AboAbonnieren

Institution im Veedel wird 100Die Rochus-Apotheke in Bickendorf wird in dritter Generation geführt

Lesezeit 2 Minuten
Sieben Menschen, teilweise in weißen Apotheker-Kitteln stehen vor dem Schaufenster der Rochus-Apotheke.

Senior-Chef Dirk Gardemann (links), Senior-Chefin Birgit Gardemann (rechts) und Thomas Gardemann (3.v.l.) mit Mitgliedern des Apotheken-Teams

Vor 100 Jahren öffnete in der Rochusstraße 93 eine Apotheke, seit 50 Jahren ist sie an ihrem heutigen Standort am Sandweg.

„Der Kontakt zu den Menschen, die Beratung, das Begleiten, das ist es, was mir an meinem Beruf am meisten Spaß macht“, sagt Thomas Gardemann, der in dritter Generation die Rochus-Apotheke in Bickendorf führt.

Sein Großvater hatte diese vor 75 Jahren vom ursprünglichen Gründer Johann Heinrich vom Hoevel übernommen. Dieser hatte das damals in Sichtweite der Rochuskirche gelegene Vorgänger-Geschäft im Jahr 1924 ebenfalls nach dem Heiligen benannt, der sich im 14. Jahrhundert der Pflege von Pestkranken widmete und schließlich selbst an der Krankheit starb.

Rochus-Apotheke gehört in Bickendorf zum Geschäftszentrum des Veedels

Im Jahr 1936 zog die Apotheke an die Subbelrather Straße 598, 1974 inzwischen unter der Leitung der Eltern des heutigen Inhabers, Dirk und Birgit Gardemann, zog die Apotheke an ihren jetzigen Standort am Sandweg. Das Ehepaar führte die Geschäfte bis vor 17 Jahren, als Sohn Thomas übernahm. „Nur zwei Wochen nach meiner Approbation stand ich dann im Geschäft“, erzählt der 47-Jährige.

Viele Kunden kommen seit Jahren in die Apotheke, die zusammen mit dem Merzenich, der Eisdiele Anna Lisa, der Buchhandlung Handtverlesen und dem Kääzmanns am Bickendorfer Kreisel das kleine, aber lebendige Geschäftszentrum des Ortsteils bildet. „Auf die Bickendorfer ist Verlass“, sagt Gardemann über seine treue Kundschaft, die er einst als Schüler mit dem Fahrrad belieferte.

Mo-Torres brachte Medikamente und sang für die Kunden

Den Bringdienst erfand sein Vater, er ist einer der Services, den die Veedelsapotheke bietet. Medikamente werden in einem Radius von zwei Kilometern ausgeliefert, also sogar bis ins benachbarte Ossendorf oder auch nach Ehrenfeld. Einer der ehemaligen Fahrradboten brachte nicht nur die Medikamente, er sang auch gerne mal für die älteren Kunden. „Das war der Moritz, der heute als Mo-Torres sein Geld verdient, nur noch mit Singen“, erzählt Gardemann-Senior schmunzelnd.

Den Bringdienst, der inzwischen mit dem E-Bike unterwegs ist, kann man auch per App oder durch Online-Bestellung aktivieren. Die Apotheke am Sandweg geht mit der Zeit, die Konkurrenz aus dem Internet fürchtet der Betreiber nicht, wohl aber den Fachkräftemangel, die Bürokratie und die Pläne des Gesundheitsministers.

„Herr Lauterbach plant die Apotheke Light, in der gar kein studierter Pharmazeut mehr vor Ort sein muss, das würde den Beruf des Apothekers massiv entwerten“, fürchtet Gardemann. Außerdem stagniere die Vergütung für die Apotheker seit Jahren, die Löhne aber nicht. In Bickendorf blicken die Gardemanns dennoch optimistisch in die Zukunft, denn auch die vielen Kunden kommen inzwischen in zweiter und dritter Generation.