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Falsche EinäscherungBestatterverband spricht von Skandal

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In diesem Kühlraum im Krematorium auf dem Westfriedhof werden am Wochenende die Särge von den Bestattern angeliefert.

Köln – Nach der Verwechslung zweier zur Einäscherung vorgesehener Verstorbener will die Verwaltung die Kontrollen im Krematorium auf dem Westfriedhof verbessern. „Wir wollen ein Strichcode-System für die Särge einführen“, kündigte Stadtsprecher Stefan Palm am Dienstag an. Mit Hilfe der Kennzeichnung lasse sich dann jederzeit feststellen und elektronisch aufzeichnen, wo sich ein Sarg gerade befindet; von der Einlieferung eines Leichnams in den Kühlraum bis zu dessen Einäscherung in einem der drei Öfen.

Außerdem soll der Lagerraum, in dem die Bestatter täglich bis zu 30 Särge abstellen, mit einer Videokamera überwacht werden. Um den Raum nach Dienstschluss betreten zu können, besitzen viele der 180 Kölner Beerdigungsunternehmer einen eigenen Schlüssel. Die Stadt will den Zugang künftig mit Chipkarten regeln. Die Eingangspforte ist seit dem Vorfall selbst an Wochenenden Tag und Nacht besetzt.

Der Irrtum eines Mitarbeiters der Verbrennungsstätte hatte schwerwiegende Folgen. Eine Urne war unter falschem Namen bestattet worden. Das Gefäß muss wieder ausgegraben werden; dann wird die Asche umgefüllt und unter dem richtigen Namen erneut begraben. Christoph Kuckelkorn, der Bestatter der Verstorbenen, traf sich mit Grünflächenamtsleiter Manfred Kaune, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Wir werden den Trauernden im Rahmen unserer Möglichkeiten, soweit es geht, entgegenkommen, auch finanziell“, sagte Kaune.

Ein anderer Leichnam galt aufgrund der Verwechslung eine Woche lang als verschwunden – für die Angehörigen ein grauenvoller Gedanke. Der Bestatterverband spricht von einem Skandal. „Die Verstorbene war in Ihrem Gewahrsam, Ihre Obhutspflicht bestand im Bewachungs- und Aufsichtsverhältnis“, heißt es in einem Brief des Vorstandes an Kaune. Die Bestatter fordern die Stadt auf, seit Jahren verlangte Kontrollmechanismen innerhalb von sechs Wochen zu installieren. Andernfalls „kämen wir als Berufsverband nicht umhin, unseren Mitgliedern Alternativen zu empfehlen“. Im Klartext: Der Stadt droht ein Boykott des Krematoriums.