffen hergestellt, die Figuren haben keine Gesichter und tragen keine Kleidung, die bestimmten Personen zugeordnet werden könnte“, so Voosen. „Ihre Funktion erhalten sie lediglich aus ihrer Position innerhalb der Szene und aus der Körperhaltung, die sich verändern lässt. Das Jesuskind ist natürlich eine Ausnahme.“ Bemerkenswert auch, dass die Krippe gleich an der Fensterfront des Kirchenfoyers aufgebaut und nach außen gerichtet ist: „Früher hatten wir die Krippe auch unter dem Weihnachtsbaum im Gottesdienstraum stehen“, berichtete Pfarrerin Kristina Tsoleridis, die die Krippenwanderer begrüßte. „Aber das hat sich während Corona geändert und ist dann so geblieben.“
Zum Abschluss ging’s nochmal zu den Katholiken nach St. Rochus. Die Kirche wurde 1849 erbaut, und zu Weihnachten nach fünf Jahren Schließung wegen umfassender Renovierungsarbeiten, wieder geöffnet. In Sachen Krippe wartete allerdings eine leise Enttäuschung auf die Gruppe, denn diese fällt doch recht übersichtlich aus: Maria und Josef, Krippe mit Jesuskind - das war‘s auch schon. „Die Krippe wurde aus St. Bartholomäus übernommen, die vor einigen Jahren zur Grabeskirche umgebaut wurde“, erklärte Voosen. „Dabei sind die Heiligen Drei Könige leider auseinandergefallen, die Figuren waren zu alt.“ Immerhin konnten die Teilnehmer neu Erlerntes anwenden. Denn ein Blick in die Gesichter von Maria und Josef mit dem Hipster-Bart verriet die Schöpferin eindeutig: „Lita Mertens“, murmelten einige Krippenwanderer andächtig.