Eritreische GemeindeChristen im weißen Gewand

Weiße Kopftücher sind für Frauen vorgeschrieben.
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Ehrenfeld – Die Frauen tragen weiße Gewänder und Kopftücher oder Schleier. Viele der Männer haben ebenfalls ein weißes Tuch um die Schultern. Alle ziehen ihre Schuhe aus, bevor sie die Kirche betreten. Fremdartiger Gesang, begleitet von Trommelschlägen, dringt nach draußen. Mancher Passant schaut verwundert und irritiert, wenn sich die eritreisch-orthodoxen Christen in der Marienkapelle am Geisselmarkt sonntags zum gemeinsamen Gebet treffen.
Erst seit wenigen Monaten kann die noch sehr junge Gemeinde die katholische Kapelle nutzen. Schon bei der zweiten Zusammenkunft gab es Missverständnisse. Aufgrund der orientalisch anmutenden Kleidung argwöhnten einige Bürger, dass Muslime die Kapelle „übernommen“ hätten. Damit lagen sie genau so falsch wie ein türkischer Ehrenfelder, der die Eritreer auf der Straße zu Rede stellte und sie fragte, was sie sich als Muslime denken würden, in einer christlichen Kirche zu beten.
Erstaunt und amüsiert
„Mit solchen Reaktionen haben wir überhaupt nicht gerechnet“, meint Robel Kebreab, einer der Gründer der Gemeinde, erstaunt und amüsiert zugleich. Was hierzulande den meisten Menschen unbekannt ist: die Eritreisch-Orthodoxe Tewahdo-Kirche ist in Kebreabs Heimat Eritrea mit zwei Millionen Mitgliedern die größte Religionsgemeinschaft des Landes. „Tewahdo“ bedeutet Einheit – und mit der Bezeichnung soll die göttliche und menschliche Natur Jesu Christi betont werden. Die Gläubigen bereichern ein schon großes Angebot an Religionsgemeinschaften und Kulturen in Ehrenfeld.
Die Mitglieder der Tewahdo-Kirche in Ehrenfeld seien überwiegend junge Menschen, betont Kebreab. Aus Köln und der Umgebung kommen sie jede Woche nach Ehrenfeld. Das kleine Gotteshaus ist ihnen ein heiliger Ort. Entsprechend andächtig ist die Atmosphäre. Manche küssen die Außenmauer, bevor sie durch das kleine Kirchenportal gehen. Dicht gedrängt stehen, sitzen oder knien die Gläubigen in den Bankreihen – Männer links, Frauen rechts. Eine von vielen Vorschriften, die die orthodoxen Christen der Bibel entnehmen.
Die Gemeindemitglieder freuen sich über Gäste, die die Gebetsstunden in der Kapelle mitfeiern möchten. „Selbst wenn sie nur aus Neugierde einen Blick in die Kapelle werfen möchten“, sagt Robel Kebreab, der jedem gern und viel über seinen Glauben zu erzählen weiß.