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„Rückt die Container raus“Eltern und Schüler der Kölner Heliosschule protestieren vor Rathaus

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Auf Picknickdecken und mit ohrenbetäubendem Lärm weisen die Schüler darauf hin, dass sie weder Mensa noch Fachräume haben.

Schüler der Kölner Heliosschule protestieren mit ihren Eltern vor dem Rathaus.

Die Schulgemeinschaft der Heliosschule hat lange Geduld gehabt, obwohl ein Teil der Schülerschaft jetzt schon im dritten Interim lernt. Jetzt aber sehen die Eltern das Bildungsziel gefährdet.

Mit hölzernen Kochlöffeln schlagen die Schülerinnen und Schüler vor dem Rathaus auf ihre Metallkochtöpfe. Ohrenbetäubender Lärm begleitet die Kölner Schulpolitiker zu ihrer Sitzung ins Rathaus. „Wir wollen Mittagessen“ oder „Rückt endlich die Container raus“ steht auf den Plakaten, die die rund 200 Demonstranten bei ihrem „Picknick“ vor dem Rathaus hochhalten. Es ist nicht zu überhören: Eltern, Schülerschaft und Lehrer der Ehrenfelder Heliossschule sind mit ihrer Geduld am Ende.

Mit Nachdruck wollen sie die Kölner Schulpolitiker darauf aufmerksam machen, dass an der Schule die Nerven blank liegen und die Situation in ihrem inzwischen dritten Interim in dem umgebauten Büroloft „Zwitschermaschine“ in Vogelsang für sie mehr tragbar ist. „Wir wollen endlich eine verbindliche Terminzusage für die Fertigstellung der Containerbauten“, schreiben die Eltern in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Auch unkonventionelle Zwischenlösungen müssten in den Blick genommen werden: Sie schlagen den Aufbau von Zelten vor, um das Schulleben in vollem Umfang vor Ort durchführen zu können. „Wir demonstrieren hier für das Recht auf Bildung für unsere Kinder“, so die Eltern.

Unterricht an der Heliosschule fällt oft aus

Im September ging die inklusive Ganztagsschule nach einer Entscheidung der Schulleitung aus der Not heraus in den Halbtagsbetrieb. Es wurden schwerpunktmäßig nur die Hauptfächer unterrichtet. Inzwischen gibt es ein hybrides Konzept: Vormittags in der Schule, nachmittags wird wie zu Zeiten des Lockdowns Lernen auf Distanz zu praktiziert.

Das gesamte Kollegium sei nervlich am Anschlag, der Krankenstand angesichts der Belastungen sehr hoch, berichtet die Elternpflegschaft. Der Hintergrund ist, dass die Verhältnisse in dem derzeitigen Interim sehr beengt sind und die ursprünglich für nach den Herbstferien versprochenen Container noch immer nicht bezugsfertig sind. Hierin sollten eigentlich Fachräume und eine Mensa untergebracht worden. „Es ist unglaublich laut, es gibt für die Kinder keine Routinen oder Verlässlichkeit“, sagt Anne Kesting von der Schulpflegschaft.

Ein Teil der Schülerschaft ist wegen Platzmangels weiter in einer Teiletage im Snake-Gebäude am Wasseramselweg untergebracht. Für bestimmte Fächer und Projekte fährt die Schulgemeinschaft zur Universität, wo Räume genutzt werden können. Ein Mittagessen für die Schülerschaft kann nicht mehr angeboten werden.

Die Stadt teilte auf Anfrage mit, dass die Containeranlage für die Gesamtschule inzwischen aufgestellt sei. Man arbeite mit Hochdruck daran, diese so schnell wie möglich zur Nutzung übergeben zu können. Da aber unter anderem noch die Raumluftmessung anstehe, könne allerdings noch kein verbindlicher Übergabetermin genannt werden.

Auch die von der Schule gewünschte Aufstellung eines Zeltes für die Essensversorgung wurde nach Angaben der Stadt geprüft. Sie würde für die Beheizung die erhebliche Energiemenge von 1400 Liter Öl pro Woche verbrauchen. Die Kosten für Aufbau und Betrieb bis 23. Dezember 2023 würden sich auf mehr als 50.000 Euro belaufen. Ein entsprechendes Angebot liege der Schule vor. Die Stadt weist zudem darauf hin, dass man der Schule eine Mittagsverpflegung durch Lunchpakete angeboten habe, die abgelehnt wurde.

Eltern sehen das Reformprojekt Universitätsschule gefährdet

Für die Heliosschule, deren Neubau eigentlich zum Schuljahr 2024/25 fertig werden sollte, ist es das dritte Interim. Nach dem Brand im Interimsquartier in der Borsigstraße war die Schule zunächst in Räumen der Gesamtschule Wasseramselweg untergekommen, die diese aber als Schule im Aufbau dann selbst benötigte.

Die Eltern haben nun Sorge, dass der hohe Anteil an Unterrichtsausfall, die Belastung des Lehrpersonals und die große Unruhe dauerhaft für Lerndefizite sorgt, die nicht mehr kompensiert werden können. Sie sehen aber auch, dass das innovative reformpädagogische Reformprojekt „Inklusive Universitätsschule“ gefährdet ist. Stadt, Bezirksregierung und Universität hatten dieses als Leuchtturmprojekt initiiert.

Zumal auch die Sorge besteht, dass sich die Fertigstellung des Neubaus der Heliosschule in Ehrenfeld weiter verzögert. Eigentlich war die Fertigstellung zum Schuljahresbeginn 2024/25 geplant. Es gibt aber immer wieder Verzögerungen am Neubau, die ein Einhalten des Termins immer unwahrscheinlicher machen. Die Verwaltung prüft bereits weiter vorsorglich weitere Interimsmöglichkeiten.