Köln-EhrenfeldStadt verteidigt Abholzung von Blutbuche
- Die meisten schützenswerten Bäume des Bezirks befinden sich im Rochuspark und im alten Bickendorfer Friedhof.
- Die Bürger wissen den Wert der Anlagen und ihrer stolzen Bäume zu schätzen und kritisieren Abholzungen der Stadt..
- Die Verwaltung verteidigt jetzt das Fällen einer Blutbuche. Politiker wollen mehr Bäume unter Schutz stellen.
Bickendorf/Ossendorf – Dem Schutz von Bäumen räumt die Bezirksvertretung Ehrenfeld schon seit langem hohe Priorität ein. Erst recht, wenn es sich um besonders alte und große Bäume handelt, die den Status von Naturdenkmälern haben. Eher kleine Grünanlagen sind der Rochuspark und der alte Bickendorfer Friedhof. Hier finden sich aber die meisten Baumdenkmäler. Das macht sie besonders schützenswert. Auch die Bürger wissen den Wert der Anlagen und ihrer stolzen Bäume zu schätzen und achten darauf, wenn ihnen Gefahren drohen.
Das von der Verwaltung schon beabsichtigte Fällen einer mächtigen Blutbuche im Rochuspark wusste eine Initiative vor zehn Jahren noch abzuwenden. Das Grünflächenamt wollte den vom Brandkrustenpilz befallenen Baum wegen der Gefahr durch herabfallende Äste schon 2010 entfernen lassen. Mit Sicherungsgurten versehen lebte der vor etwa 150 Jahren gesetzte Baumriese bis Anfang 2018. Dann machte ihm das Sturmtief „Burglind“ den Garaus.
Seither steht nur noch der Stamm, der als sogenannter Habitatbaum Kleintieren und Mikroorganismen Lebensraum bietet. Nun wurde wenige hundert Meter entfernt wieder ein Baum gefällt. Wieder eine Blutbuche. Auf dem alten Friedhof Bickendorf an der Feltenstraße vermuteten Bürger „unangebrachte Pflegemaßnahmen“.
Ehrenfelder Baumkontrolleure
In der Bezirksvertretung Ehrenfeld verlangten sie in einer Bürgeranfrage Aufklärung von der Verwaltung. „Die Formulierung muss zurückgewiesen werden“, stellte das Grünflächenamt in seiner Antwort klar. Man beschäftige eine große Anzahl an Baumkontrolleuren, die regelmäßig geschult würden. Bei der Pflege und Unterhaltung der Grünflächen und des Baumbestandes auf öffentlichen Flächen komme es vor allem darauf an, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Die Mitarbeiter gingen in den Grünanlagen sehr differenziert vor und berücksichtigten stets die örtliche Situation. Der Baum sei abgestorben gewesen, erläuterte die Verwaltung in ihrer Stellungnahme. Ein neuer Baum soll exakt an der selben Stelle gesetzt werden.
Neuer Baum ersetzt gefällte Blutbuche im Rochuspark
Zurückgewiesen wurde auch der Vorwurf, dass, nachdem die Blutbuche gefällt sei, durch das Ausfräsen der Wurzel möglicherweise das Wurzelwerk benachbarter Bäume geschädigt worden sei. Man habe die Wurzel ausgefräst, weil an der Stelle im Herbst ein neuer Baum gepflanzt werden soll. So soll das alte Erscheinungsbild gewahrt bleiben.
Grundsätzlich erfolge eine Wurzel-Ausfräsung nicht großflächig, sondern beschränke sich auf den verbliebenen Baumstumpf und die unmittelbar davon ausgehenden Wurzelansätze. Auf keinen Fall werde in den statisch relevanten Wurzelraum von Nachbarbäumen eingegriffen. Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung nahm die Bürgeranfrage zum Anlass, sich nach der Fortschreibung der Naturdenkmal-Liste zu erkundigen.
Naturdenkmal-Liste soll aktualisiert werden
Die vorliegende Fassung stamme aus dem Jahr 2001. Voraussichtlich im nächsten Jahr will das Grünflächenamt die Vorbereitungen zur Aktualisierung abgeschlossen haben. Eine Arbeitsgruppe überprüfe 30Vorschläge aus der Bürgerschaft im gesamten Stadtgebiet. Offiziell aufgenommen werden neue Denkmale aber erst mit derNeufassung des Landschaftsplanes.
Dieses Schild weist auf geschützte Bäume hin
Dreieckige Schilder mit einem grünen Rand markieren bundesweit Naturdenkmäler. In Köln gibt es nun eine Variante davon: Schilder mit der Aufschrift „Baumdenkmal“, die dazu ein stilisiertes Bäumchen zeigen, statt wie die anderen Schilder eine Adler-Silhouette.
Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes, klärt auf: „Wir wollen damit innerhalb geschützter Landschaftsbestandteile auf einzelne Bäume, die Denkmäler sind, aufmerksam machen.“ (Rös)
Wann die abgeschlossen sei, könne noch nicht gesagt werden. „Auf jeden Fall sollen in Ehrenfeld weitere Bäume als Naturdenkmäler ausgewiesen und unter besonderen Schutz gestellt werden“, verlangt die SPD in ihrem einstimmig beschlossenen Antrag.
Zudem soll die Verwaltung sicherstellen, dass kein Baum aus der Naturdenkmal-Liste auf dem Gebiet des Bezirkes gefällt werden darf, bevor der Naturschutzbeirat der Stadt seine Zustimmung gegeben habe. Ist bei einem Baum durch Krankheit oder Schäden Gefahr in Verzug, dürften zunächst lediglich zwingend erforderliche Sicherungsmaßnahmen ausgeführt werden, bevor der Beirat zu Rate gezogen werde.